Grippe oder doch Erkältung?

Wie Sie eine echte Grippe von einer Erkältung unterscheiden können

Schüttelfrost, hohes Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen: Zehntausende Österreicher leiden derzeit an der "echten" Grippe. Normalerweise beginnt die jährlich wiederkehrende Grippewelle erst nach den Weihnachtsferien. Heuer startete sie bereits vier Wochen früher. Warum? Das weiß selbst Monika Redlberger-Fritz, Influenza-Expertin am Institut für Virologie der Med-Uni Wien, nicht.

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Auf allen Viren - Grippe oder doch Erkältung?

Der Höhepunkt der Grippewelle ist damit aber leider noch nicht erreicht. "Eine Grippewelle dauert acht bis zwölf Wochen. Wir sind derzeit in Woche vier", sagt die Virologin, die einen Anstieg der Zahl der Erkrankten erwartet. Denn jetzt, wo die Schulen und Kindergärten wieder geöffnet haben, verbreitet sich das Virus sehr rasch.

Das Virus ist derzeit in ganz Europa aktiv, aber auch in den USA ist die Grippewelle bereits voll angelaufen. Vergangene Woche haben sich alleine in Wien über 19.000 Menschen angesteckt. Deutlich mehr als in den Jahren davor. Auch heuer werden am Ende der Grippewelle wieder fünf Prozent der Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder von der Krankheit betroffen gewesen sein.

Die Ansteckung erfolgt in den meisten Fällen über Tröpfcheninfektion. Es reicht, angehustet oder angeniest zu werden, um innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden ebenfalls zu erkranken.


Die Viren halten sich aber auch an Oberflächen bis zu zwei Tage. Das heißt: Wenn etwa jemand in der U-Bahn in seine Hände niest und damit den Haltegriff anfasst, kann man sich, wenn man sich danach daran festhält und sich anschließend mit den Händen ins Gesicht greift, ebenfalls anstecken. Und: Um sich anzustecken, reichen schon wenige Viren aus. Denn diese teilen und vermehren sich sehr schnell, sobald sie in den menschlichen Körper gelangt sind.

Der heuer am stärksten verbreitete Influenza-Erreger Typ A (H3N2) ist vor allem für ältere Menschen über 65 Jahre gefährlich. Zur Risikogruppe zählen auch alle mit chronischen Erkrankungen wie Herz- oder Lungenproblemen oder Diabetes. Denn ist der Körper durch das Virus geschwächt, können weitere bakterielle Infektionen wie etwa eine Nasennebenhöhlenentzündung, eine Bronchitis oder gar eine Lungenentzündung dazukommen. Diese Folgen der Influenza waren laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit alleine in der Saison 2014/15 für rund 3.000 Todesfälle verantwortlich.

Bei hohem Fieber zum Arzt

Nicht jede Erkältung ist gleich eine Influenza. So beginnt ein harmloser Infekt langsam. Zunächst ein bisschen Halskratzen und Schnupfen, dann leicht erhöhte Temperatur und Husten sind die Anzeichen der Erkältungsviren. Beginnt die Krankheit hingegen plötzlich und heftig, sollte man an Influenza denken.

»Derzeit wirkt der Impfstoff. Allerdings verändern sich die Viren sehr schnell«

Wer hohes Fieber (über 39 Grad) und Gliederschmerzen oder gar Atemprobleme hat, sollte rasch zum Arzt gehen. Stellt dieser eine Influenza fest, besteht die Möglichkeit, innerhalb von 48 Stunden ab Ausbruch der Erkrankung Mittel wie Tamiflu einzunehmen. Diese Medikamente stoppen die Vermehrung der Viren im Körper. Der Krankheitsverlauf wird so abgeschwächt. Allerdings ist Tamiflu wegen der Nebenwirkungen nicht unumstritten.

Wenn das Fieber am Tag drei der Erkrankung nochmals stark ansteigt, muss ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Denn das könnte ein Anzeichen für eine zusätzliche bakterielle Infektion sein, die mit einem Antibiotikum behandelt werden muss.

Grafik: Unterschied zwischen Grippe und Erkältung
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Wer an einer Grippe erkrankt ist, sollte sich lange genug auskurieren. Denn eine übergangene Influenza kann eine Herzmuskelentzündung, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann, hervorrufen.

Alle, die heuer geimpft wurden, können aufatmen. Denn zumindest derzeit wirkt der Impfschutz. "Die Viren verändern sich sehr schnell, daher können wir nicht sagen, was in ein paar Wochen sein wird. Aber im Moment wirkt der Impfstoff sehr gut", erklärt Redlberger-Fritz. Wer noch nicht geimpft ist, kann das noch immer nachholen. Es dauert allerdings sieben bis zehn Tage, bis ein Schutz aufgebaut ist.

Alle anderen sollten in den kommenden Wochen größere Menschenansammlungen meiden, ihre Hände häufig und gründlich waschen und regelmäßig lüften. Und wie das ganze Jahr über gilt: Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft stärken das Immunsystem.

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