Ein Städtetrip
aus Kindersicht

Wer mit Kindern reist, braucht einen Stadtplan der besonderen Art. Eingezeichnet: nur das, was nicht langweilig ist. In Graz zeigt Lilli, was Kinder sehen wollen.

von Graz - Ein Städtetrip
aus Kindersicht © Bild: iStockphoto.com

Bundesländer und ihre Hauptstädte auswendig zu lernen - irgendwann kommt das auf jede Familie mit Schulkindern zu. Und weil man sich leichter merkt, was man schon selbst gesehen hat, stellt sich dann oft die Frage: Sollen wir eine dieser Landeshauptstädte besuchen? Spontane Standard-Befürchtung der Mitreisenden: "Fad!" Also gehört Programm gemacht. Zum Beispiel in Graz.

© Ricardo Herrgott

Wir treffen Lilli, sie ist zehn Jahre alt und weiß, was ihre Heimatstadt zu bieten hat. Erste Station: der Grazer Schloßberg. Der hat neuerdings eine Attraktion für starke Kinder- und Erwachsenen-Nerven zu bieten. Eine rasante Rutsche durch den Berg. 175 Meter ist sie lang, 64 Höhenmeter gilt es zunächst entweder per Lift oder über Stiegen zu überwinden, ehe es dann mit bis zu 30 km/h wieder hinunter geht. Wer danach etwas Beschauliches braucht, kann gleich in die Märchenbahn umsteigen und gemächlich durch Hexenhäuser, Räuberhöhlen und Zauberwälder zuckeln. Hintergrundinfo für historisch Interessierte: In den Stollen fand die Grazer Bevölkerung einst Schutz in Kriegszeiten.

Steine, Tiere, Attraktionen

Ein Gepard in schnellem Lauf, ein Wolf auf leisen Pfoten, die Tiere scheinen fast zu leben. Doch wie ihr Schatten, in derselben Bewegung erstarrt, stehen ihre Skelette, und man versteht, wie Bewegung funktioniert. Und man findet warum das Eichkatzerl Kopf voran den Baum hinunterlaufen kann: Es kann die Hintertatzen um 180 Grad drehen. Das Naturkundemuseum des Universalmuseums Joanneum ist die nächste Station der Graz-Tour und alles andere als verstaubt und langweilig, sondern hell und einfach auch schön anzusehen. Was Lilli hier ebenfalls fasziniert: Steine und Mineralien in allen Farben und Formen.

© Ricardo Herrgott Naturkundemuseum

Ein kurzer Spaziergang, noch ein Museum, aber eines, in dem Kinder ganze Tage verbringen können. Frida & Fred, heißt es, ist ein Kindermuseum, das zum Mitmachen einlädt. Gleich beim Eingang zieht Lilli die Schuhe aus und wirft sich auf eine Rutschfläche ins Untergeschoß, ein bisschen herumtoben, dann huscht sie ins Obergeschoß, wo diverse Experimente zum Ausprobieren und Mitmachen einladen. "Wir wollen, dass Eltern und Kinder die Dinge auch verwenden", sagt Marcus Heider vom Kindermuseum. Was die Ausstellungen hier ausmacht, sollte für jedes (Reise-)Programm mit Kindern gelten, empfiehlt er: "Gut ist, was an der wirklichen Weltandockt, wo Kinder involviert sind und aktiv werden und nicht nur konsumieren. Bei kleinen Kindern versuchen wir außerdem, Bildschirme zu vermeiden." Und: Wer sich bewegt, merkt sich auch mehr: "Der Lerneffekt ist ein ganz anderer, wenn auch körperliche Aktivität dahinter steckt." Und das gilt für das Toben im Kindermuseum genauso wie beim Besuch in einem Tierpark oder auf der Riesenrutsche.

© Ricardo Herrgott Kindermuseum Fred und Frida

Alle Tipps auf einen Blick

1. Die Märchenbahn im Schloßberg. Mehr als eine halbe Stunde dauert die Fahrt durch das verzweigte Stollensystem im Schloßberg. Dabei gilt es, nicht nur die Fantasie spielen zu lassen, sondern auch rechtzeitig die Taschenlampen aufzudrehen: Denn dann hält die Märchenwelt noch ein paar Überraschungen parat. Warm anziehen, denn hier hat es auch im Sommer höchstens zwölf Grad! Kinder zahlen 6,50 Euro, Erwachsene 8,50. grazermaerchenbahn.at

2. Naturkundemuseum. Hier will man die Kinder auf die Vielfalt vor der eigenen Haustür aufmerksam machen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 9,50 Euro, SchülerInnen 3,50 Euro, für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt frei. museum-joanneum.at

3. Kindermuseum Frida und Fred Im Kindermuseum gibt es zwei neue Ausstellungen: "Mal mal", ein Mitmach-Atelier für Kinder zwischen drei und sieben Jahren, und "Was kost' die Welt?" für Kinder ab acht. Geöffnet ist Mittwoch bis Montag bis 17 Uhr. Tickets: 5 Euro für eine Ausstellung, 8,50 Euro für beide Ausstellungen. fridaundfred.at

4. Die Schloßberg-Rutsche. Gerutscht werden darf ab einer Körpergröße von 130 Zentimetern. Geöffnet ist täglich von 10 bis 19 Uhr. Tickets für Rutsche und Lift kosten 6,60 Euro für Erwachsene, 6,10 Euro für Kinder. Online-Terminreservierung! schlossbergrutsche.at

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News der Ausgabe 13/2019.