Bleiben wir bei der Wahrheit –
auch wenn’s nicht passt

Ioan Holender über die umstrittene Vergangenheit der Wiener Philharmoniker

von Ioan Holender © Bild: News/Ian Ehm

Sogar die Torberg-Medaille an Clemens Hellsberg musste herhalten, um festzuhalten, dass alles über die NS-Vergangenheit der Wiener Philharmoniker bereits geprüft und gesagt wurde. Doch es hilft nicht, Geschehenes zu verschweigen. Die soeben erschienene 55-seitige Publikation von Silvia Kargl und Friedemann Perstel muss die Worte jener, welche behaupteten, alles sei bereits gesagt, Lügen strafen.

Dass aber jetzt für Wilhelm Sinkovicz der „Zeitgeschichtlerhorizont“ irrelevant ist, und dass 1939 die Philharmoniker das Neujahrskonzert „zur Gänze“ dem „Kriegswinterhilfswerk“ gewidmet haben, kann doch nicht bedeuten, dass heuer der 75. Geburtstag des Neujahrskonzerts gefeiert wird, denn es ist der 76ste. Der sogar im Auftrag der Philharmoniker tätige Schweizer Historiker Fritz Trümpi hat eindeutig belegt, dass das erste Neujahrskonzert auf das Jahr 1939 zurückgeht und Stimmung für den gerade begonnenen Raubkrieg machen sollte. Und es blieb in den nächsten Jahren judenfrei unter dem bereits 1938 nationalsozialistisch aktiven „geborenen Wiener Clemens Krauss“, der nach Kriegsende Aufführungsverbot hatte. Ist es Zufall, dass man ausgerechnet die zwei von Joseph Krips - statt dem verbotenen Krauss - geleiteten Konzerte in der Chronik vergessen hatte?

Schön, dass dieselbe Zeitung, die Sinkovicz‘ gescheiterten Versuch der unpolitischen Nivellierung druckte, auch Harald Walser Raum zur wahrheitsgemäßen Schilderung gibt.

Kommentare

Robert Hutya

Die Vergangenheit ist unumstritten, der Skandal ist, dass bis zum jetzigen Generationswechsel der "Wiener Klang" und "Wiener Schule" als Nazi-Produkt seit Kriegsende als "Tradition" verkauft werden.

Siehe Salzburger Fedstspiele, Karajan-Platz!

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