Mädchen nicht erwünscht

Auf dem Balkan werden weibliche Föten gezielt abgetrieben

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Diskriminierung - Mädchen nicht erwünscht

"Ein viertes Mädchen ist ein Fluch", sagt sie. "Entweder sie treibt ab, oder es gibt für sie keinen Platz mehr bei uns!" Dann händigt sie dem Arzt in einer Privatklinik in Tirana ein Bündel Banknoten aus. "Die gezielte Abtreibung weiblicher Föten ist in Albanien und einigen anderen Balkanstaaten weit verbreitet, obwohl sie verboten ist", sagt Rubena Moisiu, die eine gynäkologische Klinik in der albanischen Hauptstadt leitet. Dadurch gerät das Geschlechterverhältnis aus dem Gleichgewicht.

In Albanien, im Kosovo, in Montenegro und im Westen von Mazedonien werden auf 100 Mädchen etwa 110 Buben geboren, sagt Christophe Guilmoto vom Französischen Forschungsinstitut für Entwicklung (IRD). Das Ungleichgewicht sei über die Jahre stabil. Dabei liege das biologisch normale Verhältnis bei 105 Buben zu 100 Mädchen.

Geschlecht vorab selektiert

In der albanischen Bevölkerung von insgesamt 2,8 Millionen Menschen gibt es 31.000 weniger Frauen als Männer. Und das, obwohl viele Männer zum Arbeiten ins Ausland abgewandert sind. Auch in Montenegro sei die pränatale Geschlechterselektion weitverbreitet, sagt Maja Raicevic vom Frauenrechtszentrum in Podgorica. In den vergangenen Jahren wurden auf je 8.000 Geburten 800 Buben mehr als Mädchen registriert, sagt Olivera Miljanovic vom Nationalen Medizinisch-Genetischen Zentrum. Resultat: In dem Land "fehlen" 3.000 Frauen im reproduktiven Alter.

Auf dem Balkan seien Buben einfach "erwünschter" als Mädchen, sagt die Anthropologin Aferdita Onuzi. Frauen stünden deswegen unter massivem Druck, unbedingt einen männlichen Nachkommen zur Welt zu bringen. Auch andere Experten bestätigen, dass Frauen nur als Last und Buben als Säulen der Familien betrachtet würden.

Verbotene Praxis

Legal ist auf dem Balkan Abtreibung nur bis zur zehnten, in manchen Ländern bis zur zwölften Woche, also zu einem Zeitpunkt, zu dem das Geschlecht noch nicht zu erkennen ist. Um das Gesetz zu umgehen, lassen viele Frauen in Privatkliniken oder von Ärzten abtreiben, die dazu gar nicht autorisiert sind. "Es gab Frauen, die dabei ums Leben gekommen sind", sagt Fetije Kepuska, Gynäkologin aus Pristina. "Trotzdem sagt niemand etwas, aus Angst vor Anfeindungen. Es geht auch um viel Geld."

Weiterführender Link:
Diese österreichischen Organisationen bieten Hilfe und Beratung für Frauen an: www.gewaltinfo.at

Kommentare

strizzi1949

Ach ja und wenn sie dann im heiratsfähigen Alter sind, vergewaltigen sie dann die wenigen Mädchen, weil ja nicht genug Frauen zum Heiraten vorhanden sind! Was müssen das dort für Trottel sein, mit ihrem Männerwahn?

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