Geräte mit Ablaufdatum?

Der Verein für Konsumenteninformation macht absichtliche Produktfehler zum Thema

Immer mehr Konsumenten kommt es spanisch vor, dass gerade Elektrogeräte oft direkt nach Ende der Gewährleistungspflicht den Geist aufgeben. In der Fachsprache nennt sich der Versuch, die Lebensdauer von Geräten künstlich zu reduzieren, „geplante Obsoleszenz“. Darüber ob das ein Massenphänomen ist oder ein „modernes Märchen“, scheiden sich die Geister. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) möchte nun Licht ins Dunkel bringen.

von Elektroschrott Sammlung © Bild: Thinkstock

Wirklich wundern sollte es einen ja eigentlich nicht, dass ein Konzern kein Interesse daran hat, ein Produkt nur einmal zu verkaufen, sondern nach Möglichkeit öfters. Die Idee der geplanten Obsoleszenz ist deshalb auch schon alt. Schon 1932 veröffentlichte der damalige General-Motors-Chef Bernard Londons sein Buch „Ending the depression through planned Obsolescence“. Die Idee war, dass eine verkürzte Haltbarkeit von Produkten den Konsum anheizen würde und so der Wirtschaft aus der Depression helfe.

Das wohl bekannteste Produkt der geplanten Obsoleszenz ist auch nur wenige Jahre jünger. 1935 erfand DuPont die Nylonstrumpfhose. Doch was sich wie eine geniale Produktidee anhörte, brachte den Konzern an den Rand des Ruins. Die Strümpfe waren so reißfest, dass der Absatz immer weiter sank. Deshalb wurden die Strümpfe schlicht dünner gemacht und so schaffte man es, den Absatz von Strumpfhosen zu vervielfachen. Dadurch riss die Strumpfhose viel leichter und Löcher in den Strümpfen gehören seither zu den ständigen Begleitern weiblicher Konsumenten.

Glühbirne mit Ablaufdatum

Kaum weniger bekannt ist das Beispiel der Glühbirne: 1924 wurde ein Kartell der Hersteller gebildet, um die Haltbarkeit auf 1000 Brennstunden zu beschränken. Dieses Kartell gilt zwar als aufgelöst, an die Haltbarkeit uralter Glühbirnen kommt dennoch kein modernes Produkt heran. In einer Feuerwehrwache in Livermore, Kalifornien, brennt eine Glühbirne beispielsweise seit 1901. Doch während die geplante Obsoleszenz früher überwiegend positiv gesehen wurde, da neue Produkte immer auch mit Fortschritt assoziiert wurden, hat sich das in den letzten Jahren geändert.

Enorm an Aufmerksamkeit gewann das Thema aber vor allem in den letzten Jahren durch die massive Ausweitung des Handels mit Elektronikprodukten. Viele dieser Produkte haben eine sehr kurze Lebenszeit und die enormen Mengen an Elektromüll, die dadurch entstehen, werden immer mehr zur Belastung für Mensch und Umwelt. Auch das Bewusstsein für nachhaltige und umweltschonende Produktion ist bei den Konsumenten gestiegen. Zugleich bietet das Internet neue Möglichkeiten, um sich zu dem Thema auszutauschen und Fallbeispiele zu sammeln.

„MURKS? NEIN DANKE!“

Spektakulär sind beispielsweise die Vorwürfe im Bereich der Tintenstrahldrucker. Es soll Drucker geben, die nach einigen tausend Seiten die Funktion einstellen, es sei denn, dass der Zähler im Gerät mit einem eigenen Programm zurückgestellt wird. Auch die Reinigung der Geräte steht in der Kritik. Ein Drittel der Tinte soll so verschwendet werden. Ein eigener Sammelbehälter wurde von Tüftlern erfunden, um diese Tinte zu retten.

In Deutschland kämpft der Betriebswirt Stefan Schridde mit seiner Homepage „MURKS? NEIN DANKE!“ seit einigen Jahren erfolgreich gegen die geplante Obsoleszenz. Inzwischen haben schon mehr als 1.400 Konsumenten Beschwerden auf der Plattform eingebracht und es werden täglich mehr.

