Darum ist Gaissau-Hintersee so besonders

Die Region Gaissau-Hintersee bietet neben dem gleichnamigen Skigebiet vielfältige Möglichkeiten für das Naturerlebnis im Schnee - vom Langlaufen über Winter- und Schneeschuhwandern bis zum Tourengehen. Inklusive der Option, sich dabei von Profis instruieren bzw. begleiten zu lassen.

von Reisen - Darum ist Gaissau-Hintersee so besonders © Bild: Hagantomaz Drumi Mediaworks

Hintersee ist besonders. Obwohl nicht weit von der Stadt Salzburg entfernt, zeichnet sich der in einem Seitental unweit des Fuschlsees gelegene Ort durch ein besonderes Mikroklima aus. Hintersee ist ein Schneeloch: Wenn dort die Flocken vom Himmel fallen - was des Öfteren vorkommt -, ist es leicht möglich, dass es ein paar Kilometer außerhalb des Tals nur regnet oder gar trocken ist. Von der Stadt Salzburg ganz zu schweigen.

Dabei braucht es von dort mit dem Auto nur eine gute halbe Stunde nach Hintersee und mit dem öffentlichen Bus auch nur eine. Angenehm obendrein, dass die stündliche Verbindung für Leute, die mit Wintersportausrüstung unterwegs sind, gratis ist. Logisch, dass viele Einheimische dieses klimafreundliche Angebot nutzen - und das nicht nur am Wochenende.

© Günter Fritz Albert Ebner hat in seinem Hotel ein Skitouren-, Schneeschuh- und E-Mountainbike-Testzentrum eingerichtet

Aber auch immer mehr Urlauber, denen der Sinn nach einem bodenständigen Sport- und Naturerlebnis steht, kommen in die Gegend, die in der Tat einiges zu bieten hat. Neben dem nostalgisch angehauchten Skigebiet Gaissau-Hintersee, das mit 30 Kilometern Abfahrten ausgesprochen familienfreundlich ist, sind es die abwechslungsreichen Aktivitäten abseits der Pisten, die die Gegend attraktiv machen. Das beginnt bei Winterwanderwegen und Schneeschuhpfaden - etwa rund um den Hintersee, von dem der 475 Einwohner große Ort seinen Namen hat, oder das Tal entlang - und reicht über 15 Kilometer Langlaufloipen vor der Haustür bis zur Möglichkeit fürs Eisstockschießen, Schlittenfahren und für Skitouren unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade.

© Günter Fritz Der Skigebiet Gaissau-Hintersee ist zwar nicht riesengroß, mit 30 Kilometern Abfahrten dennoch abwechslungsreich - insbesondere für Familien. Auch Tourengeher sind willkommen; die Umgebung in der Osterhorngruppe bietet noch mehr Möglichkeiten zur Bewegung im freien Gelände

Nische und Marktlücke

Wintervergnügen, auf die sich Hotelier Albert Ebner spezialisiert hat: Seit wenigen Wochen hat er in seinem Hotel Das Hintersee ein Schneeschuh- und Skitourenzentrum eingerichtet, das Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen ansprechen soll und das Topmaterial von Hagan und TSL plus Lawinensicherheitsequipment zum Mieten anbietet - und für die schneefreie Zeit leistungsstarke KTM-E-Bikes. Der rührige Touristiker hat bislang 2,5 Millionen Euro in die Attraktivierung des Angebots und den Ausbau des Betriebs - der auch Seminarräumlichkeiten sowie ein 35.000 Einzelteile umfassendes Puppenstubenmuseum beherbergt - gesteckt, und er hat noch einiges vor. Für 5,5 Millionen Euro wird hinter dem Stammhaus aus dem Jahr 1790, das einst als Ausschank, Pferdetränke und Poststelle fungierte sowie bis in die 1950er-Jahre eine Landwirtschaft umfasste, gerade eine aus neun Gebäuden bestehende Chaletanlage nach nachhaltigen Standards errichtet. Samt Fernwärmekraftwerk, Hackschnitzelheizung plus Photovoltaikpaneelen auf den Dächern, einer SUV-tauglichen Tiefgarage mit 28 Stellplätzen und vier Ladestationen für E-Autos sowie 30 für Elektrofahrräder, Bike-Biowaschplatz und Spezialspinden sowie Schuhwaschanlage für Tourengeher. "Das Ziel ist, binnen zwei, drei Jahren eines der führenden Bike- und Tourenhotels im Salzkammergut zu werden", sagt Ebner, der eine Zielgruppe im Auge hat, die üblicherweise eher Tagesgäste sind. "Das ändert sich aber zunehmend, weil der Outdoor-Trend immer stärker in Richtung Breitensport geht und Gäste auch länger bleiben, wenn das Angebot stimmt", so der Hotelier, der auch den Joseph-Mohr-Gedenkweg samt Kapelle initiiert hat.

