Gekrönte Speed-Queen: Götschl holt nach Super-G-Weltcup auch die Abfahrts-Kugel

Platz zwei in Tarvis hinter Mancuso reicht für Triumph Rekorde: Steirerin nun gleichauf mit Franz Klammer

Der zweite Platz in der Abfahrt in Tarvis hat Renate Götschl zum vorzeitigen Gewinn ihrer insgesamt fünften Abfahrt-Kristallkugel gereicht. Die Steirerin musste sich lediglich ihrer schärfsten Konkurrentin Julia Mancuso (USA) um 0,17 Sekunden geschlagen geben. Mit dem siebenten Rang verteidigte Marlies Schild ihre Führung im Gesamt-Weltcup knapp. Schon wie in der Super-Kombination war das Rennen von mehreren zum Teil schweren Stürzen überschattet.

"Ich habe gewusst, dass Mancuso schnell sein wird, ich wollte die Kugel aber unbedingt heim holen", meinte die überglückliche Götschl, die mit dem Gewinn der fünften Abfahrts-Kristallkugel zum Rekord von "Kaiser" Franz Klammer aufgeschlossen hat. "Das hat eine große Bedeutung für mich, Franz Klammer ist eine Legende", freute sich die Speed-Queen.

Keine Details über Wette
Dass sie mit der Ski-Legende aus Kärnten diesbezüglich eine Wette laufen habe, ist längst bekannt. "Da wird aber nix verraten, Details müssen wir noch beraten", gab sich die 31-Jährige kryptisch. "Renate ist nur zu gratulieren, sie hat es sich verdient", meinte Klammer, der sich bezüglich des Wetteinsatzes ebenfalls bedeckt gab. "Ich werde Renate jedenfalls nach Bad Kleinkirchheim einladen", verriet der Ski-Kaiser aber.

Physiotherapie bei Claudia Schiestl und Arbeit mit "Qi Gong"-Spezialist Werner Tauermann hatten Götschl nach einem bösen Trainingssturz und dem Verzicht auf die Superkombi für Samstag fit gemacht. "Nach meinem Sturz habe ich Schmerzen in beiden Knien, den Start hätte mir aber niemand ausreden können", erläuterte sie nach ihrem einzigartigen Kraftakt. Auch die restlichen Rennen dieser Saison will Götschl trotz des Verdachts auf Verletzungen des Meniskus und des Knorpels bestreiten. "Ich hätte auch weiterhin vor, noch ein Jahr zu fahren", kündigte sie an.

"Es wäre mehr drinnen gewesen, ich ärgere mich über die letzte Linkskurve", meinte hingegen Mannschaftskollegin Schild. Die Weltcupführende steuerte ein Tor zu direkt an und fädelte mit dem rechten Arm ein. "Das wird ein bissl blau werden", prophezeite Schild, die einen ramponierten Helm herzeigte. "Dafür haben wir ja Helme auf." Daniela Merighetti (ITA) hatte kurz zuvor das selbe Tor gerammt und war gestürzt.

Stolze Schild
Trotzdem war Schild auf ihre Leistung stolz, immerhin bedeutete Rang sieben ihre beste Platzierung in einer Weltcup-Abfahrt: "Das war ein ganz schweres Rennen, ich habe nur die blauen Linien gesehen". Das flache Licht machte etlichen Läuferinnen zu schaffen. "Es ist so unterschiedlich und man sieht nix", beklagte etwa Nicole Hosp, die letztendlich auf dem 17. Platz landete. Ein bisschen Ärger machte sich auch bei Elisabeth Görgl breit, die mit dem vierten Platz haderte. "Bei einer dreifach Rechtkurve im oberen Teil habe ich leider zu viel Zeit verloren", so die Steirerin.

Nach einem schweren Sturz der mit Startnummer zwei ins Rennen gegangenen Schweizerin Tamara Wolf war das Rennen für rund 25 Minuten unterbrochen worden. Die Läuferin wurde bei einer der vielen Wellen ausgehoben und schlug mit Kopf und Rücken hart auf der Piste auf. Wolf, die kurz das Bewusstsein verlor, wurde per Hubschrauber geborgen und ins Krankenhaus nach Udine geflogen. Laut ersten Meldungen soll sie mit Gehinerschütterung und einen Innenbandeinriss davongekommen sein.

Bereits am Mittwoch hatte sich Wolfs Freundin, die Schweizer Läuferin Dominique Gisin, bei einem Trainingssturz neben Prellungen einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Innenbandriss im linken Knie zugezogen. Am Freitag waren in der Abfahrt der Super-Kombination bei Stürzen die Österreicherinnen Kathrin Zettel und Anna Fenninger verletzt worden.

Endstand
1. Julia Mancuso USA 1:52,67 Min.
2. Renate Götschl AUT 1:52,84 +0,17
3. Emily Brydon CAN 1:52,88 +0,21
4. Elisabeth Görgl AUT 1:52,99 +0,32
5. Kelly Vanderbeek CAN 1:53,00 +0,33
6. Nadia Styger SUI 1:53,17 +0,50
7. Marlies Schild AUT 1:53,19 +0,52
8. Kirsten L. Clark USA 1:53,35 +0,68
9. Chemmy Alcott GBR 1:53,58 +0,91
10. Britt Janyk CAN 1:53,64 +0,97
11. Ingrid Jacquemod FRA 1:53,71 +1,04
12. Catherine Borghi SUI 1:53,79 +1,12
13. Carolina Ruiz-Castillo ESP 1:53,85 +1,18
. Marie Marchand-Arvier FRA 1:53,85 +1,18
15. Stacey Cook USA 1:53,90 +1,23
16. Andrea Fischbacher AUT 1:54,00 +1,33
17. Nicole Hosp AUT 1:54,22 +1,55
18. Maria Holaus AUT 1:54,23 +1,56
19. Maria Riesch GER 1:54,38 +1,71
20. Sylviane Berthod SUI 1:54,39 +1,72
21. Fränzi Aufdenblatten SUI 1:54,46 +1,79
22. Gina Stechert GER 1:54,54 +1,87
23. Shona Rubens CAN 1:54,75 +2,08
24. Alexandra Coletti MON 1:55,09 +2,42
25. Elena Fanchini ITA 1:55,12 +2,45
. Martina Schild SUI 1:55,12 +2,45
27. Lucia Recchia ITA 1:55,14 +2,47
. Monika Dumermuth SUI 1:55,14 +2,47
29. Aurelie Revillet FRA 1:55,21 +2,54
30. Kathrin Wilhelm AUT 1:55,27 +2,60
weiter:
33. Alexandra Meissnitzer AUT 1:55,62 +2,95
44. Christine Sponring AUT 1:58,08 +5,41

Ausgeschieden u.a.:
Anja Pärson, Nike Bent (beide SWE), Daniela Merighetti (ITA), Tamara Wolf (SUI)
(apa/red)