Greenpeace warnt vor
gefährlichen Luftschadstoffwerten

Messungen vor Schulen in Österreich geben laut Umweltschützern Anlass zur Besorgnis

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt jetzt vor gefährlichen Luftschadstoffwerten in Österreich. Aktuelle Messungen vor Schulen hätten besorgniserregende Ergebnisse gebracht. Aktivisten der Organisation haben am Mittwoch dem knapp 20 Meter hohen Maria-Theresien-Denkmal in Wien eine Atemschutzmaske aufgesetzt, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

von Greenpeace Protest gegen Luftverschmutzung © Bild: Greenpeace/Mitja Kobal
»Unsere Messergebnisse zeigen, dass schleunigst gehandelt werden muss«

Die Werte für Stickstoffdioxid lagen bei fast allen Standorten deutlich über dem gesetzlichen EU-Grenzwert, wie Greenpeace in einer Aussendung mitteilt. Der giftige Luftschadstoff gehört zur Gruppe der Stickoxide und wird vor allem auf die Verbrennung von Dieselkraftstoff zurückgeführt. Eine hohe Belastung kann zu Atemwegserkrankungen und zum vorzeitigen Tod führen.

"Unsere Messergebnisse zeigen, dass schleunigst gehandelt werden muss. Die Menschen in Österreich, vor allem Kinder und Jugendliche, müssen vor der unsichtbaren Gefahr Stickstoffdioxid geschützt werden", sagt Adam Pawloff, Klima- und Mobilitätssprecher von Greenpeace in Österreich.

Wo und wie gemessen wurde

Die Umweltschutzorganisation hat vor vier Schulstandorten in Wien, Graz und Innsbruck Messgeräte angebracht, die eine Schulwoche lang den Stickstoffdioxidgehalt in der Luft gemessen haben. Die Ergebnisse wurden mit den Daten der offiziellen Messnetze der Bundesländer verglichen. Die Messergebnisse von Greenpeace waren bei allen Standorten - mit der Ausnahme von Graz – gleich oder sogar deutlich höher als jene der offiziellen Messnetze. Hochgerechnet auf den Jahresmittweltwert zeigte sich, dass dieser bei fast allen Greenpeace-Messstellen bis zu knapp 73 Prozent über dem gesetzlichen EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt.

Die genauen Messergebnissen finden Sie hier.

Die gesundheitlichen Folgen

Laut Weltgesundheitsorganisation führt die Schadstoffbelastung durch den Straßenverkehr in Österreich pro Jahr zu 21.000 zusätzlichen Fällen von Bronchitis und zu 15.000 zusätzlichen Asthma-Anfällen bei Kindern. "Stickoxide in der Luft zu tolerieren, ist wie eine Gruppe von Kettenrauchern um das eigene Kind zu akzeptieren", sagt die Lungenfachärztin Robab Breyer-Kohansal vom Ludwig Boltzmann Institut. Die Gefahr für die menschliche Gesundheit dürfe nicht kleingeredet werden. Laut der Europäischen Umweltagentur sterben jährlich 8.200 Menschen in Österreich frühzeitig infolge der Luftverschmutzung – 910 davon aufgrund von Stickstoffdioxid.

Laufende EU-Grenzwertüberschreitungen

Wegen der andauernden Überschreitungen des EU-Grenzwerts für Stickstoffdioxid hat die Europäische Kommission im Februar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet. "Wir fordern auf die jeweilige Region zugeschnittene Maßnahmen, die den öffentlichen Verkehr, Radfahren und Zu-Fuß-Gehen attraktiver machen als das Auto", sagt Pawloff. In Gebieten, wo es derzeit nicht möglich ist auf das Auto zu verzichten, muss die Elektromobilität ausgebaut werden.