Piefke
am Ball

Mit den Deutschen "ein bisserl" WM erleben

Wir laden Sie ein, die Fußball-WM 2018 in Russland durch die "schwarz-rot-goldene" Brille mit zu verfolgen.

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Fußball-WM - Piefke
am Ball

Rund 187.000 Deutsche leben in Österreich. Ein paar davon schauen auch die WM. So zum Beispiel die stellvertretende News-Chefredakteurin Kathrin Gulnerits, Chronik-Redakteurin Anja Melzer oder Online-Chefin Ann Kathrin Hermes. Wer von ihnen im Trikot fiebert, bleibt (noch) geheim. Wir laden Sie ein, die Fußball-WM 2018 in Russland durch die "schwarz-rot-goldene" Brille mit zu verfolgen. Und ... Anpfiff!

»Donnerstag, 28. Juni 2018«
© Ina Fassbender / dpa / AFP Joachim "Jogi" Löw

Der Tag nach der Niederlage. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, dass der Fokus dieses "Piefke"-Blogs nicht auf spielerische Leistungen liegt; doch nach dem 2:0 gestern gegen Südkorea bleibt nichts anderes übrig. Es war ein schlechtes Spiel. Verdient rausgeflogen. Die deutsche Mannschaft kam nie richtig in diese WM, man fragte sich streckenweise, ob sie überhaupt reinkommen wollte. Lustlos, phantasielos, planlos.

Ja, der verwandelte Freistoß von Toni Kroos gegen Schweden war schön, aber das alleine reicht einfach nicht.

Tschüß "Die Mannschaft", aber es heißt noch lange nicht "Baba" Piefke-Blog.

»Nach dem 2:1«

Kroosartig!

»Samstag, 23. Juni 2018«

Mein (bescheidener) deutscher Fanclub, ausbaufähiges Bier und TV mit belgischen Kommentatoren - Ich bin quasi bereit.
Und selbst in Antwerpen sitzen Leute - diesmal Schweizer - am Nebentisch, die es GEIL finden würden, wenn wir heute rausfliegen

© News/Gulnerits
© News/Gulnerits


(Kathrin Gulnerits)

»Dienstag, 19. Juni 2018«

Kritik gibt es bereits vor dem Anpfiff. Ich schaue, oder vielmehr „ich gucke“, mit meinen österreichischen Freunden das Spiel Deutschland gegen Mexiko. Die Kamera gleitet an den Gesichtern der Spieler vorbei, die mal mehr, mal weniger überzeugt die Hymne singen.

„Den halt ich ja gar nicht aus, diesen Müller“, hör ich nach wenigen Sekunden. „Voll! Der ist so wahnsinnig arrogant“, wird eingestimmt. Ich stimme mich auf das Spiel ein, blende die Kommentare aus.

© Patrik STOLLARZ / AFP Manuel Neuer, der Ronaldo der Deutschen?

Aber meine Taktik hält, wie auch die der DFB-Elf, nicht wirklich lang.
„Dieser Neuer. Das ist der Ronaldo der Deutschen“. Jetzt muss ich mich einschalten: „Neuer steht im Tor, Ronaldo ist ein Stürmer“, die einfache Antwort „Eh, aber du weißt, was ich meine“

Tu ich das? Ist das deutsche Team wirklich so arrogant, wie es scheinbar rüberkommt?

Das Ergebnis hat die Jogi-Jungs dann zumindest auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt…

(Ann Kathrin Hermes)

»Sonntag, 17. Juni 2018«

WM-Auftakt für die DFB-Elf. Für all jene, deren Fan-Herz für die Deutschen schlägt, aber beim Public Viewing nicht gleich als "Piefke-Fan" erkannt werden wollen, denen empfiehlt unsere fahnenkundige Redakteurin Melzer folgendes Fan-Accessoire:

© News/Melzer

Bonne chance, Allemagne!

»Donnerstag, 14. Juni 2018«

Diesmal wird alles anders

Gleiche Sprache, was soll mir schon passieren? Also packte ich in Leipzig meinen Hausrat ein, um ihn in Wien wieder auszupacken.

Kaum in der neuen Heimat angekommen, kreischte die Freundin aus der Ferne ins Telefon – und der Ehemann in spe biss in die Ledercouch. Draußen auf der Straße beinahe Totenstille. Es war der 30. Juni 1996. Deutschland hatte sich gerade zum Fußball-Europameister gekrönt. Last Minute. Eh klar. Und besonders schön war das Tor auch nicht.

Aber ich war angekommen: mitten im Fußball-Land Österreich. Ein böses Erwachen, wie sich schnell herausstellte. Fortan wurde mir nämlich im Laufe der Jahre - 22 sind es mittlerweile - bei ziemlich vielen Gelegenheiten klar gemacht, dass das Leben in Österreich zumindest als deutscher Fußballfan - vorsichtig ausgedrückt - nicht einfach ist. Dass es gern und oft verbal unter die Gürtellinie geht. Schnell auch gehässig wird.

»Go home Piefke!«

Ich habe "Go home Piefke!"-Zettel am Büro-PC erlebt und Public Viewing unter Polizeiaufsicht "genossen", weil nicht nur Bierbecher, sondern auch von der Brücke herunter geworfene Fahrräder uns die Freude am Feiern vermiesen sollten. Ich habe schnell gelernt, dass es keine gute Idee ist, seinem Kind schon auf dem Weg zum Public Viewing ein Deutschland-Trikot anzuziehen und dass auch weinende fünfjährige Mini-Fans sich gehässige Kommentare nach einer Niederlage gefallen lassen müssen.

Der "Kleine" ist mittlerweile 15 und die Zeiten haben sich geändert – versichern mir zumindest seit Tagen die österreichischen Kollegen im Büro: „Natürlich finden wir die deutsche Nationalmannschaft toll!“ Klar. Logisch. Sowieso. Ich habe meine Zweifel, lasse mich aber eines Besseren belehren. Und falls jetzt die Ersten bereits gewillt sind, mir, der Deutschen, ein paar "nette" Zeilen zu schreiben, nur eines noch, liebe Österreicher: Lasst uns doch einfach mit Spaß Fußball schauen.

Es ist okay, wenn ihr uns dabei nicht die Daumen drückt. Aber schluckt einfach öfter mal euren Neid runter. Oder erweitert euren Blickwinkel. Auch in den anderen Mannschaften gibt es überhebliche Kicker, fallen „glückliche“ Tore und schießen Fans und Kommentatoren verbal über das Ziel hinaus.

Apropos: Mir reicht am Sonntag ein einziges Tor meiner Kicker. Gerne in der letzten Minute, gerne "glücklich" geschossen. Schließlich soll die einmal mehr zum Zuschauen verdammte Fußballnation Österreich gleich am ersten Wochenende ein bisschen Futter für ihre Gehässigkeiten bekommen. Und wer bietet sich da nicht besser an als ihr Lieblingsnachbar und wohl auch immer noch Fußball-Lieblingsfeind Deutschland? Und falls wir verlieren, dann weine ich mich bei einem österreichischen Fußballfan aus. Denn seit dem Brasilien-Match wissen sie ja auch wieder, wie es ist, zu verlieren...

(Kathrin Gulnerits)

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