Gleichheit macht glücklich

Studie zeigt, dass Reiche und Arme von Gleichheit profitieren

Mehr Gleichheit macht Menschen in reichen Gesellschaften glücklicher: Eine, in den Monatsheften der deutschen gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung, veröffentlichte Studie des Soziologen Jan Delhey kommt zu diesem Schluss. Delhey hat erkannt, wie sich Gleichheit auf das Statusbehagen - daher das Wohlbefinden im Beruf und die Anerkennund durch die Gesellschaft - auswirkt. Er kommt zur überraschenden Erkenntnis, dass gleichere Gesellschaften nicht nur für Ärmere, sondern auch für reiche Menschen lebenswerter sind. Besonders gut geht es demnach in Europa den Menschen in Schweden und Norwegen, am anderen Ende der Skala rangieren Rumänien und Bulgarien.

von Glückliche Menschen am strand © Bild: Thinkstock/ Anthony Ong

Der Grund für sinkendes Wohlbefinden ist, dass Menschen die ärmer sind, größere Statusunsicherheit aufweisen. Sie leiden unter der – oft berechtigten – Furcht, in den Augen ihrer Mitmenschen weniger zu gelten. Viele gesellschaftliche Probleme wie Übergewicht, Kriminalität oder Misstrauen gegenüber den Anderen hängen eng mit diesen Statussorgen zusammen.

Überraschend scheint aber, dass auch Reiche unter der Ungleichheit zu leiden hätten. Denn ihren Status vergleichen sie mit ihrem unmittelbaren Umfeld. In relativ egalitären Gesellschaften gibt es nur wenige wirklich Reiche, diese schneiden somit auch im Vergleich gut ab. In ungleicheren Gesellschaften gibt es aber viele Arme und viele Reiche. Da es sehr viele Reiche gibt, hat fast jeder Wohlhabende Nachbarn oder Bekannte, die noch reicher sind. Der Vergleich mit ihnen löst bei ihm ebenso Stress und Statusunsicherheit aus wie bei Ärmeren.

Die Studie hat sich den Zusammenhang von Gleichheit und Statuszufriedenheit für europäische Gesellschaften angesehen und stellt dabei fest, dass es erhebliche Unterschiede zwischen diesen gibt. Es wurde eine Skala gebildet, die Statusbehagen von 0 bis 1 misst. 0 ist dabei sehr behaglich, 1 das Gegenteil.

Österreich nur Durchschnitt

Österreich landet nur im Mittelfeld, was angesichts der jüngst veröffentlichten Vermögensverteilungsstudie der österreichischen Nationalbank auch nur wenig verwundern kann. Überraschend ist dabei, dass die Österreicher mit einem Wert von etwa 0,35 sogar etwas unzufriedener als die Griechen (0,3) sind und immerhin doppelt so unzufrieden wie die Schweden (0,15).

Interessant ist, dass sich diese Unzufriedenheit erst ab einem gewissen Wohlstandsniveau einstellt. In ärmeren Gesellschaften,reicht das Gefühl aus, jedes Jahr mehr als im Jahr zuvor zu besitzen, für Zufriedenheit aus. Doch in reicheren Gesellschaften wird die Kluft zwischen Arm und Reich für das Wohlbefinden immer mehr entscheidend. Wohlstandsgewinne aller können so, bei insgesamt steigender Ungleichheit, trotzdem zu mehr Unzufriedenheit führen

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