Arm im Alter

Eine Frau bekommt im Schnitt die Hälfte des Geldes eines Mannes gezahlt – auch in der Pension. Dies wird in Zukunft noch schlimmer: Der Staat schickt Frauen ab 2024 zwar erst mit 65 in Rente, nimmt aber dafür weniger Rücksicht auf unstete Lebensläufe.

von Frauenpension - Arm im Alter © Bild: Shutterstock

Der 27. Juli war ein ganz normaler Tag. Vielleicht ein bisschen kühler als man es von Sommertagen üblicherweise erwartet. Aber ansonsten nicht besonders aufregend.

Und doch hätte es der Tag sein müssen, an dem sich jede einzelne berufstätige Frau in diesem Land fragt, warum sie sich das eigentlich antut – und wann sich endlich etwas ändern wird. Denn am 27. Juli 2017 hat sich der durchschnittlicher Mann bereits die Pension erarbeitet, die die durchschnittliche Frau erst mit 31. Dezember erreichen wird.

Unbezahlte Arbeit

Laut Statistik Austria erreicht eine Frau mit im Schnitt 900 Euro Pension gerade einmal die Hälfte einer Männerpension von 1.841 Euro. Parallel zu diesem Rechenbeispiel des Equal Pension Day gibt es den Equal Pay Day. Dieser Tag, der heuer bereits am 4. März begangen wurde, zeigt zudem, dass bei einem Vergleich von weiblichen und männlichen Einkommen Frauen in diesem Jahr bereits 63 Tage unbezahlt gearbeitet hatten.

Wer sich nun allerdings denkt, all das locker aushalten zu können, hat sich noch nicht näher mit den Auswirkungen der verschiedenen Pensionsreformen auseinander gesetzt. Denn all diese Änderungen halten deutliche Verschlechterungen für die Rentner – und vor allem die Rentnerinnen - der Zukunft parat.

Waren bislang die 15 besten Jahre eines Erwerbslebens ausschlaggebend für die Pensionshöhe, ist es nun der Durchschnitt aller Arbeitsjahre. „Es wird Beitragsschwankungen für alle mit weniger als 45 Versicherungsjahren oder stark schwankendem oder stark steigendem Einkommen geben“, sagt Wifo-Experte Thomas Url. Dies bedeutet nichts anderes als dass jeder, der arbeitslos wird, nicht Vollzeit arbeitet oder sich einfach nur von unten nach oben gearbeitet hat, mit deutlich weniger Pension rechnen muss, als seine Eltern haben.

Böses Erwachen

Vor allem Frauen tappen oft in die Teilzeitfalle. Immerhin sind häufig Kinder oder pflegebedürftige Verwandte zu versorgen. Das geringere Einkommen wird zudem meist mit dem höheren Gehalt des Ehemannes abgefangen. Spätestens mit dem Ausstellen des Pensionsbescheides gibt es dann aber für jene, die sich jahrelang beruflich zugunsten der Familie zurückgenommen haben, ein böses Erwachen. Bei einer in der Zwischenzeit gescheiterten Ehe fehlt zusätzlich plötzlich auch noch das Auffangnetz.

Eine weitere Veränderung für Frauen ist der spätere Pensionsantritt an sich. Für alle ab 1964 Geborenen ist die 60-Jahre-Grenze perdu. In Halbjahresschritten wird das Pensionsantrittsalter angehoben: ab dem Jahrgang 1974 gilt 65 – und ist damit dem Rentenantritt der Männer angeglichen. Diese Änderung wird laut Pensionsexperten freilich zu einer Verbesserung der Frauenpensionen führen.

Eigene Vorsorge

Damit diese sich aber auch tatsächlich im Geldbeutel niederschlägt, müsse man aber Eigeninitiative zeigen, sagt der Wifo-Forscher Url. Wer kann, sollte möglichst lange gesund bleiben und mit einer Erwerbstätigkeit übers Rentenalter hinaus versäumte Beitragsjahre nachholen. Und soviel wie möglich vorsorgen: Sparen, eine Lebensversicherung abschließen, sich einen Arbeitgeber aussuchen, der eine Betriebspension anbietet und die eigene Wohnung oder das eigene Haus gleich als Altersvorsorge sehen.

Vor allem Frauen sollten diese Tipps beherzigen. Ihre Chance, in der Pension in die Altersarmut zu rutschen, ist laut den Daten der Statistik Austria immerhin um 20 Prozent höher als die der Männer. Und dagegen hilft nur eines: Ein durchgängiges hohes Einkommen im aktiven Erwerbsleben.

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