Brasilien bedarf hingegen einer Steigerung, will man den Traum von der "Hexacampeao" am Leben erhalten. Im Achtelfinale gegen Chile mussten Neymar und Co. bis zum Elfemeterschießen zittern. Das dritte Viertelfinal-Aus in Folge wäre ein böses Erwachen für den favorisierten, bisher aber nicht wirklich überzeugenden Rekordweltmeister.
2006 in Deutschland war unter Teamchef Carlos Alberto Parreira im Viertelfinale gegen Frankreich Endstation, 2010 in Südafrika unter Carlos Dunga gegen die Niederlande. Beide Gegner erreichten in weiterer Folge das Endspiel. "Weniger Herz und mehr Fußball", forderte Teamchef Luiz Felipe Scolari nach den heftig diskutierten Gefühlsausbrüchen seiner Spieler gegen Chile.
Neymar ist dem Druck gewachsen
Einzig Neymar scheint dem Druck bisher gewachsen. Der Barca-Stürmer hat bereits vier Tore bei dieser WM erzielt, Kolumbiens ebenfalls 22-jähriger Jungstar sogar bereits deren fünf. "James Rodriguez ist ein exzellenter Spieler. Aber ich hoffe, dass sein Zeitalter bei der WM jetzt zu Ende geht", erklärte Neymar. "Kolumbien hat eine starke Mannschaft, die bisher alle Spiele gewonnen hat."
Der Respekt vor dem kleinen Nachbarn ist groß. "Es geht nicht darum, einfach nur James zu stoppen. Kolumbien ist ein Team, das ruhigen und gut organisierten Fußball spielt", betonte Scolari, der Brasilien bereits 2002 den bisher letzten WM-Titel beschert hat. Nun ist "Felipao" erneut als Taktiker gefragt, gilt es doch die Abhängigkeit von Neymar einzudämmen.
Brasiliens Problembereich Mittelfeld
Zu durchschaubar wirkten die Brasilianer, hat sich Spielmacher Oscar doch zuletzt nicht in Bestform präsentiert. Dazu fehlt im "Castelao" von Fortaleza mit Luiz Gustavo auch noch der Stabilisator im defensiven Mittelfeld. Anstelle des gelbgesperrten Wolfsburg-Legionärs dürfte Tottenhams Paulinho beginnen. Weitere Optionen wären Hernanes (Inter Mailand) oder Ramires (Chelsea). Letzterer weiß: "Wir werden das Spiel nicht gewinnen, weil wir Brasilien sind."
Die Kolumbianer stehen erstmals im Viertelfinale, träumen aber von mehr. "Wir sind dabei, Geschichte zu schreiben", sagte James Rodriguez. Elf Tore hat sein Team in Brasilien bereits erzielt, nur zwei erhalten. Die Kolumbianer haben zudem 31 Prozent ihrer Torschüsse verwertet - die höchste Quote aller WM-Teams. Dabei fehlt ihnen Stürmerstar Radamel Falcao wegen eines Kreuzbandrisses.
Tragödie lebt mit Kolumbien mit
Begleitet werden die "Cafeteros" bei ihrer historischen Mission vom Andenken an eine Tragödie. Diese Woche jährte sich die Ermordung von Andres Escobar zum 20. Mal. Der Verteidiger war nach einem Eigentor bei der WM 1994 in den USA erschossen worden. Kapitän Mario Yepes und Ersatztorhüter Faryd Mondragon haben noch mit ihm gespielt. "In ihnen und in der Mannschaft lebt der Geist von Andres weiter", erklärten Escobars Geschwister, die in Fortaleza im Stadion sitzen.
Teamchef Jose Pekerman versprach ihnen ein großes Spiel. "Es wird eine Partie auf gutem technischen Niveau, mit schönen Toren. Die Leute werden es genießen", meinte der Argentinier. Neymar dagegen stellte die Show nicht in den Mittelpunkt: "Wir sind hier, um zu gewinnen. Wir sind nicht hier, um ein Spektakel zu zeigen und auszuscheiden." Immerhin stellen sich in einem möglichen Halbfinale auch noch Deutschland oder Frankreich in den Weg.
Mögliche Aufstellungen
Brasilien - Kolumbien (Freitag, 22.00 Uhr MESZ, Fortaleza, Estadio Castelao, SR Carlos Velasco Carballo/ESP)
Brasilien: 12 Julio Cesar - 2 Dani Alves, 3 Thiago Silva, 4 David Luiz, 6 Marcelo - 5 Fernandinho, 8 Paulinho - 7 Hulk, 11 Oscar, 10 Neymar - 9 Fred
Ersatz: 1 Jefferson, 22 Victor - 13 Dante, 14 Maxwell, 15 Henrique, 23 Maicon, 16 Ramires, 18 Hernanes, 19 Willian, 20 Bernard, 21 Jo
Es fehlt: 17 Luiz Gustavo (gesperrt)
Teamchef: Luiz Felipe Scolari
Kolumbien: 1 Ospina - 18 Zuniga, 2 Zapata, 3 Yepes, 7 Armero - 11 Cuadrado, 8 Aguilar, 6 Sanchez, 10 James Rodriguez - 9 Teofilo Gutierrez, 21 Jackson Martinez
Ersatz: 12 Vargas, 22 Mondragon - 4 Arias, 13 Guarin, 16 Balanta, 23 Valdes, 5 Carbonero, 14 Ibarbo, 15 Mejia, 20 Quintero, 17 Bacca, 19 Adrian Ramos
Teamchef: Jose Pekerman (ARG)
Live-Übertragung und Live-Stream
Das Spiel Brasilien gegen Kolumbien wird in Österreich vom ORF übertragen. In seiner TVthek bietet der ORF Live-Streams zu allen Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien an.
Auch das ZDF bietet in seiner Mediathek Live-Streams von allen Spielen der Fußball-WM 2014 an.
Die Fußball-Fans aus der Schweiz werden vom SRF online mit Live-Bildern versorgt.
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