Die 6 Geheimnisse zum Erfolg im Beruf

Wie Sie Ihre Chancen auf Erfolg im Beruf steigern können, bei Ihren Kollegen gut ankommen und welche Rolle dabei die innere Einstellung spielt, verrät die Wiener Arbeits- und Organisationspsychologin Mag. Gerlinde Wittich im Gespräch mit News.at

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Dos & Don'ts - Die 6 Geheimnisse zum Erfolg im Beruf

Hätte ich nur damals eine andere Ausbildung begonnen ... Wäre ich erst ein paar Jahre später Mutter bzw. Vater geworden ... Hätte ich diesen Sprachkurs zu Ende gebracht ... Wir alle kennen sie aus unseren Selbstgesprächen und Gedankenkreiseln, die Konjunktive hätte, wäre, sollte. Mit ihrer Hilfe lässt es sich außerordentlich gut jammern und in Selbstmitleid baden. Der Konjunktiv ist jedoch mitnichten ein Freund für schlechte Lebenslagen. Er bedeutet vielmehr ein überwältigendes Stoppschild, das uns zum Stehenbleiben zwingt, während die anderen – die erfolgreichen und beliebten - Kollegen an uns vorbei die Karriereleiter hochspazieren. Augenscheinlich pfeifen diese vermeintlichen Workaholics auf den Konjunktiv und bevorzugen stattdessen berufliche Höchstleistungen mit Ausrufezeichen!

Wie diese aufstrebenden Kollegen ihren Alltag im Job tatsächlich in Richtung Erfolg ausrichten, wie sie gezielt und kontinuierlich Energien und Ressourcen für berufliche Projekte freisetzen und welche tragende Rolle dabei deren innere Einstellung spielt, verraten wir Ihnen jetzt.

Selbstvertrauen und Motivation

Erfolgreichen Kollegen gelingt ihre Arbeit wie von selbst, zumindest gewinnen wir oft diesen Eindruck. Wir hören keine Klagen, sondern sehen nur tolle Präsentationen und hervorragende Ergebnisse. Vorgesetzte schätzen diese Arbeitseinstellung gepaart mit entsprechendem Output, vor allem wenn dieser auf Dauer gehalten oder sogar gesteigert werden kann. Das Geheimnis hinter solchen permanenten Leistungshochs: Aufstrebende Mitarbeiter konzentrieren sich entschieden primär auf das Erledigen ihrer Arbeit. Sie vertrauen dabei auf ihr Können und die Tatsache, dass sie in der Vergangenheit ähnlich herausfordernde Aufgaben bereits erfolgreich erledigen konnten. Mag. Gerlinde Wittich, Arbeits- und Organisationspsychologin aus Wien, fasst es im Gespräch mit News.at wie folgt zusammen: "Menschen, die daran glauben, selbst etwas bewirken und selbstständig handeln zu können, verfügen über eine hohe Selbstwirksamkeit-Überzeugung und kommen mit Herausforderungen besser zurecht."

»Menschen, die daran glauben, etwas bewirken zu können, kommen mit Herausforderungen besser zurecht.«

Wenn Sie sich also dabei ertappen, ihre Arbeit ständig zu unterbrechen, um auf Facebook zu browsen, mit ihrer Sitznachbarin zu plaudern oder sich während des Vormittages bereits den dritten Kaffee zu holen, überprüfen Sie einmal Ihr Selbstvertrauen hinsichtlich Ihres Jobs: Wenn Sie daran zweifeln, den Erwartungen an Ihrem Arbeitsplatz gerecht zu werden, fühlen Sie sich zunehmend überfordert und frustriert. Wittich rät: "In solchen Fällen gilt es zu überlegen, ob und wie Sie Ihre Emotionen regulieren können. Wer sich außerdem Klarheit über seine Ziele verschafft, kann sich letztlich auch selbst motivieren." Die Arbeitspsychologin weist diesbezüglich auf externe Maßnahmen hin: "Eine zusätzliche Aus- oder Weiterbildung im Rahmen einer Bildungskarenz kann eine tolle Option sein." Wer diese in Anspruch nimmt, schafft erstmal Abstand zwischen sich und dem Berufsalltag. Diese Auszeit bewirkt mitunter einen frischen und energiegeladenen Neustart bei der Rückkehr in den alten Job.

