Maximilian I.: Wer war
der "letzte Ritter"?

Der Habsburger Maximilian I. führte sein Haus zur Weltmacht. Andreas Prochaska zeigt ab 1. März in einem opulenten ORF-Dreiteiler, wie es dazu kam.

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Die prägende Hakennase, das vorgestreckte Kinn, die halb geschlossenen Augen, die unter einem breitkrempigen, schwarzen Hut kalkulierend in die Zukunft blicken, das graue, gewellte Haar: Es ist das Profil eines besonnenen Herrschers, das einem aus Albrecht Dürers Porträt des Kaisers Maximilian I., genannt "der letzte Ritter", entgegenblickt. Der Habsburger hatte das Werk wenige Monate vor seinem Tod in Auftrag gegeben, und es hatte nichts von einem Ritter an sich.

Wer also war Maximilian I.? Die Antwort geben Regisseur Andreas Prochaska und Drehbuchautor Martin Ambrosch im opulenten ORF-Dreiteiler "Maximilian. Das Spiel von Macht und Liebe"(Ausstrahlung 1. bis 3. März, ORF eins). Die glänzende Besetzung mit Tobias Moretti als Friedrich III., der Französin Christa Théret als Maria von Burgund und Jannis Niewöhner in der Titelrolle trägt nicht unwesentlich zum Gelingen des Unternehmens bei.

Zorniger junger Mann

Man schreibt das Jahr 1477. Das Habsburgerreich liegt in Trümmern, die Ungarn haben Wien eingenommen und Friedrich III. ist mit seinem Hofstaat nach Wiener Neustadt ausgewichen. Die Staatskassen sind leer. Eine Hochzeit der noch minderjährigen Kunigunde mit dem Ungarn Matthias Corvinus hätte Abhilfe schaffen können, kommt jedoch nicht zustande. Friedrich bleibt als letzte Hoffnung der Sohn Maximilian. Der aber verachtet seinen Vater und gibt ihm die Schuld an der familiären Universalmalaise. Dass er durch seine Heirat mit der begüterten Burgunder-Herzogin Maria den Fortbestand der Dynastie sichern und die Staatsfinanzen bessern soll, geht ihm vollends gegen die Natur: Er will um sein Reich kämpfen. Wenn ihm etwas missfällt, greift er zum Schwert.

Kaum zu glauben, dass dieser zornige junge Mann einmal für seinen Enkel, Karl V., ein Reich schaffen wird, in dem die Sonne nie untergeht. "Maximilian war ein Mann, der gewusst hat, wie er seine Macht optimal einsetzt, und dabei mit Sicherheit auch skrupellos vorgegangen ist. Er war ein Hasardeur", erklärt der Regisseur Andreas Prochaska.

© ORF/Kiennast Harald Windisch (Georg Rudolfer).

Wie er zu einem der prägenden Herrscher der abendländischen Geschichte werden konnte, zeigt Prochaska in einer "Coming-of-Age-Geschichte des jungen Monarchen, der lernen musste, seine Gefühle zu kontrollieren und Verantwortung zu übernehmen".

Das geschah vor allem am Hof von Burgund. Seine Kindheit gab ihm nur wenig Möglichkeit zur Entwicklung. Er war erst acht, als seine Mutter, Eleonore von Portugal, starb. Maximilian blieb mit einem Vater zurück, der den Ruf eines großen Zauderers trug. Matthias Pfaffenbichler, Historiker am Kunsthistorischen Museum in Wien, beschreibt Friedrich als abergläubischen Mann, der sich vor jeder wichtigen Entscheidung ein Horoskop erstellen ließ, am Ende jedoch meist gar nichts tat. Die Frage der Erziehung seines Sohnes war klar und streng geregelt: Mehrere Sprachen sollte das Kind erlernen. Die Folge war, dass Maximilian zu stottern begann, ein Übel, das er erst in der Pubertät ablegen konnte. So schildert ihn Manfred Corrine, der in Ergänzung zu Prochaskas Film eine Dokumentation über Maximilian gefertigt hat (Ausstrahlung: 3. März, ORF eins, 22 Uhr).

