Freiwillig oder durch Zwang: Wie kamen Frauen türkischer Politiker zum Kopftuch?

Emine Erdogan dachte vor Hochzeit an Selbstmord Hayrünnisa Gül war 15 als sie ihren Mann ehelichte

Freiwillig oder durch Zwang: Wie kamen Frauen türkischer Politiker zum Kopftuch? © Bild: EPA/Suna

Gülay Atasoy hat in dem Buch "Wie sie sich bedeckten" recherchiert, wie die Frauen der AKP-Granden zu ihren Kopftüchern kamen, und dabei herausgefunden, dass es mit der Freiwilligkeit keineswegs so weit her war. Darüber berichtete die Zeitung "Hürriyet" laut "Turkish Daily News".

Selbstmordgedanken
Emine Erdogan, die Frau von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, war 15, als ihr ihr um ein Jahr älterer Bruder Hüseyin Gülbaran sagte, es wäre Zeit für sie, sich islamisch zu kleiden. Die junge Emine, die in den 1970er Jahren eine Berufsschule besuchte, Liebesromane las und für Unterhaltungsmusik schwärmte, dachte damals an Selbstmord. Erst die Begegnung mit einer "modernen, kultivierten und frommen Muslimin", Sule Yüksel Senler, überzeugte sie, das Kopftuch anzulegen und die Schule zu verlassen.

Arrangierte Hochzeiten
Die Frau des mittlerweile aus der AKP ausgetretenen Staatspräsidenten Abdullah Gül, Hayrünnisa, war erst 15, als sie den damals 30-jährigen Universitäts-Assistenten ehelichte. Eigentlich hätte die arrangierte Hochzeit in der Provinz Kayseri bereits ein Jahr zuvor stattfinden sollen, doch Hayrünnisa durfte von Rechtswegen mit 14 noch nicht heiraten. Am Tag ihrer Hochzeit legte sie das Kopftuch an, ihre Schulausbildung brach sie ab, obwohl sie eine Auszeichnung erhalten hatte. Später sollte Hayrünnisa vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof - allerdings erfolglos - gegen das Kopftuchverbot an türkischen Universitäten ankämpfen.

Auch die Ehe des jugendlich und modern auftretenden Außenminister Ali Babacan war arrangiert - von dessen Schwestern. Seine Ehefrau Zeynep gab wegen der Ehe mit dem AKP-Politiker ihr Übersetzerstudium auf, legte das Kopftuch an und wurde Hausfrau. (apa)