Libra: Das steckt hinter
dem Facebook-Geld

Facebook stößt mit seinen Plänen für selbst entwickeltes Geld bzw. eine Kryptowährung weltweit auf Widerstand. Wir haben uns die wichtigsten Fragen und Antworten zu "Libra", so der Name der Währung, angesehen.

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Was ist Libra?

Libra ist eine digitale Kryptowährung. Damit ist ein Zahlungsmittel gemeint, das ausschließlich digital verfügbar ist und als solches auch zur Zahlung in Online-Shops oder für Dienstleistungen im Internet gedacht ist. Die Praxis soll so aussehen, dass der Nutzer die Währung seines Heimatlandes zu einem fest vorgeschriebenen Kurs gegen "Libra" tauschen kann und umgekehrt.

Die Lancierung der Digitalwährung ist aber noch keineswegs gesichert. Auch die Initiatorin Facebook selbst ist nun laut aktuellem Schreiben an die US-Börsenaufsicht nicht mehr von der Lancierung überzeugt und warnt damit Investoren vor überzogenen Erwartungen.

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Wer kann Libra nutzen?

Im Prinzip jeder, die Anforderungen sind mit einer Anmeldung auf Facebook denkbar gering. Das sind derzeit knapp 2,5 Milliarden Menschen.

Was ist der Unterschied zu anderen Kryptowährungen?

Bei Libra denkt man automatisch an Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum poder Litecoin. Das Prinzip einer digitale Währung dahinter ist ähnlich, allerdings wird es zwei signifikante Unterschiede geben: Aufgrund zahlreicher Kooperationspartner soll die Währung von Anfang an auf eine größere Akzeptanz als Zahlungmsittel im Internet stoßen. Außerdem soll Libra an etablierte Real-Währungen gekoppelt sein wie eben Euro, US-Dollar, Yen oder britisches Pfund. Dadurch soll die Währung nicht so starken Schwankungen ausgesetzt sein.

Wo kann man mit Libra bezahlen?

Für Libra gibt es derzeit zwei Anwendungsszenarien: Im ersten Szenario kann der Nutzer Libra in jedem beliebigen Online-Shop damit bezahlen. Im zweiten Szenario kann man über Facebook Messenger oder Whatsapp mit wenigen Berührungspunkten Geld an andere Nutzer schicken.

In einer weiteren Ausbaustufe ist es nicht ausgeschlossen, dass Libra als virtuelle Geldbörse am Handy genutzt und somit über kontaktlose Bezahlung auch als Zahlungsmittel im stationären Handel eingesetzt werden kann.

Wer steckt dahinter?

Derzeit sprechen alle davon, dass Libra das Geld von Facebook ist. In der Tat kann Facebook auch als Initiator von Libra betrachtet werden. Mittlerweile sind in der sogenannten "Libra Association" knapp 30 Großunternehmen dabei, die als gleichberechtigte Mitglieder mit Facebook das Geschick der Währung lenken.

Derzeit an Bord sind unter anderem die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard, der Dienstleister PayPal, die Online-Tauschbörse eBay und der Musikdienst Spotify. Bis zum Marktstart soll die Zahl teilhabender Unternehmen auf 100 anwachsen. Anwärter für einen Platz an dieser Sonne müssen einen Martkwert von 1 Milliarde US-Dollar oder mindestens 20 Millionen Kunden haben.

Wie sicher ist die Währung?

Das lässt sich zum jetztigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht abschätzen. Im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen soll Libra allerdings an etablierte Real-Währungen gekoppelt sein, weshalb man massive Kursschwankungen wie sie beim Bitcoin der Fall waren weitgehend ausschließen möchte.

Abgesehen davon soll die Währung auch unter einem Pseudonym und mit mehreren Konten nutzbar sein.

Wann kommt Libra?

Derzeit gibt es noch kein konkretes Startdatum für Libra. Unabhängig davon, wie lange es dauern wird, Bedenken aus dem Weg zu räumen und erforderliche Genehmigungen einzuholen, ist vorläufig noch ein Start in der ersten Jahreshälfte 2020 vorgesehen.

Facebook selbst aber betont in einem aktuellen Schreiben an die US-Börsenaufsicht, dass die Lancierung noch nicht einmla gesichert ist. Nicht auszuschließen also, dass Libra ein theoretisches Konstrukt bleiben wird.

Welche Vorteile soll Libra haben?

Berechtigterweise stellen sich mündige Bürger die Frage, wozu man Libra überhaupt nutzen soll, wo es doch Kreditkarten, PayPal, Sofortüberweisung und viele andere Bezahldienste bereits gibt. Wie so oft soll man mit der Bequemlichkeit - Neudeutsch: Convenience - geködert werden. So soll man beispielweise bequem mit wenigen Kontaktpunkten und ohne Gebühren Geld an andere Nutzer verschicken können, unabhängig davon wie weit sie entfernt sind.

Facebook hat aber auch noch ganz andere Zielgruppen im Visier: Personen in Entwicklungsländern, die zwar ein Smartphone, aber in vielen Fällen kein Bankkonto haben, können sich über Libra ganz einfach ein Konto errichten.

Was sagen die Kritiker?

Zuletzt hatte es heftigen Gegenwind seitens der G-7-Finanzminister gegeben, die davor warnten, Libra könne das internationale Finanzsystem gefährden. Sie erklärten unter anderem, eine Währung gehöre nicht in die Hände eines Privatunternehmens.

Die Organisation Bürgerbewegung Finanzwende forderte am Dienstag den sofortigen Stopp von Libra und drängte die EU zum Handeln. Sie warnte insbesondere vor der Datenverknüpfung und mahnte, Libra könne sich zu einem "völlig unkontrollierbaren Geldmonopol entwickeln".

Und was hat Facebook davon?

Facebook bringt sicherlich keine neue Währung in den Markt, weil das Unternehmen uns alle so unendlich lieb hat. Vielmehr werden die Datensätze von Facebook und Whatsapp um eine beachtliche Komponente reicher. Das Unternehmen weiß in Zukunft nicht nur, wer mit wem und wie in Verbindung steht, sondern hat auch einen Überblick über (zumindest) einen Teil der Geldflüsse seiner Nutzer.

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Nicht zuletzt sollte man also mit Vorsicht und nicht komplett unkritisch an Libra herangehen. Und sich an allererster Stelle die Frage stellen, ob man wirklich (noch) eine digitale Währung braucht.