Grüne und FPÖ raufen um Platz drei: Wie Strache und Van der Bellen punkten wollen

NEWS: Strache setzt wieder auf Ausländer-Angst Van der Bellen will sich als Anti-Strache präsentieren

Am 15. Jänner fällt in Wels der Startschuss zum Rennen um Platz drei. Dann wird FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, ganz in der Tradition seines einstigen Vorbildes Jörg Haider, beim Neujahrstreffen der Blauen auf Frontalopposition setzen. Er will neben seinen üblichen Hetz-Kalauern - Anti-Ausländer, Anti-Ausländer - gegen die EU im Allgemeinen und den heimischen Kanzler im Speziellen ("der vor der EU auf den Knien rumrutscht") herziehen. Damit allen demonstrieren, dass er laut Eigenangabe "die einzige echte Oppositionspartei" repräsentiert und den Kampf um Platz drei bei der herbstlichen Nationalratswahl für sich entscheiden will.

Ein Unterfangen, das die Grünen nicht ohne Gegenwehr zulassen wollen. Im Unterschied zur Wien-Wahl, wo Grünen-Chef Alexander Van der Bellen den FP-Kandidaten unterschätzt und seine Anti-Ausländer-Sprüche weitgehend ignoriert hatte, will er in den kommenden Monaten bis zur Nationalratswahl - spätestens im Herbst 2006 - den Part des Anti-Strache schlechthin geben.

Das "kleine" Duell
Diese Konfrontation ist laut Politologen auch die einzige Chance der beiden Parteien, im dominierenden Kampf um Platz eins zwischen ÖVP und SPÖ doch noch öffentliche Aufmerksamkeit zu erhaschen. Während sich die Großparteien um den ersten Platz und die Kanzler-Frage matchen, stehen vor allem die Grünen vor einem Dilemma. Im Unterschied zu Straches FPÖ, die sich als radikale Oppositionspartei positionieren kann, sind die Grünen in der Zwickmühle: Einerseits wollen sie sich als regierungsfähig darstellen und mit Sachpolitik einen konstruktiven Part einnehmen. Genau damit aber drohen sie in das Eck einer allzu regierungsfreudigen Truppe abzufallen wie bereits im vergangenen Jahr, als Van der Bellen über seine Kompromissfähigkeit - selbst Eurofighter und Studiengebühren waren plötzlich keine Dogmen mehr - kurzfristig ins Hintertreffen geriet.

Gegen Strache aber will Van der Bellen nun klare Ecken und Kanten zeigen und sich im Jahr 2006 als Gegenpol anbieten. Und seine Grünen dabei die Rolle von Franz Vranitzkys SPÖ übernehmen lassen, die in den 90er Jahren lange Zeit glaubwürdig als Antipode zu Jörg Haiders FPÖ fungierte und punktete. So sollen sowohl liberale und linke WählerInnen angesprochen werden, denen die zeitweise populistischen Töne der Gusenbauer-SPÖ - etwa in der EU-Frage - widerstreben, als auch katholische, traditionell eher der ÖVP nahe stehende WählerInnen, denen die rigide Ausländerpolitik von Schüssel und Co zu weit geht.

Aggressive Wahlkampftöne
Dieses Match wird auch Straches FPÖ gerne mitspielen. Die Blauen wollen die Grünen verstärkt als "regierungsgeil, egal in welche Richtung" abtun, sich selber dagegen - ganz in der Tonlage ihres einstigen Heros Haider - als "Schutzpatrone der Anständigen und Fleißigen" und "einzige echte Kontrollpartei" ins Spiel bringen. Auch wenn Strache selbst zumindest nicht noch aggressiver als im Wien-Wahlkampf auftreten will, um damit die Fehler Haiders zu vermeiden, der in den vergangenen Wochen selbst wieder auf alte Anti-Ausländer- und Anti-EU-Töne setzte.

Scharfmacher Stadler
Haken am (un)schönen Plan: FPÖ-Volksanwalt Ewald Stadler mit dem niedlichen Spitznamen "Dobermann" will - nach Jahren seines gut bezahlten "Exils" als Volksanwalt - wieder in den Nationalrat einziehen und sich deshalb in den blauen Wahlkampf kräftig einmischen. Noble Zurückhaltung liegt Stadler sicher nicht, von ihm sind radikalste Angriffe auf Ausländer, politische Gegner und Andersdenkende zu erwarten. Die Blauen können sich solch einen aggressiven Wahlkampf freilich ebenso leisten wie ihr Anti-EU-Volksbegehren im März: Sie wollen künftig um jeden Preis in der Opposition bleiben und damit den aus ihrer Sicht entscheidenden Fehler Haiders vermeiden.

Grüne, extra dry
Die Grünen hingegen, die von ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer als "nicht mehr regierungsfähig" bezeichnet werden, müssen moderat bleiben: Erstens, weil eine andere Rolle dem "Professor" nicht liegt, zweitens, weil sie endlich als mitgestaltende Kraft in die Regierung wollen. Auch wenn Van der Bellen einschränkt: Wenn es inhaltlich nicht geht, "dann gibt es die Regierungsbeteiligung halt nicht".

"Kärntner Abwehrkampf"
Mehr als nur ein interessanter Nebenwahlschauplatz dabei wird Kärnten. Besonders dort heißt das Match Blau gegen Orange, Strache gegen Haider. In dessen Wahlheimat geht es für den einstigen Stimmenfänger ums politische Überleben: Nur dort hat sein BZÖ eine kleine Chance auf ein Grundmandat und damit den Einzug in den Nationalrat. Eine Suppe, die Strache ihm versalzen will: Er will just in den deutschnationalen Hochburgen in Kärnten massiv wahlkämpfen - unter anderem mit ähnlichen Antislowenentönen wie der Landeshauptmann selbst. Laut einer Umfrage würden beide Parteien kein Grundmandat schaffen, die FPÖ käme aber selbst in Kärnten auf 15 Prozent, das BZÖ nur auf acht.

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