Apples fixverbaute Akkus

Eines der Hauptthemen sind dabei Schwachstellen in Geräten, die bewusst eingebaut werden, oder aber billige Materialien, die nicht besonders langlebig sind. Ein anderes, langlebigeres Material, wäre oft gar nicht, oder kaum teurer. Diese Schwachstellen führen dann in der Regel zur raschen Beschädigung der Geräte.

Die Initiative sieht es als Ziel ,die Qualitätszertifizierung zu verbessern, die Reparierbar- und Erreichbarkeit von Servicestellen zu verbessern, sowie die Garantiezeit auszudehnen.

Ein häufiges Thema auf der Plattform sind die Hersteller „Samsung“ und „Apple“. Vor allem die fix verbauten Akkus von Apple sind ein ständiger Quell des Ärgers für viele Konsumenten. Denn Akkus haben eine begrenzte Lebensdauer, der sich an der Zahl der Wiederaufladungen orientiert. Wenn nun der Akku fix verbaut ist, wird die Reparatur des Gerätes massiv erschwert und viele Konsumenten tauschen gleich das ganze Gerät, statt nur den Akku.

Öko-Zölle?

In der Zeitschrift „Öko-Test“ gehen Konsumentenschützer noch weiter und bringen auch die Idee von Öko-Zöllen, welche nicht nachhaltig produzierte Produkte verteuern können, ins Spiel. Die Idee dahinter ist, dass es sich heute vielfach nicht lohnt ein Produkt reparieren zu lassen, da ein Neues billiger ist. Auch eine Verdoppelung der Gewährleistungspflicht von zwei auf vier Jahren wird vorgeschlagen.

Außerdem kam das Magazin „Öko-Test“ 2012 zu dem Schluss, dass hochwertige Komponenten, die die Lebensdauer der meisten elektronischen Geräte um fünf bis zehn Jahre erhöhen, die Geräte nur um wenige Cent oder maximal einen Euro verteuern würden.

Der Verdacht liegt also nahe, dass es bei der geplanten Obsoleszenz weniger um den Kostendruck, als vielmehr um die Steigerung des Absatzes geht. Allerdings trifft die Konsumenten eine Mitschuld, haben sich diese doch vielfach an Produktzyklen von ein bis zwei Jahren gewöhnt und fragen selbst oft das neueste Produkt nach, ohne sich viele Gedanken über Haltbarkeit und Umweltschutz zu machen.

VKI kümmert sich um Thema

In Deutschland hat nun die „Halbbleiter Test- und Vertriebs GembH“ ein eigenes Gütesiegel, das „HTVLife“ entwickelt, das pünktlich zur Fachmesse „Electronica“ vorgestellt wurde. Um es zu erhalten, müssen Firmen ihre Produkte auf lebenszeitverkürzende Bauteile prüfen lassen.

Seitens VKI sieht man hier das Problem, dass es den Kunden an echten Beweisen und damit an Information fehlt. Zwar wäre es technisch möglich jedes Produkt und seine Einzelteile zu überprüfen, das wäre aber sehr teuer. Beim VKI setzt man deshalb auf die tägliche Erfahrung der Verbraucher. Auf der Homepage wurde deshalb ein Online-Fragebogen eingerichtet und auch Zuschriften der User werden gesammelt, um einen besseren Überblick und damit Handhabe für etwaige Gesetzesänderungen zu haben.

Kommentare

Nudlsupp melden

@Ivoir: Ohne als links-linker Marxist auftreten zu wollen, ich denke eine gerechte Verteilung der Ressourcen und eine gerechtere Verteilung des Vermögens, des Kapitals und damit auch der Profite würde mehr zur Sicherheit der Arbeitsplätze, damit auch mehr zur Sicherung der solzialen Systeme und damit auch ein Mehr an Lebensqualität für alle besser und nachhaltiger sicherstellen, als Absatzsteigerungen durch geplante Obsoleszenzen. Diese dienen vor allem dem shareholder-value und haben volkswirtschaftlich wohle eher geringen Nutzen.

