Grazer Chirurgie-Neubau nach "steinigem Weg" bezogen und eröffnet

Umzug aus baufälligem Altbau

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Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), skizzierte bei den Feierlichkeiten den Weg bis zum Bau und verheimlichte auch die wenig appetitlichen Hintergründe nicht: Das mehr als 40 Jahre alte Gebäude war früher eine Sensation, schilderte Tscheliessnigg, der den damaligen Neubau als Student bestaunt hatte. Doch der Bau kam in die Jahre, die Stahlstützen rosteten durch und Übergangslösungen mussten getroffen werden. Das Ringen um den Neubau begann bereits 1997, doch anfangs sei das Bitten hoffnungslos gewesen. Zwei Bundes- und zwei Landesregierungen wurden auf das Dach der Chirurgie geführt, um zu zeigen, dass Hilfe nötig ist.

Die Aktion "Help" wurde gestartet, der Schriftzug prangte von da an als weithin sichtbarer Hilfeschrei auf dem Hochhaus der Chirurgie. Als dann auch noch die Rohrleitungen kaputt gingen, Schimmel wucherte und laut Tscheliessnigg "Fäkalienregen in der Chirurgie" niederging, war ein Umzug Pflicht. Bis zuletzt war der Bau gekennzeichnet von Dauerbaustellen, Rohrbrüchen, Kurzschlüssen und Evakuierungen, beschrieb der KAGes-Vorstand und untermalte seine Worte an die Festgäste mit unappetitlichen Bildern. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) unterstrich den "steinigen Weg", meinte aber auch: "Gut Ding braucht Weile."

Insgesamt stehen in dem Neubau 273 Betten auf einer Nutzfläche von rund 15.900 Quadratmetern zur Verfügung. Das bauliche Volumen beträgt rund 150.000 Kubikmeter, was laut den Bauzuständigen etwa 180 Einfamilienhäusern entspricht. Dennoch sei lediglich Bauplatz für sieben Häuser nötig gewesen. Die Geothermie-Anlage reicht mit ihren Bohrungen in eine Tiefe von etwa 140 Meter. Zusammengerechnet umfassen die Bohrungen unter der Chirurgie rund 10,6 Kilometer. Die Elektroinstallationen machen etwa 1.200 Kilometer aus, was einer Strecke von Graz bis Paris entspricht.

Der Neubau bietet 16 Operationssäle, am Dach befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz und es stehen drei Technikgeschoße zur Verfügung. Im obersten Stock ist eine Sonderklassestation mit 20 Betten. Die Baukosten betrugen 127 Millionen Euro, hinzu kamen auch noch die Kosten für die sogenannten Hybrid-Operationssäle (4,5 Millionen Euro) und übergeordnete Infrastruktur (18 Millionen Euro). Am Bau des neuen D-Traktes waren 260 Firmen beteiligt, davon 60 Planungsbüros. Bis zu 200 Arbeiter waren gleichzeitig auf der Baustelle.

Die Sanierungen und Bauarbeiten an den älteren Chirurgie-Teilen werden weitere rund 100 Millionen Euro kosten und sollen im Jahr 2021 abgeschlossen sein. Die Bauetappen an der Chirurgie sind Teil des Gesamtprojekts "LKH 2020", das insgesamt 500 Millionen Euro kostet. Die "Chirurgie neu" stellt mit 250 Millionen Euro den größten Brocken dar und ist laut LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) und Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) das "Flaggschiff" der steirischen Gesundheitsversorgung.

Pro Jahr werden auf der Chirurgie etwa 4.500 Operationen durchgeführt, 600 davon sind Tumoroperationen. Derzeit müssen Pflegekräfte während eines Dienstes acht bis zehn Kilometer zurücklegen. Im Neubau sollen 30 bis 35 Prozent der Wege eingespart werden können. Nach den Umsiedlungen am Wochenende haben am Dienstag die ersten Operationen im neuen Gebäude stattgefunden.

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