Berlusconi sollte helfen

Libyscher Ex-Diktator bat italienischen Premier, NATO-Luftangriffe zu stoppen

Der Ex-Diktator kannte seine aussichtslose Situation wohl nur zu gut. Gaddafi hatte sich im vergangenen August offenbar in einem Brief an den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi gewandt und ihn um Hilfe gebeten. Wie aus dem Brief hervorgeht, der vom französischen Magazin "Paris Match" veröffentlicht wurde, übte Gaddafi Druck auf Berlusconi aus, damit dieser die Militärangriffe gegen sein Land zu stoppen versuche.

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Gaddafi tot - Berlusconi sollte helfen

In seinem Schreiben erklärte sich Gaddafis über Italiens Teilnahme an der NATO-Mission überrascht. Er sei sich jedoch im Klaren darüber, dass Berlusconi mit dem Militärangriff gegen Libyen nicht einverstanden war. "Ich glaube, dass Du noch die Möglichkeit zur Kehrtwende hast. Daher bitte ich Dich, Dich bei deinen westlichen Alliierten einzuschalten, um die Bombardierung zu stoppen, die unsere libyschen Brüder und unsere Kinder tötet", hieß es im Schreiben.

Die ehemalige Kolonialmacht Italien war bis zum Beginn des Anti-Gaddafi-Aufstandes Mitte Februar der engste Verbündete und wichtigste Handelspartner des libyschen Regimes in Europa. Im Jahr 2008 unterzeichneten beide Länder ein Freundschaftsabkommen, das die Stärkung der Beziehungen vorsah. Das Abkommen verbot die Nutzung italienischen Territoriums für Angriffe auf Libyen. Berlusconi bezeichnete den "Colonello", wie Gaddafi in Italien genannt wird, als persönlichen Freund. Mehrmals wurde Gaddafi von Berlusconi als Ehrengast in Rom empfangen.

Gaddafi hatte Italien wegen seiner Teilnahme an der in Libyen aktiven Militärallianz unter NATO-Regie des Verrats beschuldigt: "Zwischen uns und Italien herrscht offener Krieg. Was ist mit dem Freundschaftsvertrag geschehen, den Italien mit Libyen unterzeichnet hatte? Wo ist mein Freund Berlusconi? Italien hat sich für die Kolonialzeit in Libyen entschuldigt. Warum beteiligt sich Italien jetzt mit seinen Kampfflugzeugen an der Invasion Libyens?", fragte Gaddafi noch im vergangenen Mai. Berlusconi hatte sich wegen der Drohungen Gaddafis gegen Italien unbeeindruckt gezeigt.