Gedenken an "Stille Nacht"-Dichter

Der "Stille Nacht"-Dichter war von Dezember 1827 bis Februar 1837 Pfarrvikar im Ort und hat während der Kirchenrenovierung zwischenzeitlich im ehemaligen Stall des Betriebs, der heute das Skitouren- und Bike-Testzentrum beherbergt, gewohnt. Für romantische Gemüter gibt es nächtliche Laternenwanderungen im Gedenken an Mohr samt launigen Erzählungen zum beliebten Pfarrer und seiner Zeit im Ort.

© Günter Fritz Skitouren- und Wanderguide Wolfgang Kinz erklärt das richtige Verhalten im freien Gelände anhand einer Schautafel am Skitourenlehrpfad auf die Loibersbacher Höhe

Doch zurück zum Tourengehen: Der Lehrpfad auf die 1.456 Meter hohe Loibersbacher Höhe ist der ideale Einstieg für Anfänger, die sich mit dem nötigen Wissen von Technik bis Sicherheit vertraut machen wollen und an sieben Stationen Wissenswertes dazu erfahren. Am besten in Begleitung eines erfahren Outdoor-Guides wie Wolfgang Kinz, der weiß, worauf beim Aufstieg und bei der Abfahrt im freien Gelände, im Wald, auf einem Forstweg und auf der Piste zu achten ist. Er führt für den Tourismusverband Fuschlsee organisierte Touren durch, erklärt die Funktionsweise von Lawinenpieps und Suchsonde und weiß, wann es ratsam ist, umzukehren - sogar am Skitourenlehrpfad: nämlich vor dem Kreuzen eines 30 Grad steilen Hangs. Ab dieser Neigung kann es gefährlich werden, wenn die Verhältnisse laut Lawinenbericht kritisch sind - wie am Tag unserer Tour. "Generell gilt, sich unbedingt die aktuellen Lawinenberichte vor dem Start der Tour anzusehen, die notwendige Sicherheitsausrüstung mitzuführen und Risiken zu vermeiden", sagt Wolfgang Kinz, dessen Frau Sandra ebenfalls als Guide unterwegs und eine Spezialistin für Schneeschuhwanderungen ist - die, mit entsprechender Intensität durchgeführt, im Übrigen mindestens ebenso schweißtreibend wie Skitouren sein können.

© Günter Fritz Eine abendliche Skitour auf den Anzenberg

Mein Tipp: Eine abendliche Skitour auf den Anzenberg. Wer sich einen Teil des Aufstiegs sparen will, nimmt den letzten Lift hinauf und geht von der Bergstation rund eine Stunde auf den Gipfel. Die Abfahrt mit Stirnlampe ist ein besonderes Erlebnis.

In der Nacht und im freien Gelände

Am Freitag ist Tourengeher-Abend in Hintersee. Dabei können bis 22 Uhr Pistentouren entlang der Aufstiegsroute im Skigebiet unternommen werden. Und am Mittwoch ist das von Gaissau auf der anderen Bergseite aus auf das Wieserhörndl möglich. Wem die rund 700 Höhenmeter zu viel sind, der kann auch den letzten Lift nehmen und dann von der Bergstation zum Gipfel hinaufsteigen und sich ca. die Hälfte der Höhenmeter sparen. Dann noch ein Hüttenbesuch und als Krönung die Abfahrt mit Stirnlampe runter - besser geht's kaum. Außer es hat an dem Tag noch geschneit und es gibt reichlich frischen Pulverschnee - wie es dem Autor widerfuhr. Das ist dann wirklich kaum mehr zu toppen.

Davon abgesehen bietet die Osterhorngruppe noch weitere Skitouren mit rund 800 bis 1.000 Höhenmeter: beispielsweise den Klassiker auf das Zwölferhorn oder über die Genneralm auf den Hohen Zinken. Wobei letztere durchaus anspruchsvoll ist und Erfahrung voraussetzt. Der Nachbarort Faistenau gilt mit 60 Kilometern Loipen übrigens als Langlaufdorf -und wen es zwischendurch nach Abwechslung gelüstet: Hintersee ist auch ein guter Ausgangspunkt für Abstecher ins Salzkammergut, ebenfalls mit zahlreichen Möglichkeiten zum Skitourengehen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 09/2022.