Gegentrend aus dem Konsumland Nr. 1 USA: Müllverwertung und Tausch statt Kaufzwang

Wird der Shoppingtrip aus der Tonne salonfähig? Weltweit verweigern sich Menschen dem Konsum

Gegentrend aus dem Konsumland Nr. 1 USA: Müllverwertung und Tausch statt Kaufzwang

Am Anfang stand eine Wette: Ein halbes Dutzend Leute beschloss im Dezember 2005, ein Jahr lang nicht einzukaufen. Ziel dieses Experiments war ein Ausstieg aus dem Teufelskreis zwischen Konsumdruck und den daraus folgenden Müllbergen.

"The Compact" hat mittlerweile 8.000 Anhänger
"Wir haben einen Nerv getroffen", sagt "The Compact" Gründer John Perry, der seit einem Jahr Schuhbänder selbst herstellt und für sein Kind keine Wegwerfwindeln mehr benutzt. Allerdings gibt es Ausnahmen, was Gesundheit und Sicherheit betrifft - und eine "Unterwäsche-Klausel". Unterhosen müssen nämlich nicht gebraucht besorgt werden!

Mülltonnen und Tauschbörsen
Weltweit entsorgt jeder Supermarkt täglich seine nicht mehr zum Verkauf bestimmte Ware. Darunter befinden sich Produkte, die völlig in Ordnung sind. Wenn ein Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist, Bananen braune Flecken aufweisen oder die Verpackung beschädigt wurde, landen diese Dinge im Müll. Beim "Containern" schließen sich jetzt die Leute kurz, um bei ihren Aktionen etwaige Störer auszuschalten und ungestört der Konsumverweigerung zu frönen. mit dem selben System versorgt die Initiative "Wiener Tafel" Bedürftige mit Lebensmitteln und Kosemetikartikeln.

Konsum als patriotische Pflicht?
In den USA stößt diese Bewegung auf Widerstand, besonders seit dem 11. September 2001. Die Compact-Mitglieder müssen sich Vorwürfe gefallen lassen, sie würden als "Champagner-Linke" die Konjunktur schwächen. Nicht einzukaufen gilt in Amerika auch als unpatriotisch. Davon lassen sich John Perry und seine Gesinnungsgenossen nicht von ihrem Weg abbringen. Rachel Kesel, Mitstreiterin Perry's: "Die Leute kommen langsam dahinter, dass es gesellschaftlich völlig in Ordnung ist, den Müll zu durchforsten." Sich dem Konsum zu verweigern sei schließlich die persönliche Entscheidung jedes einzelnen, und die Schlagzeilen, die diese Lebenshaltung produzieren würde, "sagt viel darüber aus, in welchem Zustand unsere Kultur ist", so Perry.

Webtipp:
www.wienertafel.at
www.we-feed-the-world.at

(apa/red)