Kritik nach Pestizid-Einkaufstest

Bei Test in 65 Prozent auch auf Nachfrage keine Hinweise auf Risiken

von
Global 2000 warnt - Kritik nach Pestizid-Einkaufstest

Seit 1. Jänner 2014 dürfen Pestizide für den Haus- und Gartengebrauch nicht mehr im Selbstbedienungsmodus angeboten werden, auch der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln im Lebensmitteleinzelhandel ist nicht mehr erlaubt. Die von Global 2000 erhoffte mündliche Beratung der Kunden hat sich beim Test in der Praxis nicht erfüllt. Bei 36 der 40 Testeinkäufe in Österreich, also bei 90 Prozent, wurde das gewünschte Pestizid ausgehändigt, ohne auf Gefahren und gesetzliche Auflagen oder Schutzvorkehrungen hinzuweisen.

IG Pflanzenschutz wehrt sich

Die Interessensvertretung IG Pflanzenschutz wies darauf hin, dass die gültige Rechtslage vorsehe, dass der Verkäufer dem Konsumenten beim Kauf von Pflanzenschutzmitteln bestimmte Informationen u.a. zum Risiko der Verwendung "zur Verfügung zu stellen hat". Eine gesetzliche Verpflichtung zur Beratung in Bau- und Gartenmärkten läge jedoch nicht vor. Die geforderten Informationen finde der Konsument auf der Verpackung eines Pflanzenschutzproduktes, darüber hinaus würden auch detaillierte Gebrauchsanweisungen beiliegen.

Mangelnde Warnhinweise

Das Testkauf-Projekt, das zusammen mit dem oberösterreichischen Umwelt-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) von März bis Mai dieses Jahres durchgeführt wurde, ergab, dass bei 65 Prozent der durchgeführten Einkäufe selbst auf Nachfrage nicht auf Gesundheitsrisiken bzw. vorgeschriebene oder empfohlene Schutzkleidung aufmerksam gemacht wurde. Bei 40 Prozent wurde - auch auf Nachfrage - nicht auf die gesetzlichen Wartefristen zwischen dem Spritzen und dem Verzehr von Obst und Gemüse aufmerksam gemacht. Das Verbot, bestimmte Insektizide auf blühende Pflanzen zu spritzen, wurde nur in einem von elf Fällen angesprochen.

Wer hat Schuld?

"Unser Einkaufstest macht deutlich, dass trotz Gesetzesänderung der Kontakt zwischen Verkäufer und Kunde sich de facto auf das Aushändigen der Ware beschränkt", kritisierte Global 2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher. Die IG Pflanzenschutz kritisierte hingegen, dass der Eindruck erweckt werde, dass Bau- und Gartenmärkte nicht den gesetzlichen Bestimmungen nachkommen. Aber genau das Gegenteil sei der Fall: Der Handel stecke derzeit sehr viel Geld in die Ausbildung des Verkaufspersonals, um den Sachkundenachweis zu erhalten, der ab November 2015 vorgeschrieben ist.

Gefahren umgehen

Unabhängig davon wies Global 2000 darauf hin, dass in den vergangenen Jahrzehnten in manchen Gärten pro Quadratmeter mehr Pestizide als in der angrenzenden Landwirtschaft verwendet worden seien. "Um die HobbygärtnerInnen auf die Gefahren von Pestiziden und anderem Gift in ihrem Garten aufmerksam zu machen, einfache biologische Alternativen zu geben bzw. die natürlichen Abläufe aufzuzeigen, haben wir für sie den Folder 'Gärtnern ohne Gift - Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten' zusammengestellt", so Umwelt-Landesrat Anschober.

Kommentare