Pilz spricht offen über #metoo-Affäre

Und die Auswirkungen auf seine Ehe: "Haben etwas erlebt, was schwer zu verarbeiten ist"

Für das Ö3-Sommergespräch lud Peter Pilz auf seine „Huabn“, ein Bergbauernhaus in St.Katharein an der Laming, welches seit 50 Jahren der Zweitwohnsitz seiner Familie ist. Dort gestand der Langzeit-Politiker bei Claudia Stöckl auf Ö3 Fehler ein, die er mit seiner Liste JETZT gemacht hatte. Auch über die #metoo-Affäre sprach der langdienende Nationalrat offen.

von
"Frühstück bei mir" - Pilz spricht offen über #metoo-Affäre

Pilz: „Ich habe 2017 ein paar Vorschläge gemacht, die in der Praxis einfach nicht funktioniert haben. Mach’s ohne Partei – funktioniert nicht. Mach’s ohne die hunderten Aktivisten – funktioniert nicht. Wir haben gesagt, wir brauchen kein gemeinsames Programm – stimmt nicht. Ich habe dazu gelernt.“

"Zweiter Club muss ein Team werden"

Peter Pilz möchte jetzt mit neuem Konzept in den Wahlkampf starten: „Das zweite Projekt der Liste JETZT schaut auch ganz anders aus. Das wird eine offene Geschichte mit hunderten Aktivisten und Aktivistinnen, mit einem Programm und dem Versuch, so einen Gegenpol gegen die Kurz-Regierung jetzt zu begründen. Und es ist klar, nach dem alten Club, wo kein wirklich starkes Team entstanden ist, kommt jetzt der zweite Club. Der muss ein Team werden.“

Auch interessant: Peter Pilz im Interview mit News.at

"Grüne Partei surft auf der Welle der Greta Thunberg"

Den Aufwind seiner ehemaligen politischen Heimat, den „Grünen“, sieht Pilz kritisch: „Die Grüne Partei surft auf der Welle der Greta Thunberg und aller Klimaaktivisten. Sie sind ihre besten Wahlhelfer.“ Gegenüber Grünen-Bundessprecher Werner Kogler gibt sich Pilz betont distanziert, eine Kooperation der beiden Parteien, die kurzzeitig kolportiert wurde, sei ad acta gelegt: „Kogler kolportiert zwar immer, dass er mich für Gespräche treffen will, vergisst aber immer, mir das auch zu sagen. Stattdessen bin ich daraufgekommen, dass hinter meinem Rücken versucht wird, in einem Fall erfolgreich, Leute abzuwerben“, spielt Pilz auf das Überlaufen der ehemaligen Liste JETZT-Abgeordneten Alma Zadic zu den Grünen an.

»Meine Frau hat keine Sekunde geglaubt, dass das stimmt«

Pilz sprach auch offen über seine #metoo Affäre: im November 2017 wurden Vorwürfe öffentlich, Pilz hätte eine Frau beim Forum Alpbach 2013 sexuell belästigt, das Verfahren wurde mittlerweile wegen Verjährung von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Was die Auswirkungen dieses Falls, weswegen er sein Mandat zunächst nicht angenommen hatte, auf seine Ehe gewesen sind? Peter Pilz: „Meine Frau hat keine Sekunde geglaubt, dass das stimmt“, erklärte der Politiker, der seit 35 Jahren mit seiner Frau Gudrun verheiratet ist. „Aber trotzdem, es ist ein Stich mittenrein. Es war für uns beide eine Verletzung, wir haben etwas erlebt, was schwer zu verarbeiten ist und wir haben das Beste daraus gemacht. Miteinander hat es uns stärker gemacht“, so Pilz. Seine Lehren daraus sieht er so: „Für mich geht es nicht darum, politisch korrekt zu werden, ich finde politisch korrekt grauenhaft. Ich bin nicht politisch korrekt und ich werde es auch nie werden. Es geht um Respekt, da habe ich etwas dazu lernen müssen. Bestimmte blöde Witze mache ich halt nicht mehr.“

"Wird Parteien geben, die Interesse haben, daraus was zu machen"

Ob er fürchte, dass die Belästigungs-Vorwürfe auch im Wahlkampf Thema werden? „Es wird Parteien geben, die Interesse haben daraus wieder was zu machen. Dem stell ich mich und rede in aller Ruhe darüber. Ich bin darauf vorbereitet.“

Wahl zwischen wichtigem Projekt und Möglichkeit, etwas Schönes zu machen

Seine Zukunft und auch die Zukunft der Liste JETZT, sieht der 65-jährige Steirer gelassen: „Wenn am 29. September die Wähler und Wählerinnen entscheiden, dass ich nicht in den Nationalrat einziehe, dann heißt das für mich: ‚Peter sag der Gudrun: los geht’s‘ - dann fahren wir auf Reisen. Diesmal gibt es die Wahl zwischen einem ganz wichtigen und tollen politischen Projekt und die Möglichkeit, rund um die Uhr etwas Schönes zu machen.“ Auf jeden Fall möchte Pilz auch in der Polit-Pension sein Onlinemagazin zackzack.at weiterführen.