© ORF/Kiennast Von links nach rechts: Miriam Fussenegger (Johanna von Hallewyn), Jannis Niewöhner (Maximilian I. von Habsburg), Christa Théret (Maria von Burgund), Stefan Pohl (Wolf von Polheim).

Im Zentrum von Prochaskas und Ambroschs Film steht die Ehe zwischen Maximilian und Maria von Burgund. Der junge Mann willigt erst nur widerstrebend in die Heirat ein, erkennt jedoch bald, dass jeder davon profitieren wird: der mittellose Habsburger vom Vermögen der Burgunder und sie von seiner Person, denn als Frau darf sie Burgund nicht regieren. Die Bürger würden Maria lieber mit dem französischen Thronfolger verheiraten: Vom Zusammenschluss mit Frankreich verspricht man sich Reichtum. Das soll Maximilian verhindern, doch aus der Zweckheirat wurde mehr. "Maria und Maximilian haben nicht nur als Mann und Frau zueinandergefunden, sondern auch über ihre intellektuellen Bedürfnisse", erklärt Prochaska. Und Corrine ergänzt: "In Burgund erlebte Maximilian einen regelrechten Zivilisationsflash, lernte Künstler und Musiker kennen und schätzen." Nach dem frühen Tod Marias, über den er Zeit seines Lebens nicht hinweggekommen ist, verlegte er seine Hauptresidenz nach Innsbruck. Dort gründete er die bis heute aktiven Wiltener Sängerknaben.

Für immer Ritter

Für Drehbuchautor Ambrosch war Maximilian ein widersprüchlicher Herrscher. In der praktischen Kriegsführung erkannte er, dass die herkömmlichen Rittertruppen gegen gut gerüstete Landsknechte keine Chance hatten. Also förderte er die Artillerie, machte damit aber die Ritterheere arbeitslos. Dem Ritterwesen hing er dennoch an und gab nie den Turniersport auf. Mehr als 400 Wettbewerbe zu Pferd und auch Mann gegen Mann konnte er verbuchen.

Dass er als "letzter Ritter" noch 500 Jahre nach seinem Tod geläufig blieb, ist Teil seines Selbstvermarktungskonzepts: In zwei autobiografischen Romanen, "Weißkunig" und "Theuerdank", setzte er sich selbst als Ritter groß in Szene. Um diese Romane zu verbreiten und für die Nachwelt zu erhalten, bediente sich der Monarch der damals modernsten Technik: Er ließ drucken. Und nicht nur Bücher, sondern auch ein ganzes Denkmal, die "Ehrenpforte": Auf 192 Druckplatten wurden die Taten des Herrschers festgehalten, das Monument sollte überall gedruckt und appliziert werden können. Den Druck anno 1526 erlebte er jedoch nicht mehr.

© ORF/Kiennast

Dass er bis zu seinem Tod Schulden angehäuft hatte, die sein Jahreseinkommen achtfach überstiegen, wird oft fälschlich auf einen ausschweifenden Lebensstil zurückgeführt. Historiker Pfaffenbichler korrigiert: "Maximilian hat sehr bescheiden gelebt." Ursachen für seine finanzielle Not waren weder Kunstwerke wie das Fragment gebliebene Grabmal "Schwarze Mander" in Innsbruck noch seine Feste, sondern die mehr als dreißig Kriege, die er für die Sicherung des Hauses Habsburg für nötig hielt.

Dass seine kluge Heiratspolitik die Habsburger einmal zur Weltmacht führen sollte, konnte er damals noch nicht ahnen. Seine Leidenschaft für die Kunst aber rechtfertigte er im Roman "Weißkunig": "Wer in seinem Leben kein Gedächtnis macht ( ), wird mit dem Glockenton vergessen. Und darum wird das Geld, das ich für mein Gedächtnis ausgebe, nicht verloren sein." Das ließe sich bruchlos auf Mäzene heutiger Zeit übertragen.

© ORF/Kiennast Von links nach rechts: Stefan Pohl, Miriam Fussenegger, Johannes Krisch, Harald Windisch

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