Immer mehr Österreicherinnen
machen sich selbständig

43 Prozent der Firmen-Gründungen von Frauen - Problem Kinderbetreuung

Auch wenn Frauen in Führungsetagen, Aufsichtsratsgremien und in der Politik nach wie vor unterrepräsentiert sind, wagen offenbar mehr den Schritt in die Selbstständigkeit. 2015 wurden 43 Prozent der Firmen-Neugründungen von Frauen getätigt, vor zehn Jahren waren es erst 37 Prozent, sagte die Bundesvorsitzende von "Frau in der Wirtschaft", Martha Schultz.

von Frau in der Wirtschaft © Bild: istockphoto.com/Anchiy

Derzeit wird nach Angaben der Wirtschaftskammer etwa jedes dritte Einzelunternehmen in Österreich (35 Prozent) von einer Frau geleitet. Den höchsten Frauenanteil gibt es nach wie vor in typischen Frauenberufen wie Friseur, Fußpflege, Kosmetik sowie Mode und Bekleidung, den geringsten in den Branchen Transport & Verkehr, Industrie sowie in Banken und Versicherungen.

Alle Angaben beziehen sich hier auf Einzelunternehmen, da juristische Personen (GmbH, Aktiengesellschaft usw.) nicht nach Geschlecht aufgelistet werden können.

Weiblicher Chef - geringeres Insolvenzrisiko

Aus einer Ende letzten Jahres veröffentlichten Statistik geht hervor, dass von Frauen geführte Unternehmen werden seltener zahlungsunfähig. Am sichersten sind demnach Firmen mit nur einer weiblichen Geschäftsführerin - am unsichersten Unternehmen mit zwei männlichen Chefs. Zu diesem Schluss kam die Wirtschaftsauskunftei CRIF.

Nach dieser Untersuchung gehen nur 1,61 Prozent aller von genau einer Frau geführten Unternehmen in die Insolvenz. Hingegen werden 3,25 Prozent der Firmen mit einem Mann an der Spitze zahlungsunfähig. Am risikoreichsten wirtschaften offenbar zwei männliche Geschäftsführer - hier liegt die Insolvenzrate bei 3,52 Prozent. Auch männlich/weiblich gemischte Führungsgremien verursachen seltener Pleiten als rein männliche. Im Schnitt aller Unternehmen gehen 2,69 Prozent der Unternehmen pleite.

Mehr Frauen als Männer maturieren

In puncto Bildung sind Frauen längst auf der Überholspur: Haben 1980 noch lediglich 20 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer maturiert, so lag die Reifeprüfungsquote der Frauen 2014 bei 51 Prozent und die der Männer bei 36 Prozent.

Mit den oben genannten Zahlen nicht ganz überein stimmen jene der Statistik Austria. Das Bild, das sich hier abzeichnet, ist aber ein ähnliches: Mehr Frauen als Männer maturieren und diese Tendenz wird sich, wenn auch nicht dramatisch, aber dennoch in den nächsten Jahren verstärken.

Beruf und Familie schwer vereinbar

Auch wenn Schultz die Daten für "sehr erfreulich" hält, "genug ist es noch lange nicht", stellte sie klar. Das größte Problem sei nach wie vor die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Anlässlich des bevorstehenden Frauentags greift Schultz eine alte Forderung der Interessenvertretung für die heimischen Unternehmerinnen auf - die Steigerung der Betreuungsquote für unter 3-Jährige auf 33 Prozent gemäß Barcelona-Zielen.

Ende 2015 fehlten rund 17.000 Plätze für Kleinkinder, so Schultz. Die Betreuungszeiten sollten zudem an die Arbeitszeiten angepasst werden, da 80 Prozent der Einrichtungen bereits um 18 Uhr geschlossen seien. Darüber sei das Alter für die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten von 10 auf 14 Jahre auszuweiten.

Gegen gesetzliche Frauenquote

Von einer gesetzlichen Frauenquote in der Privatwirtschaft hält die seit November neue Interessenvertreterin hingegen nichts. "Der oder die Beste soll den Job bekommen. Es gibt ohnehin schon so viele Regeln und Richtlinien", findet Schultz. Stattdessen sollte man bei anderen Maßnahmen ansetzen, das Selbstbewusstsein von Mädchen und Frauen stärken und die Darstellung in den Medien überdenken. "Soll der Tischlereiberuf dargestellt werden, macht das nach wie vor ein Mann und keine Frau", nannte Schultz als Beispiel.

Um mehr Frauen in Aufsichtsratsposten zu bekommen, hat "Frau in der Wirtschaft" eine Datenbank mit zur Verfügung stehenden Frauen angelegt. Seitens der Firmen käme nämlich oft die Ausrede, dass sie zwar Frauen in Kontrollgremien wollten, es aber keine gebe, die sich dafür interessierten, so Schultz. Derzeit umfasst die Datenbank zwar erst rund 440 registrierte Frauen, sie soll aber stetig wachsen.

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