Kein normaler
Besuch beim Friseur

Friseure, Kosmetikerinnen, Fußpfleger, Masseurinnen und andere sogenannte "körpernahe Dienstleister" dürfen am Montag nach wochenlangem Lockdown wieder aufmachen. Der Besuch wird allerdings alles andere als normal.

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Nach dem Lockdown - Kein normaler
Besuch beim Friseur

Den neuen Schnitt oder die Maniküre bekommt nämlich nur, wer einen negativen Coronatest vorweisen kann, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Zur Identifizierung muss ein Ausweis hergezeigt werden. Die FFP2-Maske muss dennoch aufbleiben. Selbsttests gelten nicht.

"Ob es ein Antigen- oder PCR-Test ist, ist egal. Wichtig ist, dass er von einem Fachpersonal kommt", erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch auf APA-Anfrage. Selbsttests, die man im Wohnzimmer macht, seien nicht vorgesehen, weil hier nicht garantiert werden könne, dass sie korrekt durchgeführt werden, hieß es.

"Als Nachweis dient das negative Testergebnis, das eindeutig der Person zuordenbar ist (z. B. ärztliches Zeugnis, Laborbefund, behördliches Testergebnis einer Teststraße, Testbestätigung einer Apotheke)", informiert das Ministerium auf seiner Website. Friseure und andere Dienstleister müssen künftig auch kontrollieren, ob es sich beim Kunden um den Getesteten handelt, das bedeutet, Kunden müssen sich ausweisen können.

"Aufschrei" in der Friseur-Branche

Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure, berichtete von einem "Aufschrei" in seiner Branche. Es sei schwer, wenn Friseure jetzt zu Polizisten gemacht würden, sagte er am Dienstag in Journal-Beiträgen des ORF. Auf der anderen Seite seien die Betriebe auch froh, endlich wieder aufsperren zu dürfen.

Doris Schneider, Innungsmeisterin der Friseure in der Steiermark, hält den verpflichtenden Test vor einem Friseurbesuch für "nicht praktikabel". "In manchen Regionen, vor allem solchen, die weit weg sind von Teststationen, ist das möglicherweise der Todesstoß für Friseure. Seit Bekanntwerden der Regel hagelt es Terminabsagen", wird Schneider am Mittwoch in der "Kronen Zeitung" zitiert.

Lieber lange Haare als umständliches Testen?

Auch Eder räumte Sorgen um zeitgerechte Testmöglichkeiten ein. "Das größte Problem wird sein, ob die Menschen sich zeitgerecht testen können, weil die Teststraßen überbucht sind. Und was ist mit einer älteren Dame, die sich nirgends anmelden kann?", so Eder. Gerade unter älteren Kundinnen gebe es viele, die sonst wöchentlich zum Waschen und Föhnen zum Friseur gehen. "Die sind ganz schlecht dran, wenn sie sich dann immer testen lassen müssen. Die denken sich vielleicht: 'Das tu' ich mir nicht an'", gab Eder zu bedenken. Tests, die nicht gratis gemacht werden können, würden den Friseurbesuch zudem verteuern. In den Apotheken kostet der Antigen-Schnelltest im Schnitt 25 bis 30 Euro.

Eder fordert daher eine rasche Anerkennung von Selbsttests, die die Friseure auch direkt vor Ort anbieten könnten. "Dann wäre eine große Hemmschwelle weg", sagte der Branchenvertreter. Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch forderte die Regierung auf, "alle Möglichkeiten zu prüfen, die Wohnzimmertests für Friseurbesuche und andere Dienstleistungen anzuerkennen". FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl ist überhaupt gegen Testnachweise beim Friseurbesuch und gegen die FFP2-Maskenpflicht.

Arbeiterkammer ortet "Schildbürgerstreich"

Kritik an den vorgeschriebenen Tests kam am Mittwoch auch von der Arbeiterkammer. AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer nennt sie in einer Aussendung einen "Schildbürgerstreich". "Gerade am Land gibt es keine dichte öffentliche und kostenlose Test-Infrastruktur. Da müssen sich dann Menschen, die zum Friseur gehen wollen, in eine Apotheke oder zum Arzt begeben. Und zahlen dort 40 bis 60 Euro pro Test. Das steht in keinem Verhältnis zu den Kosten des eigentlichen Friseurbesuchs", so Kalliauer.

Ausgenommen von den Tests sind übrigens Kinder unter zehn Jahren sowie Personen, die in den vergangenen sechs Monaten mit dem Coronavirus infiziert waren und mittlerweile genesen sind. Als Nachweis gilt eine ärztliche Bestätigung oder ein Nachweis über neutralisierende Antikörper. Will jemand keine personenbezogenen Daten preisgeben, könne er sich testen lassen, sagte der Datenschutzrechtsexperte der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Knyrim Trieb, Gerald Trieb, dazu laut "Standard" (Mittwochsausgabe).

Einen Überblick über österreichweite Teststraßen gibt es unter oesterreich-testet.at. Einen Überblick über alle Apotheken, die Antigen-Tests anbieten, findet man auf der Homepage der Apothekerkammer unter dem Punkt "Antigen-Schnelltests in den Apotheken".