Schnee von gestern

Regen statt Schnee: Ist der Klimwandel schuld?

Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten hat sich in den letzten Jahrzehnten halbiert. Regen wird in Zukunft Schnee, zumindest teilweise, ersetzen und das „ewige Eis“ ist auch schon lange nicht mehr „ewig“. Das alles hat fatale Folgen für die Umwelt. Und für den Tourismus. Doch ist der Klimawandel wirklich schuld daran? Und warum müssen Rentiere deshalb in Lastwägen fahren?

von Grüne Weihnachten - Schnee von gestern © Bild: shutterstock

Auch heuer wird es aller Voraussicht nach nichts mit weißen Weihnachten. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik prognostiziert stabiles Hochdruckwetter. Und somit keinen Schnee. Statistisch gesehen ist das jedoch längst der Normalfall: In tiefen Lagen hat sich die Chance auf weiße Weihnachten in den letzten Jahrzehnten halbiert ", erläuterte Klimatologe Alexander Orlik. So gibt es in den Landeshauptstädten Wien, Eisenstadt und St. Pölten nur noch jedes fünfte Jahr, in Bregenz, Salzburg, Linz, Graz und Klagenfurt nur jedes dritte Jahr Schnee am 24. Dezember. Wer zumindest zweijährlich weiße Weihnachten möchte, muss da schon nach Innsbruck. Hier wurde übrigens auch Österreichs Schnee-Weihnachtsrekord gemessen: 1961 gab es 96 Zentimeter Schnee.

»Die Chance auf weiße Weihnachten hat sich in den letzten Jahrzehnten halbiert.«

Hartlauer-Schneewette passt sich dem Klimawandel an

In Innsbruck hat man folglich die besten Chancen die „Hartlauer-Schneewette“ zu gewinnen. Das Geschäft wirbt damit, dass, wenn es am 24. Dezember vor dem Rathaus der Landeshauptstadt schneit, Kunden im gesamten Bundesland den vollen Kaufpreis zurückbekommen. Zum Vergleich: 1997 als die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten noch höher war, gab es anstelle des vollen Kaufpreises nur eine Rückerstattung von 20 Prozent.

Wenn Klimaerwärmung den Schnee zum Schmelzen bringt

In Lappland dürften die Rentiere dieser Tage wohl etwas verwirrt sein. Denn normalerweise sollten sie sich gerade auf dem Weg zu ihrer Winterweide befinden: Von den Bergen hinunter ins Flachland, durch dichte Wälder, Hochmoore und Seen. Das war seit Jahrhunderten der Weg, den die Rentierherden vor Beginn des Winters antraten. Der durch den Klimawandel nun aber zu gefährlich wurde. Denn die Eisschicht auf den Seen ist inzwischen einfach nicht mehr dick genug als dass sie die Tiere tragen könnte. Und so befinden sich die Rentiere nun in Lastwägen, die sie sie zu ihren Winterweiden bringen.

Doch auch hierzulande hinterlässt der Klimawandel seine Spuren. So geht die Anzahl der Schneedeckentage (Tage an denen Schnee liegt) zurück und die Zahl der Regentage in die Höhe. Allerdings lässt sich der Zusammenhang mit dem Klimawandel statistisch nicht zu 100% belegen, da die Schneelage von Jahr zu Jahr und von Region zu Region starken Schwankungen unterliegt. Außerdem gibt es nur wenige längere Messreihen, da die meisten Schneedaten erst ab 1950 starten. Zum Vergleich: Viele Temperaturreihen reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Anders verhält es sich bei dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gletscherschwund.

Das Ende des „ewigen“ Eises

Auch hier war es zwar bis vor kurzem schwierig den weltweit starken Eisverlust bei Gletschern auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Neue Analysen von US-Forschen und Innsbrucker Studenten konnten dies jedoch nun wissenschaftlich belegen. Diesen zufolge liegt für 36 von 37 untersuchten Gletschern die Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent, dass hier der menschengemachte Klimawandel Einfluss nimmt. Mit fatalen Folgen für die Zukunft: Gegen Ende des 21. Jahrhunderts wird nur noch wenig vom einstigen ewigen Eis zu sehen sein.

Folgenschwere Schneeschmelze

Die Folgen der Schneeschmelze sind katastrophal, nicht nur für den Tourismus, sondern auch für das Klima. Frischer weißer Schnee kann bis zu 90 Prozent der Sonneneinstrahlung reflektieren. Nimmt die Schneedecke ab, so wird weniger Energie ins Weltall reflektiert und stattdessen von der schneefreien Erdoberfläche aufgenommen. Diese zusätzliche Energie trägt wiederum zur Erwärmung der Erde und somit des Klimas bei. Die Wechselwirkung ist also folgende: Es wird wärmer wodurch es weniger Schnee gibt. Und es gibt weniger Schnee wodurch es wärmer wird. Schnee ist außerdem ein Wasserspeicher. Schmilzt er, so kann das Schmelzwasser in den Untergrund eindringen. Dadurch füllen sich die Grundwasserspeicher, der Boden wird versorgt und ist somit für die kommende Wachstumsperiode gerüstet. Ein Winter mit wenig Schnee bringt sowohl Probleme in der Landwirtschaft als auch in der Wasserversorgung mit sich.

Kein Schnee, kein Wintertourismus

Der Wintertourismus gilt als einer der wichtigsten Industriekomplexe des Landes. Der Haken: Ohne Schnee, kein Tourismus. Ohne Tourismus, keine Einnahmen, keine Arbeitsplätze. Und das für ganze Berg- und Talregionen. Deshalb werden Kanalschächte bis in hochalpine Gebiete gegraben, Rohre verlegt, Gelände planiert, Seen angelegt, Wasser vom Tal auf den Berg gepumpt, um Besuchern wenigstens Kunstschnee bieten zu können. Kleine Skigebiete können sich all das nicht leisten. So werden Skigebiete unter 1500 Meter Seehöhe in Zukunft kaum wirtschaftlich existieren können. Etliche Gebiete kämpfen jetzt schon ums Überleben, einige haben den Betrieb bereits ganz eingestellt. Wie der Waldheimathof in Alpl. Dieser wird gerade auf willhaben um 1.800.000 Euro versteigert. Flutlichtanlage, Skischule und Skilifte inklusive.

Weitere Informationen:

Buchtipp: Dass kleine Lifte zwar finanziell meist unrentabel, gesellschaftlich aber enorm wertvoll sind, zeigt Kralicek in seinem neuem Buch „Skifahren in Ostösterreich“.
Sendungstipp: Menschen & Mächte. Der Schnee von morgen.
Welt retten: Wie wir alle mit kleinen Schritten etwas für den Klimaschutz tun können.

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