Warum Schüler bei Kopfschmerzen
auf Tabletten verzichten sollten

Kopfschmerzen sind ein erhebliches Problem für Kinder und Jugendliche. Die Ursachen sind vielfältig: Zu wenig Bewegung kann ebenso zu Kopfschmerzen führen wie Stress und Muskelanspannungen. Als weitere Faktoren gelten laut Forschern eine Überforderung der Schüler und Mobbing. Experten warnen davor, Kopfschmerzen zu häufig mit Schmerzmitteln zu bekämpfen. Denn Schmerzmittel reduzieren die Schmerzempfindlichkeit.

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Gesundheit - Warum Schüler bei Kopfschmerzen
auf Tabletten verzichten sollten

Kopfschmerzen sind die Volkserkrankung schlechthin. Auch viele Jugendliche leiden darunter. 2016 zeigte eine österreichische Umfrage unter 14-bis 19-Jährigen, dass 76 Prozent im vorangegangenen Halbjahr zumindest einmal an Kopfschmerzen gelitten hatten.

»Kopfschmerzen sind in der Schule ein relevantes Problem «

2017 wurden von "meinungsraum.at" 626 Mütter von Kinder und Jugendlichen aus dieser Altersgruppe online befragt. Hinzu kamen noch hundert Lehrer. 59 Prozent der Lehrer erklärten, mindestens einmal pro Woche von Schülern Klagen über solche Beschwerden zu hören. 46 Prozent der Lehrer sagten, Kopfschmerzen seien in der Schule ein relevantes Problem.

Mit der Pubertät steigt die Häufigkeit von Kopfschmerzattacken

Auch wissenschaftlichen Studien haben belegt, dass auch wiederkehrende Kopfschmerzen - vor allem Spannungskopfschmerz und Migräne - ein erhebliches Problem für Kinder und Jugendliche darstellen. Neurologe Georg Brössner, auch Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, nannte dazu Zahlen: In einer deutschen Studie gaben 19,6 Prozent der befragten Drei- bis 17-Jährigen Kopfschmerzen als die von ihnen am ärgsten empfundenen Schmerzen an.

» Viele Kinder werden mit Kopfschmerztabletten in die Schule geschickt, das gehört dazu wie das Pausenbrot «

"Eine finnische Studie mit wiederholten Befragungen 19974, 1992 und im Jahr 2002 zeigte eine Erhöhung der Häufigkeit von Kopfschmerzen unter Siebenjährigen über diesen Zeitraum etwa um den Faktor 2." Mit der Pubertät steige die Häufigkeit von Kopfschmerzattacken bis zum mittleren Lebensalter bei Frauen auf das Drei-bis Vierfache gegenüber der Häufigkeit bei Männern.

Was Eltern nicht machen sollten

Die Reaktion der Eltern auf die Kopfschmerzen ist oft falsch. „Viele Kinder werden schon wie selbstverständlich mit Kopfschmerztabletten in die Schule geschickt, das gehört dazu wie das Pausenbrot sagt Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik in Kiel, gegenüber „Spiegel-Online“. Eine medikamentöse Therapie sollte bei einer Kopfschmerzattacke nur bei wiederkehrenden Symptomen eine Abklärung durch den Arzt inklusive der Selbstbeobachtung über sechs Wochen hinweg mit Aufzeichnungen in einem Schmerztagebuch erfolgen.

Was tun gehen Kopfschmerzen?

Grundsätzlich rät Experte Göbel: "Kopfschmerzen kann man durch Wissen verhindern. Wissen ist die beste Medizin, die beste Prävention". Der Schmerztherapeut hält Ernährung für einen entscheidenden Ansatzpunkt.

"Das kindliche Nervensystem braucht Kohlenhydrate."
Damit seien aber nicht Süßigkeiten gemeint, sondern Kartoffeln, Reis, Vollkorn oder Nudeln. Ein Frühstück, ein Pausenbrot und ein festes Mittagessen vor 13 Uhr hält er für wichtig. Regelmäßiges Trinken dürfe auch nicht vergessen werden.

Frische Luft und Handy weg

Frische Luft, Sport und ein Spaziergang seien auch hilfreich. Außerdem sollten die Kinder zumindest eine halbe Stunde am Tag mal nichts tun: "Handy weglegen, Hinsetzen, zur Ruhe kommen, Träumen und an gar nichts denken", rät er.

Kopfschmerzen zu häufig mit Schmerzmitteln zu bekämpfen sei kontraproduktiv. Denn Schmerzmittel reduzieren die Schmerzempfindlichkeit. Nimmt man sie über einen längeren Zeitraum sehr häufig ein, reagiert das Nervensystems sensibler auf Schmerzen.