@higgs: Ich stimme Ihnen wie so oft gerne zu, der Vergleich mit dem kindlichen Organhandel ist in diesem Zusammenhang aber schon recht kernig. :-)

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stimmt, aber manchmal brauche ich halt ein wenig harte Übertreibungen um was sinngerecht rüberzubringen und das Bild besser einzufangen. Mit rosa Wattebällchen werfen war noch nie so meins;-))

Ivoir
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Es ist ein Teufelskreis. Längere Lebensdauer, weniger Absatz, weniger Arbeitsplätze.

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Einspruch Euer Ehren.
Auch wenn es Sie nicht glücklich macht, aber der Erhalt von Arbeitsplätzen ist, sowenig wie der des Profits, die oberste Leitlinie dafür, etwas zu tun oder zu lassen. Und Sie befürworten sicher auch keinen Handel mit Kinderorganen, nur weil arbeitslose Medizinmänner in Pakistan dadurch ein Ausgedinge finden, oder?
Und hier geht's ja auch nicht nur um die Abzocke der Konsumenten, sondern um eine Ressourcenverschleuderung ohne gleichen und dass wir uns anmaßen für unseren Konsumwahn den Planeten restlos auszuplündern und die Umwelt zu zerstören ohne Rücksicht auf kommende Generationen. Und diese Ressourcen und ein zerstörtes Ökosystem sind unwiederbringlich weg. Und manche Dinge kann man eben weder kaufen noch bezahlen, nicht mit allen dämlichen Papierfetzen, die die Menschheit Geld nennt.

Es gibt nun mal mehr zwischen Himmel und Erde als in einen Betriebswirtschädel so reingeht. Man lege denen die Kandare ins Maul und nenne diese auch so. Unternehmen sind keine moralfähigen Personen, wirtschaftliches Handeln enthält per se keine moralischen Normen und ist nur von außen durch moralische Regeln zu begrenzen. Und die müssen aus Gründen der Machtverteilung im juristischen Gewand daherkommen. Die Logik der Profitmaximierung endet immer nur dort wo saftige Strafen und Gitterstäbe winken.

@günza: Der Einwand ist nachvollziehbar, aber dann wäre eine Art Mindesthaltbarkeitsdatum bei diesen Geräten angebracht. Dann wäre jeder beim Kauf entsprechend informiert, es läge somit keine Täuschungshandlung vor, die meinem Rechtsempfinden nach illegal ist.

Aber wie wir bereits wissen entscheiden über Recht oder Unrecht oftmals ausschließlich monetäre Interessen, und da haben uns die multinationalen Konzerne und dern Lobbies einiges voraus.

Noch schlimmer finde ich allerdings, wie wir durch die Lebensmittelindustrie vorgeführt werden. Zucker, Geschmacksverstärker, Analogkäse, Gifte, Massentierhaltung, etc. pp. Da erscheinen die Vertreter der Elektronik-Industrie noch fast wie die Sängerknaben

Ja so läuft das eben. Aber ich denke auch, dass die Entwicklung der Technik entsprechend weniger weit wäre, wenn das nicht gemacht würde. Was macht man denn mit einem Handy das 10 Jahre alt ist und einfach nichts kann und immer noch funktioniert? Oder die Weiterentwicklung bei den TV Geräten. Wenn die Unternehmen nichts an den Weiterentwicklungen verdienen können, würde das eher schlecht aussehen.

Wash
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Diese geplanten "Obsoleszenzen" sind der Hammer - absolut krank aber legal. Zu Apple zu sagen - gibt es ja Anleitungen aus dem Internet und Akkus kan man auch kaufen. Daß aber das Gerät selbst absolut Bedienerfreundlich und fast Wartungsfrei ist - sagt man an dieser Stelle nicht dazu. Tja es ist halt wieder typisch für NEWS nur das schlechte zu berichten - soviel zu ojektiver Berichterstattung!

strizzi49 melden

Was kostet das Apple? 600 Euro, 700 Euro? und wenn der Akku nach 2 Jahren kaputt ist, schmeiß ma das ganze Gerät weg!? Schei... auf Bedienungs- und Wartungsfreundlich, wenn ich dann wieder 6- oder siebenhundert Euro hinlegen muß, nur weil der Akku hin ist !!!

wintersun melden

Da braucht man gar kein Fragezeichen zur Überschrift zu setzen denn mittlerweile sollte jedem klar sein dass dies die traurige Realität darstellt. Ist ja auch logisch bei so einem wahnwitzigen Wirtschaftssystem! Viel mehr Leute müssen endlich begreifen dass die großen Banken und Konzerne die neuen Adolfs sind, die wahren Feinde des Volkes und der Umwelt. Die Heuschrecken werden fressen bis alles weg ist solange man sie nicht daran hindert.