Gelassenheit und Stressresistenz

Beliebte Mitarbeiter sind meist jene, die auch in stressigen Situationen ruhig Blut bewahren sowie Hektik und Nervosität vermeiden. Es gelingt ihnen, locker und entspannt den Überblick zu behalten, so dass der produktive Arbeitsmodus fortbesteht. Wittich ergänzt: "Menschen im Berufsleben sollen stabil sein und klare Entscheidungen treffen können. Das gibt anderen Sicherheit und Vertrauen." Gute Vorgesetzte erkennen darin eine Führungsqualität.

Es ist also Vorsicht geboten, wenn Sie ständigem oder wiederkehrendem Druck im Büro auf Dauer nicht gewachsen sind. In so einem Fall ist es ratsam, die persönliche Stressresistenz zu optimieren oder – sofern möglich – in eine Abteilung zu wechseln, deren Arbeitsabläufe ruhiger bzw. vorhersehbarer sind. Wittich betont hierbei die Wichtigkeit der Selbstreflexion: "Es gilt zu erkennen, was genau den Stress verursacht bzw. in welchen konkreten Situationen er auftritt. Diese dürfen keinesfalls übergangen werden. Erst das intensive Auseinandersetzen mit dem jeweiligen Stressmoment bildet die Basis für die Entwicklung entsprechender Widerstandskräfte." Neben Ausgleich durch Bewegung empfiehlt die Arbeitspsychologin Achtsamkeitsübungen wie bewusstes Atmen, um Stress die Stirn bieten zu können.

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Neuanfang und Networking

Generell gilt: Karriereorientierte Menschen suchen die Nähe zu Kollegen, die sich positiv zu ihrem Arbeitsplatz äußern und bei denen sie bemerken, dass diese gut und gerne im Unternehmen arbeiten; frei nach dem Motto "Gleich und gleich gesellt sich gern".

»Finden Sie eine Mischung zwischen Offenheit und gesunder Distanz«

Jene Mitarbeiter, die schon am ersten Tag vor dem "furchtbaren Chef" warnen oder das Arbeitspensum bejammern, werden ihr Umfeld auch in Zukunft verlässlich mit Negativismen versorgen und können ihren Kollegen den Büroalltag richtiggehend vermiesen. "Nebst dem offiziellen Organigramm gibt es verdeckte Hierarchien, Netzwerke und soziale Gruppen inklusive Konflikten", merkt Wittich an und ergänzt: "Beobachten Sie darum die Regeln und Kultur im Büro. Mittags- und Kaffeepausen oder auch die Urlaubsplanung können diesbezüglich klassische Stolperer sein. Finden Sie eine Mischung zwischen Offenheit und gesunder Distanz, besonders am Anfang. Wichtig: Überlegen Sie rechtzeitig, was Sie von Ihrem Privatleben erzählen möchten. Weniger ist oft die richtige Entscheidung. Und übrigens, ein Kuchen kommt zum Einstand besser an als Alkohol."

Ruhepol statt Revoluzzer

Dem Chef fehlt es an Führungskraft und der fachkundige Mitarbeiter weiß es besser. "Jetzt ist soziale Kompetenz gefragt", betont Wittich und erklärt: "Das ist jenes Bündel an Fähigkeiten, mit welchem Sie in sozialen Situationen mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Beteiligten kompetent und effektiv handeln können." Wer deutlich seine Meinung vertritt oder beispielsweise unfaires Verhalten offen anspricht, mag Recht haben, läuft allerdings auch Gefahr, als anstrengender Hüter der Moral oder vermeintlicher Gipfel aller Weisheit aufzutreten. "So gesehen ist es sozial kompetent, sich ganz genau zu überlegen, wie und ob und wem Sie Feedback geben und dieses diplomatisch im geeigneten Rahmen gut vorbereitet und zeitnah anzubringen", erklärt Wittich.

Weist der Chef grobe Unzulänglichkeiten in seiner Position auf, ist er beispielsweise ein Choleriker, der seine Mitarbeiter ins Büro zitiert, um sie dort niederzubrüllen, so dass selbst in der Kaffeeküche noch die Wände wackeln, rät Wittich: "Definieren Sie, ob es sich tatsächlich um gezielte Angriffe handelt, und überlegen Sie sich in so einem Fall sehr gut, ob Sie sich in der Lage fühlen, distanziert und professionell damit umgehen zu können – und zu wollen."

