Ex-ORF-General Gerd Bacher
am Zentralfriedhof beigesetzt

Zahlreiche Prominente aus Kunst, Kultur und Politik gaben das letzte Geleit

Der Ende Juni verstorbene frühere ORF-Generalintendant Gerd Bacher wurde am Dienstag in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Zentralfriedhof beigesetzt. Bundespräsident Heinz Fischer und Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer würdigten Bacher dabei als großen Journalisten und österreichischen Patrioten.

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Menschen - Ex-ORF-General Gerd Bacher
am Zentralfriedhof beigesetzt

Der langjährige ORF-Generalintendant war am 27. Juni nur wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Bacher stand zwischen 1967 und 1994 mit Unterbrechungen 20 Jahre an der Spitze des Österreichischen Rundfunks, galt als Erfinder des ORF und war neben "Krone"-Gründer Hans Dichand einer der prägenden Medienmacher in der Zweiten Republik. Am Requiem im Wiener Stephansdom sowie an der Trauerfeier am Zentralfriedhof nahmen Familie, Freunde und Wegbegleiter Bachers teil.

Bundespräsident Fischer nannte Bacher in der Karl-Lueger-Gedächtniskirche einen der "bedeutendsten, interessantesten und wirksamsten Mediengestalter der Zweiten Republik". Auch wenn er immer wieder auch Widerspruch ausgelöst habe, sei Bacher eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit Ecken und Kanten sowie charakterfesten Prinzipien gewesen, die den ORF mit viel Sachverstand und Freude geführt habe.

© APA/Herbert Pfarrhofer Auch Bundespräsident Fischer würdigte den ehemaligen ORF-General

Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz betonte Bachers Rolle als "Gründer und Schöpfer des ORF". Die Österreicher verdankten ihm eine nicht nur tausende interessante Programmstunden, sondern auch eine ganze Reihe von "defining moments, wichtigen Medienmomenten, die das Leben einer ganzen Generation geprägt haben", sagte Wrabetz. "Bacher hat den ORF zur Zentralanstalt der österreichischen Identität geformt und so zur Durchsetzung eines Österreich-Bewusstseins beigetragen."

Heller: Bachers Tod "veritable Katastrophe"

Der Allround-Künstler Andre Heller, der viele Jahre eng mit Bacher befreundet war, zeichnete von Bacher das Bild eines begeisterungsfähigen, feinfühligen und streitbaren "Fabeltiers", das im ORF den "idealen Humus für große Begabungen, Ideen und Experimente" geschaffen hatte. Was Bacher der Zweiten Republik mit der Gründung des ORF an Bewusstseinserhöhung und Geschichtsbewusstsein gebracht hab, sei ohne Beispiel. Über Bachers Leben könnte auch die Überschrift der Pablo Neruda-Erinnerungen "Ich bekenne, ich habe gelebt" stehen, so Heller. Und Bachers Tod sei "kein bloßer Verlust, sondern eine veritable Katastrophe" für alle, die ihn kannten. Der internationale Filmproduzent Jan Mojto, ebenfalls ein persönlicher Freund Bachers, würdigte Bacher als einen der wichtigsten europäischen Vertreter der öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Zuvor wies der Salzburger Domdechant Hans Walter Vavrovsky beim Requiem im Stephansdom auf Bachers Lebensmotto "Leben ist die Kraft zu bewegen" hin, das auch das Sterbebild des früheren ORF-Generalintendanten zierte. Vavrovsky führte gemeinsam mit dem Wiener Dompfarrer Toni Faber durch die Liturgie. Musikalisch wurde die Verabschiedung im Stephansdom und am Zentralfriedhof von Domorchester und Domchor, einem Ensemble des Radio Symphonie Orchesters des ORF sowie der Salzburger Trachtenmusikkapelle Oberalm begleitet. Die Sargwache Bachers, der einst enge Kontakte zu Südtirol-Aktivisten gepflegt hatte, stellte eine Abordnung des Südtiroler Schützenbundes.

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