Der steinige Weg bis zur
Erfindung des Klopapiers

Klopapier ist in den vergangenen Wochen zum Symbol für Hamsterkäufe geworden. Als "weißes Gold" wird es bezeichnet. Dabei haben die sperrigen Toilettenpapier-Packungen, die sich jetzt auf den Förderbändern der Supermärkte stapeln, bisher eher ein ungeliebtes Schattendasein geführt. Zu unrecht natürlich, denn was täten wir denn ohne?

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Erfindung des Klopapiers © Bild: istock images

Ein Blick auf unsere Vorfahren verdeutlicht, dass es sich beim Toilettenpapier tatsächlich um eine revolutionäre Idee handelt. Bis sie in Massenproduktion ging, sollten viele Jahrhunderte verstreichen - vor allem in Europa.

Das "Xylospongium" der Römer

Wer sich im alten Rom auf einer öffentlichen Latrine erleichterte, benutzte womöglich ein „Xylospongium“, um sich danach zu säubern. Das Gerät bestand aus einem Stock, an dessen Ende ein Schwamm steckte, der mit einer Essig- oder Salzwasserlösung getränkt war. In der römischen Literatur finden solche Objekte des Öfteren Erwähnung, unter anderem in einem Abschnitt eines Briefes des Philosophen Seneca.

Ein steiniger Weg für die Griechen

Im alten Griechenland war die Pflege nach dem "großen Geschäft" eine deutlich härtere Angelegenheit. Dort reinigte man sich mit flachen Steinen oder bestenfalls Tonscherben in verschiedenen Größen, die man in kleinen Säckchen bei sich trug.

Archäologen bezeichnen die kleine ovalen, runde Steine oder Keramikscherben als "Pessoi". Diese wurden in den Ruinen alter römischer und griechischer Latrinen entdeckt, wie "NationalGeographic.com" berichtet. Sogar auf einem 2.700 Jahre alten Trinkgefäß wurden die Pessoi verewigt: Darauf zu sehen ist ein Mann, der im Hocken von seinem Stein Gebrauch macht.

Was die Natur alles hergab...

Im Orient benutzten Nomadenvölker Sand. In Südamerika wurde die eingeweichte Hülle von Maiskolben verwendet. Auch Kokosnussrinde kam zum Einsatz. Die Germanen benützen alles was die Wälder zur Verfügung stellten: Stroh, Laub, Moos, Blätter und Schnee. Im Mittelalter griffen Adelige zu Stoffen, um sich ihren Hintern zu reinigen.

© Istock images Moos als gute Alternative...zumindest für die Germanen

Die Chinesen haben es erfunden

Im Bezug auf Toilettenpapier war China jedenfalls allen anderen Ländern meilenweit weit voraus. Der früheste Verweis darauf findet sich bereits in den Aufzeichnungen des Gelehrten Yen Chih-Thui aus dem 6. Jahrhundert. Damals gaben die Chinesen benutztem Papier zum Schreiben eine reinigende Zweitfunktion.

Innovativ: Die Kaiserfamilie

Ab dem Jahr 1391 wurde Toilettenpapier auf Reisbasis für den chinesische Hofstaat massenproduziert. Demnach wurden 720.000 Einzelblatt Toilettenpapier als Jahresvorrat hergestellt. Zusätzlich wurden 15.000 parfümierte Extrasoft-Blätter für die kaiserliche Familie hergestellt. Wie fortschrittlich China zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte bereits war, zeigt der Blick in den Westen.

© Yang Li/istock images Die Ming-Dynastie herrschte von 1368 bis 1644 im Kaiserreich China. Relativ am Beginn der Regentschaft wurde auch das Toilettenpapier zum Standard im Land.

Es dauerte weitere 500 Jahre bis die Idee in Massenproduktion geht. Erst 1857 brachte der amerikanische Erfinder Joseph Gayetty sein sein „Medizinisches Papier fürs Wasserklosett“ in den USA auf den Markt. In jener Zeit putzen sich die Menschen ihren Allerwertesten noch immer mit Zeitungen, Maisblättern oder Versandhauskatalogen ab.

Das biedere Deutschland war spät dran

In Deutschland sollte es bis 1928 dauern. Auch hier war das Produkt anrüchig, aber der schwäbische Unternehmer Hans Klenk nutzte das geschickt, indem er für sein Produkt "Hakle" mit dem Slogan warb: "Verlangen Sie eine Rolle Hakle, dann brauchen Sie nicht Toilettenapier zu sagen.“

Klopapier in der Habsburgmonarchie

Österreich war sogar eine Spur früher dran., nicht zuletzt wegen den regelmäßigen Reklamen in den Tages- und Wochenzeitungen. Rund im die 1890er-Jahre begann sich das "Closetpapier" in der gesamten Habsburg-Monarchie durchzusetzen.

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Die älteste Werbeanzeige für den Vertrieb von "Closetpapier" findet sich 1879 in der Salzburger Chronik für Stadt und Land, wie der "derstandard.at" berichtet. In der Werbeeinschatung bewirbt die Papierhandlung Eduard Boschau in der Jasomirgottstraße 6 in Wien das "Grünhut’sche Gesundheits-Closetpapier". In den Weltkriegen freilich war auch Österreich vom Papiermangel betroffen, der sich bis in die späten späten 1940er-Jahre zog.

Toilettenpapier in Österreich - Zahlen

Das Marktvolumen in Österreich wird von den Konsumentenschützern hierzulande mit rund 250 Millionen Euro beziffert. Zehn Kilo Klopapier verbraucht ein Österreicher im Schnitt im Jahr. Interessant: Die Deutschen bringen es auf 16 Kilo. Als Faustregel für uns gilt: Eine Rolle pro Person in der Woche sollte reichen.

Zwei ungeklärte Geheimnisse

So wirklich teuer kommt uns Klopapier hochgerechnet auch nicht: Die Österreicher geben jährlich durchschnittlich 30 Euro dafür aus. Mehr als 90 Prozent der Privathaushalte kaufen Klopapier, sagten die Marktforscher bei ihrer Erhebung im Jahr 2017. (Was der Rest macht, bleibt ein Geheimnis.) Bleibt abschließend eigentlich nur eine Frage offen: Wie herum hängt man die Klopapierrolle nun eigentlich richtig auf?