Gerhard Tötschinger ist tot

Langjähriger Lebensgefährte von Christiane Hörbiger starb im Alter von 70 Jahren

Er zählte bis zuletzt zu den Vielarbeitern des heimischen Kulturbetriebes und trat noch in der Vorwoche zur Bewerbung einer Ausstellung in der Öffentlichkeit auf: Gerhard Tötschinger. Nun ist der Regisseur, Schauspieler, Intendant und Autor im Alter von 70 Jahren verstorben. Er erlag in seinem Salzburger Sommerdomizil einer Lungenembolie, wie der "Kurier" berichtet.

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Todesfall - Gerhard Tötschinger ist tot

"Ich bin seit vielen Jahren bemüht, mit meinen Büchern, Inszenierungen, Vorträgen und unzähligen Fernsehsendungen G'scheites und Anspruchsvolles auf heitere Weise unter die Menschen zu bringen", hatte der langjährige Lebensgefährte von Christiane Hörbiger einst gegenüber dem "Kurier" sein Credo zusammengefasst. In der Tat brachte es Gerhard Tötschinger im Laufe seines Lebens auf mehrere Dutzend Bücher, fungierte bei mehreren Festspielen als Intendant und war mit Lesungen und Veranstaltungen bis zuletzt auf der Bühne präsent. So präsentierte er vor wenigen Wochen noch den zweiten Band seiner im Amalthea Verlag erschienenen Reihe zu den Wiener Bezirken.

Vielarbeiter des Kulturbetriebs

Geboren wurde Gerhard Tötschinger am 26. Juni 1946 in Wien. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium studierte er zunächst Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, brach das Studium aber alsbald wieder ab. Er nahm Sprech- und Schauspielunterricht bei Zdenko Kestranek und Gesangsunterricht bei Arthur Karg-Bebenburg. 1966 feierte er schließlich bei den Sommerspielen Burg Liechtenstein seine erste Premiere als Schauspieler an der Seite von Gerhard Dorfer und Herwig Seeböck. Sein Weg führte ihn über das Volkstheater auch an Häuser in Deutschland und der Schweiz.

Von 1973 bis 1977 übernahm Tötschinger schließlich die Rolle des Intendanten des Theaters im Burgenland, im Anschluss fungierte er bis 1981 als Oberspielleiter am Stadttheater Klagenfurt. Bis 1994 leitete er danach das "Fest in Hellbrunn" in Salzburg. Nach Umbrien verschlug es Tötschinger schließlich bis 1999, wo er als künstlerischer Leiter des Festivals Arteuropa in Todi verpflichtet wurde. Seine Italienliebe führte auch zu zahlreichen Büchern, wie etwa "Viva l'Italia. Erlebtes, Erdachtes, Erlesenes" oder "Mörderisches Venedig. Die dunkle Seite der Serenissima". Von 1999 bis 2001 stand Tötschinger schließlich den Sommerspielen Perchtoldsdorf vor.

Dem Fernsehen verschrieben

Neben seinen Leitungstätigkeiten führte Tötschinger aber auch immer wieder Regie, etwa an der Komödie im Bayrischen Hof München, im Theater am Hechtplatz in Zürich oder dem Theater am Zoo in Frankfurt am Main. Bereits früh verschrieb er sich auch dem Fernsehen und gestaltete ab 1977 mehrere TV-Serien, darunter "Quiz in Rot-Weiß-Rot" oder "Dialoge mit Herodot". Ab 2009 war er schließlich Mitglied im ORF-Publikumsrat und im ORF-Stiftungsrat sowie ab 2011 im Kulturbeirat von ORF III. 2015 wurden seine Leistungen mit dem "Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien" gewürdigt.

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