Umstrittener Sexualkundeverein
aus Österreichs Schulen verbannt

Fragwürdige und tendenziell „religiös fundamentalistische“ Ansichten soll der Sexualkundeverein „Teenstar“ in Österreichs Klassenzimmern verbreitet haben. Der Salzburger Landesschulrat hat bereits reagiert und den Pflichtschulen eine Zusammenarbeit mit dem kirchennahen Verein verboten.

von Fragwürdige Ansichten - Umstrittener Sexualkundeverein
aus Österreichs Schulen verbannt © Bild: Spauln/istock

Auch das Bildungsministerium spricht von „bedenklichen Inhalten“ und hat angekündigt, eine Zusammenarbeit mit dem Verein, der in österreichischen Schulen bislang Sexualkunde-Workshops angeboten hat, verbieten zu wollen.

Laut Verein: Homosexualität „tendenziell heilbar“

Es sind veraltete Rollenbilder, die der Verein „Teenstar“ laut einem Bericht des Falter in Österreichs Schulen verbreitet: Demnach ist Sex vor der Ehe problematisch, Homosexualität „tendenziell heilbar“ und die beste Verhütungsmethode die natürliche Empfängnisregelungen via Menstruationstabellen.

Keine respektvolle Haltung

Das Ministerium argumentiert damit, dass die Inhalte mit dem österreichischen Lehrplan nicht in Einklang zu bringen seien. Der Grundsatzerlass Sexualpädagogik schreibt eine „respektvolle Haltung gegenüber den verschiedenen Formen von Sexualität und geschlechtlichen Identitäten“ vor.

Masturbation als Problem

Der Falter berichtet in seiner Mittwochausgabe über die bisher geheimen Schulungsunterlagen des Vereins. Darin heißt es: Wer masturbiere, leide unter möglichen Folgen wie „Ich-Bezogenheit, Gewöhnung und Schuld- bzw. geringes Selbstwertgefühl“. Unter dem Punkt „Muss Homosexualität Schicksal sein?“ steht in den mit dem Jahr 2017 datierten Schulungsunterlagen: „Aktuelle Studien zeigen, dass eine anhaltende Veränderung der sexuellen Orientierung sehr wohl möglich ist, oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge.“

Welche Schulen sind betroffen?

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sagt dem Falter, dass es noch keinen Überblick gäbe, an welchen Schulen und in welchem Ausmaß Teenstar aktiv sei. Fest steht dass die Schulungsunterlagen des Vereins, der österreichweit aktiv ist, seine Kurse aber vor allem in Salzburg, Südtirol, Ober- und Niederösterreich durchführt.

So wurde der Skandal aufgedeckt

Den Stein ins Rollen gebracht hat der Salzburger Homosexuellenverein „Hosi“. Schon im Juli diesen Jahres berichtete er über die fragwürdigen Praktiken des Vereins. Auf der Website schrieb der Geschäftsführer der HOSI Salzburg Paul Halle über das fragwürdige Aufklärungsprogramm von Teenstar:

Botschaften haben Sexualpädagogik nichts zu tun

„Diese Botschaften sind nicht nur falsch sowie schädlich für das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, sondern stehen auch ganz klar im Widerspruch zum Grundsatzerlass Sexualpädagogik, der die rechtliche Grundlage für Sexualerziehung an Schulen darstellt“, erklärt der.

Auch die Bundesvorsitzende der Aktion kritischer Schüler_innen Sara Velic meldet sich via Pressemitteilung zu Wort: "Die Kirche muss raus aus der Schule und raus aus dem Sexualunterricht. Die Bildung der sexuellen Identität ist für alle Schülerinnen und Schüler ein großes und wichtiges Thema".

Verein: "Unterlagen veraltet"

Der Sexualkundeverein Teenstar hat in einer Stellungnahme gegenüber der APA betont, die in der Wochenzeitung "Falter" zitierten Schulungsunterlagen seien "gerade im Hinblick auf die Thematik der Homosexualität veraltet und seit Monaten in Überarbeitung".

Im Rahmen des Programms werde jeder Mensch in seiner sexuellen Selbstbestimmung respektiert, heißt es zu Homosexualität. Man vermeide es allerdings, "Jugendliche vorschnell auf eine bestimmte sexuelle Orientierung (z. B. auch Bisexualität) festzulegen oder sie dazu zu ermutigen, sich über ihre erotischen Gefühle, die noch in Veränderung begriffen sein können, zu definieren". Kindern und Jugendlichen, die sich dem anderen Geschlecht zugehörig, transsexuell oder intersexuell fühlen, werde "mit Wertschätzung begegnet": "Es wird ihnen zusammen mit ihren Eltern empfohlen, sich bei subjektiv empfundenem Bedarf für eine Begleitung an die entsprechenden fachlichen Einrichtungen zu wenden."

Sex erst in der Ehe entspricht laut Teenstar den Bedürfnissen junger Menschen nach verbindlichen Beziehungen. Für Sexualität "als Ausdruck von Liebe in verlässlicher und intimer Beziehung" habe sich "in allen Zivilisationen (...) der Rahmen der Ehe bewährt". Natürliche Familienplanung werde in den Kursen "nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand" vermittelt, aber auch alle anderen Verhütungsmethoden würden "ausführlich besprochen". Empfehlung für einer bestimmte Methode gebe es nicht.