Doku:
http://www.youtube.com/watch?v=zVFZ4Ocz4VA

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genau solche Filme und ähnliche müssten verpflichtend in der Schule und jede Woche im Hauptabendprogramm gezeigt werden. Vielleicht wacht man dann endlich mal auf.

Denn zu sagen, dass ein System, in dem Virtuelles Reales demoliert und das in einer begrenzten Umwelt unendliches Wachstum nicht nur anstrebt sondern auch braucht, dass also so ein System alle Kennzeichen von Irrsinn trägt, das zu sagen wagen heute nur noch ein paar Marxisten oder Spinner wie wir. Und das müsste sich ändern.

wintersun melden

Ja, dem kann ich nur zustimmen.
Ich sehe wie gesagt die mächtigen Banken und Konzerne als absolute Feinde des Planeten. Jedoch wurde dies leider auch erst möglich da den meisten Leuten einfach alles egal ist solange das Schnitzel samt Bier am Tisch steht.
Und ich glaube hier liegt der Hund begraben.
Ein schier unslösbares Problem wenn nicht endlich ein großes Umdenken stattfindet.
Und dessen Auswirkungen (des Problems, anm.) sind u.a. auch die geplante Obsoleszenz. Nach dem Motto "What you deserve is what you get".
2012 das Jahr der großen Veränderungen ins Positive, ein episches Umdenken wird stattfinden, usw.
Haben die sich im Datum getäuscht??? ;)

peterpan82

Als ob das mit der geplanten Obsoleszenz was neues ist ... das macht doch eh schon jede Firma!!!

Man braucht sich ja nur umzusehen. Überall setzen die Konzerne Ihre Interessen gegen die der Bürger durch. Geballte Konzernmächte denen das Staatliche hilflos gegenübersteht. Und anstatt, dass die verantwortlichen Manager wegen Mogelpackungen, geplanter Obsoleszenz, hoher Herbizidwerte in Nahrungsmitteln u.ä. sich vor dem Kadi wiederfinden wirds zum state of the art. Aber den Bürger beglückt man mit schlechtem Licht in Form von Energiesparlampen ( weil da verdient wer) und einer eigenen Tröpferlbrause in Form von wassersparenden Duschköpfen ( da verdient auch wer). Denn frei darf nur die Gier sein, das Privatleben wird durchreguliert. Die Gurkenkrümmung hatte wenigstens noch etwas Witziges an sich, aber langsam wirds höchst unlustig. Denn mittlerweile geht's schon um die Regulierung von Weinkühlschränken und Zwandsabstände bei Grillstäben. Und all das erweckt in mir schön langsam den Wunsch etwas auf kleiner Flamme zu rösten.
Und wenn diese Bürokratiekasperln nicht in der Lage sind auch mal regulierend auf Konzerne einzuwirken und die Abzocke der Konsumenten zu beschränken, dann beschäftige man die anders. Kribbelmückenzählen an Flussläufen oder so. Unter meiner Dusche und bei Grillfeiern haben sie jedenfalls nix verloren.

Jede Glühbirne kann man 10.000 Stunden betrieiben. Einfach die Spannung senken. Damit sinkt aber auch der Wirkungsgrad.

Einfache Rechnung mit einer 100 Watt Birne:
Für 10.000 Stunden entweder

10 Brirne zu 1-EUR + 1000 kWh Strom für 200 .-EUR = 210.-EUR
oder
4 Birne zu 1.-EUR + 2000 kWh Strom, weil der Wirkungsgrad der Birnen bei geringerer Temperatur drastisch schlechter wird, dafür hällt der Glühdraht ja auch länger. = 404.-EUR

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