Gefährliches Pflaster: Hans-Peter Martin in Brüssel niedergeschlagen

EU-Parlamentarier wurde beraubt, blieb aber unverletzt "Sicherheit entspricht eher der Dritten und Vierten Welt"

Der Überfall habe sich auf seinem Heimweg gegen 23.00 Uhr auf der zentralen Einkaufsstraße Chaussee d'Ixelles ereignet, teilte der parteifreie Abgeordnete in der sozialdemokratischen Fraktion mit. Die Räuber entwendeten den Angaben zufolge aber einen Kleincomputer mit vielen internen Daten.

Der Europaabgeordnete übte gegenüber der APA heftige Kritik an den belgischen Behörden und an der Sicherheitslage in der EU-Metropole. "Die Sicherheit auf den Straßen entspricht eher der Dritten und Vierten Welt als der Ersten und Zweiten. In Warschau und Prag ist es besser. Man muss hier schon froh sein, wenn man der Polizei einen Raub überhaupt zur Kenntnis bringen kann." Von speziellen Sicherheitsdiensten für Europaabgeordnete oder EU-Beamte hält Martin aber nichts, denn betroffen sei auch die heimische Bevölkerung.

Lange Liste der Übergriffe
Martin ist nicht der erste EU-Abgeordnete, der in Brüssel überfallen wurde. 1997 war der österreichische Grüne Abgeordnete Johannes Voggenhuber bei einem Raubüberfall schwer verletzt worden. Der irische Abgeordnete John Mccartin kam eine Woche später mit leichten Verletzungen und dem Verlust seiner Tasche davon. Ein Jahr später wurde der CSU-Abgeordnete Edgar Schiedermeier beim Heimkommen im Vorraum seines Hauses "tätlich angegriffen".

Im Februar 2003 nannte der deutsche Konservative Abgeordnete Ingo Friedrich in einer Pressekonferenz die Sicherheitslage in Brüssel "unerträglich". In den Monaten Juni bis September 2002 wurden von EU-Bediensteten in Brüssel auf eine Umfrage des ÖVP-Abgeordneten Paul Rübig 185 kriminelle Vorfälle genannt, davon 27 Prozent mit Gewaltanwendung. In 80 Prozent jener Fälle, die der Polizei gemeldet wurden, gab es keinerlei Reaktion der Sicherheitsbehörden. (apa/red)