Sympathie und Authentizität

Kollegen, die freundlich, hilfsbereit und offen, kurzum sympathisch auftreten, haben wir, aber auch Vorgesetzte oder potenzielle Kunden und Klienten, gerne in unserer Nähe. Es ist gemeinhin bekannt, dass der Mensch sich lieber mit positiv gestimmten Zeitgenossen als mit grimmigen und übellaunigen umgibt. Die Arbeitspsychologin gibt dazu folgenden Input: "Ein freundliches Lächeln löst Positives aus, ein gepflegtes Äußeres vermittelt Sicherheit und zeigt, dass der Betreffende gut für sich sorgen kann, Offenheit gepaart mit dem nötigem Respekt zeigt friedliche Absichten." Aber Vorsicht: Bitte übertreiben Sie es nicht! Wer ständig überglücklich durchs Büro tänzelt, wirkt wenig authentisch und büßt rasch an Vertrauen und Glaubwürdigkeit in seinem Umfeld ein. Ein sympathisches Auftreten im Job beinhaltet also auch sich selbst und seinen Kollegen gegenüber ehrlich zu sein.

Wittich betont außerdem: "Es gibt gute und nicht so gute Tage, aber wenn Sie nur in die Arbeit gehen, um Frust abzuladen und zu jammern, ist es Zeit, die Ursachen zu erforschen. Auch muss sich jeder selbst fragen, welches 'Image' er oder sie im Team gerne haben möchte." Das Büro ist jedenfalls der falsche Ort, um sich emotional zu entlasten.

Positive Grundeinstellung und Work-Life-Balance

Es ist Wochenende und, nennen wir ihn Andreas, hat viel vor: ausschlafen, die Wohnung aufräumen, einkaufen, kochen. Nachmittags besucht er Familie oder Freunde. Der berufliche Alltag ist weit weg, laufende Projekte und To-dos warten bis Montagfrüh. Seine Kollegin – Beate – ist am Wochenende auch verplant: Vormittags besucht sie einen Fortbildungskurs, zu Mittag trifft sie sich mit einem Kollegen, der ihr das neue Computerprogramm aus dem Büro erklärt. Danach besucht sie eine Messe, die der Chef empfohlen hat. Andreas und Beate genießen beide ihre Freizeit, wenngleich sie diese sehr unterschiedlich verbringen: Während Andreas Abstand zu seinem Beruf hält, bleibt Beate mit ihm in Verbindung. Das spiegelt sich auch im Arbeitsalltag wider: Während Beate leichtmütig ihren Aufgaben nachgeht, wendet Andreas ungleich mehr Energie auf, um seine Leistungen zu erzielen.

Achtung: Dieses Beispiel ist keinesfalls ein Plädoyer für endloses Arbeiten, sondern ein Argument dafür, dass beruflicher Erfolg mit der inneren Einstellung zusammenhängt: Beruflich erfolgreiche Menschen lieben gemeinhin, was sie tun, weswegen Arbeit und Freizeit für sie oft ineinander gleiten. Sie empfinden ihren Broterwerb nicht als Belastung, sondern als Bereicherung für die individuelle Weiterentwicklung.

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Vorsicht ist geboten, geraten in diesem Zusammenhang Familie oder persönliche Auszeiten ins Hintertreffen. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Kraft für den Berufsalltag weniger wird. Wittich verrät hier die goldene Regel für eine gesunde Work-Life-Balance: "Ressourcen stärken! Bei unserer Arbeit unterscheiden wir zwischen hohen Anforderungen wie beispielsweise ungelösten Konflikten und so genannten Stressoren wie geistiger Überforderung, mangelhafter Technik oder Zeitdruck. Als Ressourcen gelten soziale Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten oder Entwicklungsmöglichkeiten der eigenen Kompetenzen. Wenn eine Balance zwischen Anforderungen, Stressoren und Ressourcen hergestellt werden kann, dann findet sich auch die Grenze zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit und es besteht eine Balance."

Erfolgreiche und beliebte Kollegen arbeiten demzufolge nach einem sehr schlichten und ebenso effektiven Prinzip: Sie agieren proaktiv und selbstverantwortlich in ihrem beruflichen Weiterkommen, kämpfen stets mit fairen Mitteln und offenen Karten für ihre Karriere und vor allem: Sie finden Freude an und in ihrem Beruf.