Götschl gewinnt Abfahrt in Lenzerheide:
Schild behält Weltcup-Führung mit Platz 2

Weltcup-Konkurrentinnen: Mancuso 5., Hosp wird 6. Schild in Gesamtwertung nun 55 Punkte vor Hosp

Marlies Schild hat in der Abfahrt beim Weltcup-Finale auf der Lenzerheide ihre Trumpfkarte im Kampf um den Gesamtweltcup ausgespielt. Hinter Siegerin Renate Götschl, für die es der achte Erfolg in der Saison und der 46. Weltcupsieg ihre Karriere war, landete die Salzburgerin auf Rang zwei (0,58) und damit ihrem ersten Abfahrts-Podestrang und punktete kräftig. Dritte wurde die Französin Marie Marchand-Arvier (+0,67).

Im Gesamtweltcup hat Schild drei Rennen vor Schluss 55 Punkte Vorsprung auf Nicole Hosp (Tagessechste), 82 auf Götschl und 86 auf die US-Amerikanerin Julia Mancuso (Tagesfünfte). "Das war schon nicht schlecht. Es war weicher als gestern, aber ich habe es ganz gut erwischt, in der Steilhang-Einfahrt hatte ich einen kleinen Fehler", sagte Schild, die bisher Platz sieben in Tarvis als beste Abfahrtplatzierung im Weltcup zu Buche stehen hatte. ÖSV-Damencheftrainer Herbert Mandl sieht im Kugel-Kampf nun auch "Marlies mit einem gewissen Vorteil. Aber es ist nach wie vor alles offen."

Während des Herren-Rennens war die 25-jährige Slalom- und Super-Kombinations-Weltcupsiegerin noch im Zimmer gewesen. "Ich habe es im Fernsehen mitverfolgt und nach dem Bruno dann abgeschalten", erzählte Schild. Der Schweizer Bruno Kernen war wie der Franzose Pierre-Emmanuel Dalcin in der Abfahrt schwer gestürzt, beide verletzten sich. Im Damenrennen kamen die Steirerin Elisabeth Görgl und die Italienerin Daniela Merighetti bei ihren Stürzen glimpflich davon.

Eine MR-Untersuchung ergab, dass sich Görgl eine Zerrung im linken Knöchel sowie eine Knochenprellung zugezogen hat. Über ihren Start beim Super G wird sie nach der Besichtigung des Kurses entscheiden.

Nervöse Mancuso
Mancuso war vor dem Rennen "sehr nervös", sie hatte es sich nach dem Training eigentlich schwerer erwartet. "Da hätte ich aggressiver fahren können", sagte das US-Girl, das bereits sehr müde in die Finalwoche gegangen war. Putzmunter präsentierte sich Hosp (23 Jahre) im Zielraum: "Die Abfahrtsleistung ist sehr erfreulich, aber ein bisschen anders hätte es schon ausgehen können", sagte sie mit Blick auf das Podest. "Aber aufgegeben wird am Schluss und noch haben wir drei Rennen", betonte die Riesentorlauf-Weltmeisterin. Gespräche zwischen ihr und Schild mit dem Inhalt Gesamtweltcup gibt es nicht: "Wir können es uns eh nicht ausschnapsen, sondern nur ausfahren."

Die 31-jährige Götschl, die nach dem Rennen die kleine Kristallkugel für den Abfahrts-Weltcup entgegennahm und am Donnerstag jene für den Super G abholen wird, fuhr trotz schon sehr weicher und teilweise sulziger Piste eine sensationelle Abfahrt und stand in dieser Disziplin zum vierten Mal in diesem Winter auf dem obersten Podestplatz und zum 24. Mal in ihrer Karriere. "Man hat sich auf diese Verhältnisse gut einstellen müssen, es waren schon einige Schläge drinnen. Das war eines der schwierigsten Rennen in diesem Winter", erklärte die Obdacherin.

Die große Kristallkugel hatte die Steirerin bereits nach dem Training am Vortag abgeschrieben, als sie die starken Leistungen ihrer Konkurrentinnen Schild und Hosp im sehr technischen Speed-Rennen gesehen hatte. In welchem Rennen sie selbst den Gesamtweltcup "verloren" hat? "In keinem, jedes schlechte hatte auch sein Gutes. Und ich hatte nicht viele schlechte Rennen. Die Abfahrt in Lake Louise am Saisonbeginn hatte auch etwas Gutes, ich wusste danach, was ich tun muss." Die ganze Saison sei "ein Erlebnis schlechthin" gewesen. "Acht Siege habe ich noch nie gehabt. Und im Gesamtweltcup habe ich mit meinen zwei Disziplinen eh nix verloren, die anderen haben fünf."

Endstand
1. Renate Götschl AUT 1:22,73 Minuten
2. Marlies Schild AUT 1:23,31 +0,58
3. M. Marchand-Arvier FRA 1:23,40 +0,67
4. Maria Riesch GER 1:23,76 +1,03
5. Julia Mancuso USA 1:23,78 +1,05
6. Nicole Hosp AUT 1:23,81 +1,08
7. Anja Pärson SWE 1:23,97 +1,24
8. Ingrid Jacquemod FRA 1:24,17 +1,44
9. Emily Brydon CAN 1:24,32 +1,59
. Fränzi Aufdenblatten SUI 1:24,32 +1,59
11. Alexandra Meissnitzer AUT 1:24,75 +2,02
12. Nadia Styger SUI 1:24,77 +2,04
13. Maria Holaus AUT 1:25,40 +2,67
14. Stacey Cook USA 1:25,46 +2,73
15. Andrea Fischbacher AUT 1:25,77 +3,04
16. Britt Janyk CAN 1:25,79 +3,06
17. Sylviane Berthod SUI 1:28,75 +6,02

Ausgeschieden:
Elisabeth Görgl (AUT), Catherine Borghi (SUI), Daniela Merighetti (ITA)

Anmerkung: Punkte nur für die Top 15

(apa/red)