Gagen runter im Manager-Strip: FORMAT
zeigt, auf wie viel Führungskräfte verzichten

Während Beschäftigte verlieren, verdienen Vorstände Gehaltsverzichte hierzulande noch ein Wunschtraum

Der Kampf um Millionenbezüge und Boni der Bosse erreicht jetzt Österreich: ÖGB-Chef Foglar will das „perverse System ändern“, IV-Präsident Sorger Gehaltskürzungen. FORMAT recherchierte, auf wie viel die Manager verzichten.

Gagen runter im Manager-Strip: FORMAT
zeigt, auf wie viel Führungskräfte verzichten

Löhne und Gehälter sind derzeit unter Druck wie selten zuvor. Die Volksseele erregt dabei nichts mehr als der Vergleich ihrer eigenen Einbußen mit den hohen Gagen der Unternehmensbosse. Der Chef des siechen US-Autobauers General Motors (GM) etwa, Rick Wagoner, verließ erst diese Woche sein Unternehmen mit einem 20-Millionen-Dollar Scheck. Viele Tausend Arbeiter mussten aber bereits ohne jegliche Abfindung GM verlassen. In Frankreich ging der Zorn der Arbeiterschaft sogar so weit, dass Manager über Nacht als Geiseln genommen wurden. Und in London wurde Bankern jetzt geraten, sich während des G-20-Gipfels aus Sicherheitsgründen nicht als solche zu erkennen zu geben.

Und in Österreich erzürnen die nackten Zahlen das gemeine Volk: Laut Arbeiterkammer stiegen die Vorstandsbezüge in ATX-Unternehmen zwischen 2003 und 2007 um 113 Prozent, bei den Beschäftigten sanken die Gehälter im gleichen Zeitraum um fast vier Prozent.

Weniger Profit, weniger Boni
In Wahrheit spüren aber heimische Topmanager die Wirtschaftskrise bereits auf ihren eigenen Gehaltszetteln. Die Vorstandsbezüge sind zu einem großen Teil vom Gewinn abhängig. Logische Konsequenz: Weniger Profit, weniger Gehalt. „2008 war für die meisten Vorstände noch ein gutes Jahr, weil viele noch Bonuszahlungen von 2007 bekamen. 2009 sind sicher große Gehaltseinschnitte zu sehen“, prognostiziert Roland Graf vom Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF).

Doch Kritiker sehen in den automatischen Verdienstrückgängen keine großen Opfer seitens der Manager. „Wenn das Unternehmen aus allen Löchern pfeift, muss man sich auch extremere Maßnahmen überlegen“, sagt der frischgebackene Post-Chef Rudolf Jettmar. Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung, geht noch weiter: „In der Not darf es keine Tabus geben. Wenn von Mitarbeitern Gehaltsabstriche gefordert werden, dann muss das Management mit gutem Beispiel vorangehen. Die Kürzungen müssten auch das Fixum betreffen, denn Boni fallen sowieso weg.“ Und der Chef der Gewerkschaft, Erich Foglar, klagt im FORMAT-Interview (siehe rechts): „Diese aufgeheizte Stimmung haben die Manager verursacht, nicht die Arbeiter.“

Symbolik und Gerechtigkeit
Auch das Gehalt anderer Topmanager schrumpft: Infineon-Chefin Monika Kircher-Kohl nimmt parallel zur im Konzern verordneten Kurzarbeit selbst unbezahlten Urlaub, was rund 15 Prozent Gehaltseinbuße für sie entspricht. „Es geht dabei einerseits um eine reine Kosteneinsparungsmaßnahme. Andererseits auch um Symbolik und Gerechtigkeit“, meint die Topmanagerin. Vor allem die heimischen Bankmanager, die Staatskapital für ihr Institut bekommen, müssen 2008 auf Erfolgsprämien verzichten. Erst wenn an den Staat Dividenden fließen, haben sie eine Chance auf ihre Boni.

Doch Beispiele wie der Deutsche-Postbank-Chef Wolfgang Klein, der 2009 für nur einen Euro arbeiten will, fehlen. Die wenigsten verzichten freiwillig, schon gar nicht auf ihr Fixum. AT&S-Chef Sommerer: „Ich gebe zu, wir jammern auf hohem Niveau. Aber es ist nicht sinnvoll, dass Topmanager für das Gehalt eines Arbeiters tätig sind. Schließlich gibt es in der Wirtschaftskrise gerade für uns wesentlich mehr zu tun.“ Ähnlich argumentiert OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer: „Letztendlich entscheiden der Markt und die Performance des Unternehmens über die Höhe der Gehälter.“

Ob solche Aussagen die Stimmung unter der Arbeiterschaft beruhigen? Wohl kaum, denn die meisten glauben nicht mehr an die Segnungen des Marktes.

Die ganze Geschichte lesen Sie im aktuellen FORMAT 14/09!