Motor des Aufbruchs

Architekt Friedrich Kurrent feiert seinen Achtziger und kommt "mit weniger zurecht"

von
Friedrich Kurrent - Motor des Aufbruchs

Nach seiner Autobiografie "Einige Häuser, Kirchen und dergleichen" aus dem Jahr 2001 blickt Kurrent in seiner neuen Publikation auf die jüngste Dekade der "Nullerjahre" zurück. Und bedauert, er habe gemessen an seinem Wollen und Können zu wenig gebaut. Als ehemaliger Sakralbauprofessor hat er sich nun aber selbst den Auftrag erteilt, eine Synagoge für Wien zu entwerfen - die seinem Wunsch nach zwischen Parlament und Palais Epstein stehen und an die 40 während der Nazi-Zeit zerstörten jüdischen Gotteshäuser erinnern soll.

Werdegang
Kurrent, der 1931 in Hintersee bei Salzburg geboren wurde, studierte bei Clemens Holzmeister in Wien. Danach arbeitete er als freischaffender Architekt, zusammen mit der "Arbeitsgruppe 4" um Wilhelm Holzbauer und Johannes Spalt entstanden von 1952 bis 1964 Bauten wie die Kirche in Parsch (1956) und das wegweisende Seelsorgezentrum in Steyr-Ennsleiten (ab 1958). Der Gruppe wird große Bedeutung bei der Neuorientierung der österreichischen Architektur der Nachkriegszeit beigemessen.

Altes AKH in Wien zum Uni-Campus umgestaltet
In den vergangenen Jahren entstanden eine Bergkapelle in Ramingstein (1991), die Evangelische Kirche in Aschheim bei München (1996) und die Pfarrkirche in Kirchham (OÖ, 1998). Kurrent war innerhalb des Architektenkollektiv "ARGE Architekten Altes AKH" federführend bei der Umgestaltung des Alten AKHs in Wien zum Uni-Campus. Mit dem Museum in seinem Wohnort Sommerrein am Leithagebirge hat er 2004 für seine Frau, die Bildhauerin, Keramikerin und Textilkünstlerin Maria Biljan-Bilger eine Bewahrungs-und Pflegestätte ihres umfangreichen Werkes gebaut.

Ordinarius und Dekan
1965 war Kurrent Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, deren Vorsitz er 1971 innehatte. Parallel zu seiner schaffenden Tätigkeit etablierte Kurrent sich als Lehrer, als der er großen Einfluss auf die nachkommenden Architektengenerationen auch in Deutschland hatte. Nachdem er 1968 bis 1971 Assistent bei Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien war, berief ihn 1973 die Technische Universität München als Ordinarius für "Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau", 1981 bis 1983 war er Dekan der dortigen Fakultät für Architektur. Kurrent emeritierte 1996. 2002 war er unter den Gegnern der damals vorgesehenen Hochhausbebauung im Projekt Wien-Mitte.

"Zeichne, was man nicht fotografieren kann"
Bekannt sind Kurrents Zeichnungen, die mehrfach ausgestellt wurden. "Ich zeichne, was man nicht fotografieren kann", bekannte Kurrent, der auf seinen Reisen durch Europa, Vorderasien und Nordafrika auf den Spuren zahlloser Reisekünstler wandelte. Er gestaltete auch zahlreiche Ausstellungen, unter anderem "Neues Bauen in alter Umgebung" gemeinsam mit der "Neuen Sammlung" München (1978), über Adolf Loos in München, in der Albertina in Wien und Sevilla, sowie über Joseph Plecnik, Lois Welzenbacher und Hans Döllgast in München.

Kurrent wurde mit mehreren Preisen bedacht, darunter das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1997) und der Preis der Stadt Wien für Architektur (1979). Seit 1987 ist er Mitglied der "Bayerischen Akademie der Schönen Künste".