Ab sofort ist Schluss
mit dem Rauchen

Eine schier unendliche Geschichte wird ab sofort mit dem Inkrafttreten des absoluten Rauchverbots in der Gastronomie zu Ende gehen. Ursprünglich von der rot-schwarzen Koalition beschlossen, wurde es von der türkis-blauen Regierung wieder gekippt, um nach Volksbegehren und der Ibiza-Affäre vom Parlament im Spiel der freien Kräfte gegen die FPÖ-Stimmen doch beschlossen zu werden.

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Gesundheitspolitik - Ab sofort ist Schluss
mit dem Rauchen

Ob sich alle an die neuen Bestimmungen halten, wird nicht flächendeckend kontrolliert. Zuständig sind laut Gesundheitsministerium die "Aufsichtsorgane" gemäß Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz sowie jene Beamten, die gewerbebehördliche Vorschriften zu vollziehen haben, sowie die Arbeitsinspektionen. Das Rauchverbot wird jedoch zumeist nur parallel zu den sonstigen Aufgaben kontrolliert.

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Lediglich Wiens zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat angekündigt, das Marktamt mit der Gruppe für Sofortmaßnahmen sofort hart durchgreifen zu lassen: "Schonfrist gibt es keine." Zudem steht es jedem Privatmann frei, bei Verstößen Anzeige bei der Polizei zu erstatten, die dann einzuschreiten habe. Die drohenden Strafen sind durchaus saftig: Die erste Anzeige kostet 800 Euro, die absolute Höchststrafe beträgt 10.000 Euro bei Wiederholungstäterschaft.

Weitgehend positive Reaktionen

Das mit 1. November in Kraft tretende absolute Rauchverbot in der Gastronomie hat durchwegs positive Reaktionen hervorgerufen. Von der Gewerkschaft über die Initiatoren des Nichtraucherschutz-Volksbegehrens bis zur Suchtprävention kam Zustimmung, lediglich die FPÖ kritisierte weiterhin die Bevormundung der Bürger und befürchtete negative Auswirkungen für die Gastronomie.

Für die Initiatoren des Volksbegehrens "DON"T SMOKE", Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, Krebshilfepräsident Paul Sevelda, die Ärztin Daniela Jahn-Kuch und der Rektor der MedUni Graz, Hellmut Samonigg, beginnt damit "eine neue Ära der Gesundheit für Österreich". Denn etwa 24 Prozent der Österreicher über 15 Jahre rauchen, während es im EU-Schnitt nur etwa 18 Prozent sind. Bei den Frauen ist Österreich europaweit sogar die Nummer 1, und auch bei den Jugendlichen liegt die Alpenrepublik mit 14,5 Prozent weit über dem OECD-Durchschnitt.

Plädoyer für ausnahmsloses Verbot

Ein Team des Instituts für Höhere Studien (IHS) hat 2018 den volkswirtschaftlichen Schaden durch das Rauchen auf rund 2,4 Milliarden Euro jährlich (IHS 2018) berechnet. Bedeutend erscheint auch eine Modellrechnung steirischer Experten bezüglich der Auswirkungen auf die Gesundheit der Österreicher. Das Gastro-Rauchverbot würde schon innerhalb einer Woche 623 Spitalsaufenthalte weniger bedeuten. Die Fachleute hatten die Erfahrungen anderer Staaten auf Österreich umgelegt. "Internationale Studien zeigten, dass eine rauchfreie Gastronomie Herzinfarkte um durchschnittlich 15 Prozent, Schlaganfälle um 16 Prozent und Lungenentzündungen um 24 Prozent reduzierte", sagte Stigler.

Tausende Spitalsaufenthalte vermeidbar

Pro Jahr würden bei Erwachsenen 7.777 stationäre Aufnahmen durch Lungenentzündungen, 5.707 infolge von anderen ischämischen Herzerkrankungen (weiters 3.924 wegen Angina pectoris und 2.701 nach Herzinfarkten) innerhalb eines Jahres vermieden werden. Dazu kämen noch 4.285 Spitalsaufnahmen nach Schlaganfällen, 5.625 wegen chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), 506 durch Asthma und 48 wegen eines Spontan-Pneumothorax. Insgesamt kommen die Experten auf bei Erwachsenen pro Jahr 30.573 vermeidbare Spitalsaufenthalte. Sie hatten weiters hochgerechnet, dass ein Rauch-Bann in der Gastronomie pro Jahr in Österreich rund 1.500 Spitalsaufenthalte in der Altersgruppe bis 14 Jahren verhindern würde.

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Die Erfahrung wird zeigen, ob das von der FPÖ und der Gastronomie befürchtete Wirtshaussterben tatsächlich eintreten wird. Sicher zu den Verlierern werden die Trafikanten zählen: "Jede Zigarette, die nicht geraucht wird, wird uns Umsatz kosten", sagte deren Obmann Josef Prirschl im Vorfeld zur APA. Seiner Schätzung nach werde dieser um drei bis fünf Prozent schrumpfen. "Wie oft gehen die Menschen wirklich vors Lokal, um zu rauchen? Dadurch wird sicher weniger geraucht." Viele Trafiken seien am Limit, nach seinen Worten sei ein Drittel in ihrer Existenz gefährdet.