Friedensnobelpreis 2018 geht an
Denis Mukwege und Nadia Murad

Der Friedensnobelpreis 2018 geht an den kongolesischen Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.

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Für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Waffe im Krieg erhalten der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad den Friedensnobelpreis 2018. Die beiden Menschenrechtsaktivisten hätten sich in herausragender Weise gegen solche Kriegsverbrechen eingesetzt, erklärte das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo.

Mukwege habe sein Leben der Verteidigung von Opfern sexueller Gewalt gewidmet, Murad als Zeugin vom Missbrauch gegen sich selbst und andere berichtet. "Jeder von ihnen hat auf seine Weise dazu beigetragen, sexuelle Gewalt im Krieg besser sichtbar zu machen, sodass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können", erklärte das Komitee.

Murad vom IS als Sex-Sklavin gehalten

Die 25-jährige Yezidin Murad ist selbst Opfer von Kriegsverbrechen. Sie wurde von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak als Sex-Sklavin gehalten und vergewaltigt. Der IS hatte ab 2014 weite Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht, bis die irakische Armee den IS Ende 2017 aus dem Land vertrieb. Dieser Missbrauch sei systematisch und Teil einer militärischen Strategie gewesen, erklärte die Nobel-Jury. Murad gelang damals die Flucht, sie lebt inzwischen in Deutschland und macht als UNO-Sonderbotschafterin auf die Qualen der IS-Opfer aufmerksam.

Der 63 Jahre alte Gynäkologe Denis Mukwege behandelt in seiner von Konflikten zerrissenen Heimat Kongo Tausende Opfer von Gruppenvergewaltigungen. Dafür gründete er 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im instabilen Osten des Landes, wo er den Patienten auch psychologische, juristische und finanzielle Unterstützung anbietet. "Die Bedeutung von Doktor Mukweges engagierten und selbstlosen Bemühungen in diesem Bereich kann nicht genug betont werden", erklärte die Nobelpreis-Jury.

Experten hatten sich im Vorfeld schwer getan, einen Nobelpreisträger vorherzusagen, weil sie laufende Friedensprozesse etwa auf der koreanischen Halbinsel für zu instabil hielten. Kurz vor der Bekanntgabe waren die Namen von Mukwege und Murad aber immer höher gehandelt worden - auch als Würdigung für die #metoo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Die Jury würdigte mit dem Preis zudem den zehnten Jahrestag der UNO-Resolution für Frieden und Sicherheit von Frauen, in der sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen anerkannt wird.

Arbeit der beiden erfüllt genau Kriterien für Friedenspreis

Die Arbeit von Mukwege und Murad erfülle genau die Kriterien, die Alfred Nobel in seinem Testament für den Friedenspreis festgelegt habe, erklärte das Komitee. "Eine friedlichere Welt kann nur erreicht werden, wenn Frauen, ihre Grundrechte und Sicherheit im Krieg anerkannt und geschützt werden." Mukwege und Murad hätten ihre eigene Sicherheit gefährdet, indem sie mutig Kriegsverbrechen bekämpft und Gerechtigkeit für die Opfer gesucht hätten.

Der Direktor des in Wien angesiedelten Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Juri Fedotow, lobte die neue Preisträgerin als mutige und laute Stimme der Überlebenden von Menschenhandel und den Opfern von sexueller Gewalt. "Der Friedensnobelpreis 2018 ist eine wohlverdiente Ehre für unsere Sonderbotschafterin Nadia Murad", sagte Fedotow laut einer Mitteilung. Murad erinnere mit ihrer eigenen Geschichte daran, dass "wir immer den Leuten zuhören müssen, die am meisten von den kriminellen Taten betroffen sind, die wir unterbinden wollen..

Van der Bellen zu den Preisträgern

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete die Zuerkennung des Preises an Mukwege und Murad auf Twitter als "Auszeichnung für ihren Kampf für die Würde und die Rechte der Menschen". Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) durfte die Preisträgerin "bereits persönlich kennenlernen", wie er der APA mitteilte. Er sei "beeindruckt von ihrer Persönlichkeit", so der Kanzler, der den Nobelpreisträgern ebenso gratulierte wie Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ). Der Kampf gegen sexuelle Gewalt bleibe eine "Top-Priorität" der österreichischen Außenpolitik, twitterte Kneissl.

SPÖ-Europasprecher Josef Weidenholzer zeigte sich in einer Aussendung zutiefst von der "humanitären Arbeit" und dem "öffentlichen Engagement" der beiden Preisträger "beeindruckt". Die SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr, bezeichnete die Zuerkennung des Preises an Murad "als klares Zeichen gegen sexuellen Missbrauch in jeder Form (...), sei es als Kriegsmittel oder im häuslichen Umfeld".

Wie die Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie und Literatur wird der mit neun Millionen schwedischen Kronen (865.259 Euro) dotierte Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, verliehen. Überreicht wird die Auszeichnung allerdings anders als die anderen Nobelpreise nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo.

Warum Nobel dies damals entschied, ist nicht bekannt. In seinem Testament legte der Dynamit-Erfinder fest, die Auszeichnung solle an denjenigen gehen, der "am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verkleinerung stehender Armeen" gewirkt hat.

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