Streit um Auszeichnung:
Strache verteidigt Gabalier

Andreas Gabalier soll mit dem Karl-Valentin-Preis ausgezeichnet werden. Die Entscheidung zog eine Welle an Empörung nach sich. Nun ergreift FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache das Wort.

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Der Karl-Valentin-Preis wird seit 1973 jährlich einer Persönlichkeit aus Kunst, Politik, Wissenschaft, Literatur oder Sport verliehen. Die Entscheidung der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla, dass er heuer an den "Volks-Rock'n'Roller" Andreas Gabalier gehen solle, fiel bereits im November letzten Jahres. Begründet wird sie unter anderem damit, dass sich auch der deutsche Komiker und Namensgeber des Preises sein Leben lang als Volkssänger sah.

Laute Kritik gegen Entscheidung

Zudem lobt die Faschingsgesellschaft Gabaliers "Schneid", eine eigene Meinung zu haben. Ganz und gar nicht dieser Meinung ist Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Karlstadt-Museums. Sie stuft den "Volkssänger 2.0" als rechtspopulistisch, homophob und frauenfeindlich ein. Einen Zusammenhang mit der Kunst des großen Humoristen erkennt sie nicht. "Hulapalu hat nichts mit Karl Valentin zu tun!"

In etwa derselben Meinung ist der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Er spricht von einem "schockierenden Fehlgriff". Rechtsanwalt Gunter Fette, der im Auftrag der Familie Valentins dessen Nachlass verwaltet, kritisiert gegenüber "tz.de": "Es ist nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen wie dem nachgestellten Hakenkreuz auf dem CD-Cover, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentins in Verbindung gebracht wird."

Gabalier, der "Volkssänger 2.0"

Valentin habe sich zeitlebens als Volkssänger gesehen und Gabalier sei eben ein "Volkssänger 2.0", so die Faschingsgesellschaft Narrhalla. Wie kein anderer verstehe er es, volkstümliche Musik mit Stadionrock zu verbinden. Gerade die Einordnung als Volkssänger ist nach Ansicht der Valentin-Expertin aber verkehrt. Das Volkssängertum sei eine Kunstgattung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gewesen. Bei Gabalier gebe es keinen Zusammenhang mit Valentins Sprachfertigkeit, seinem Doppelsinn und Genie oder seinem Querdenkertum. "Volks-Rock'n'-Roller, das kann er ja sein, aber das hat nichts mit Valentin zu tun", sagt Rinberger.

Die Museumsleiterin stört sich auch an den Texten des 34-Jährigen, etwa im Song "A Meinung haben". Die Narrhalla würdigt das Stück als ein "Loblied auf das Andersdenken, auf Menschen, die ihr politikverdrossenes Schweigen brechen und hinter ihrer Meinung stehen". Darin heißt es "Dann schauns di an mit ganz großen Augen, wenn ana aufsteht und sagt was er si denkt".

Das gehe in die Richtung von "das wird man doch wohl noch sagen dürfen", findet Rinberger. "Als würde man bei uns nichts sagen dürfen!" Solche Texte könne man ohne viel Fantasie sehr wohl als rechtspopulistisch interpretieren. Die Narrhalla kontert: "Texte von Künstlern sind vielseitig auslegbar und werden offensichtlich von bestimmten Personen je nach Neigung unterschiedlich wahrgenommen." Der Verein mache sich rechtspopulistische, homophobe sowie frauen- und fremdenfeindliche Texte nicht zu eigen. "Wir stehen für eine bunte, tolerante und soziale Stadtgesellschaft."

Strache meldet sich zu Wort

Die immer lauter werdende Kritik will Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nicht unkommentiert lassen. "Allmählich zweifelt man am Verstand, aber nicht an dem von Herrn Gabalier. Das ist schon pathologischer Hass gegenüber andersdenkenden Kunstschaffenden", schreibt er auf Facebook. Und weiter: "Der Kunst ihre Freiheit. Freiheit der Kunst!"

Gabalier selbst freut sich jedenfalls schon auf die Ordensverleihung am kommenden Samstag. Zur Kritik an der Ordensverleihung gab sein Management keine Stellungnahme ab.