FPÖ sprach Parteichef Nepp das Vertrauen aus

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Der Landesparteivorstand der Wiener FPÖ hat ihrem Parteichef Dominik Nepp in einer Sitzung am Dienstagabend das Vertrauen ausgesprochen - und zwar "einstimmig", wie Landesparteisekretär Michael Stumpf in einer Aussendung mitteilte. "Vor dem Hintergrund medialer Spekulationen bekräftigten alle Mitglieder des Wiener Landesparteivorstandes, geschlossen hinter dem Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp zu stehen", hieß es.

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Nach Wahl-Debakel - FPÖ sprach Parteichef Nepp das Vertrauen aus

Die FPÖ hat bei der Wien-Wahl ein Debakel erlitten. Sie stürzte von mehr als 30 Prozent auf - laut jüngsten Hochrechnungen - knapp über 7 Prozent ab. Die Wiener FPÖ nehme mit großem Respekt vor dem Wähler das Ergebnis der jüngsten Wahl zur Kenntnis, sehe es aber auch als Auftrag, mit doppelt und dreifacher Anstrengung das Vertrauen der Wähler zurückzuerobern, versicherte Stumpf.

Nepp selbst verwies darauf, dass die Partei in "struktureller und inhaltlicher Hinsicht" alle notwendigen Optimierungen dafür vornehmen werde. Diesbezüglich sei eine breit aufgestellte Reformgruppe eingesetzt worden, wie bekanntgegeben wurde. Man wolle künftig dem Anspruch einer "modernen, heimatverbundenen Wien-Partei" gerecht werden.

FPÖ stark wie nie abgestraft - ein Rückblick

Noch sehr viel tiefer als erwartet ist am Sonntag die FPÖ bei der Wiener Gemeinderatswahl abgestürzt. Für "Ibiza" und die Folgen wurden die Wiener Blauen abgestraft wie nie zuvor - in ihrer an steilen Aufstiegen und jähen Abstürzen ohnehin nicht armen Parteigeschichte: Sie verloren 80 Prozent ihrer Wähler. Das ist der größte Wählerschwund, den jemals eine Partei bei einer der nunmehr 148 Landtagswahlen der Zweiten Republik erlitt. Nur ein kleiner Teil lief zum Team HC über.

Der Ibiza-Urheber, der frühere (auch Wiener) FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache konnte nur 23.688 Wähler von sich überzeugen - und die jetzt von Dominik Nepp geführte FPÖ hatte am 11. Oktober um 204.848 Stimmen weniger als 2015. Das dritte Lager gemeinsam hatte um 70 Prozent weniger Zuspruch als vor fünf Jahren, als 256.451 Wiener die Strache-FPÖ gewählt hatten, die FPÖ allein um 79,9 Prozent.

Ähnlich starke Einbrüche erlitt die FPÖ zuletzt 2003 - als sie als Teil der schwarz-blauen Bundeskoalition in schwere Turbulenzen (Stichwort "Knittelfeld") geraten war. Da kehrten ihr bei den Landtagswahlen in Niederösterreich rund 72 und in Tirol 66 Prozent der früheren Wähler den Rücken.

Größtes Minus 2013 in Kärnten

Das größte Minus im Stimmenanteil setzte es 2013 in Kärnten, wo die Landeshauptmannpartei für die nach Jörg Haiders Tod aufgebrochenen Skandale und Affären 28,0 Prozentpunkte verlor. Dies allerdings von hohen 44,9 Prozent - und somit war der Wählerschwund (mit 65,8 Prozent) damals geringer als am Sonntag in Wien.

Seit 2015 war die Wiener Partei mit ihren 30,79 Prozent denn auch die stärkste Landesorganisation - eigentlich gemeinsam mit den Oberösterreichern, die bei der vor fünf Jahren von der Flüchtlingskrise geprägten Landtagswahl ebenfalls über die 30er-Marke (30,36 Prozent) kamen. Jetzt, mit nur mehr 7,11 Prozent nach Auszählung der Briefwahl, sind die Wiener die mit Abstand schwächste Landesorganisation.

Sogar die traditionell schwachen Burgenländer, die im Jänner ebenfalls schon mit "Ibiza" in die Wahl mussten, sind mit 9,79 Prozent noch deutlich stärker. Die Steirer - die Dritten, die die Ibiza-Abstrafung schon erlitten - hielten sich dank ihrer früheren Stärke parteiintern im Mittelfeld, mit 17,49 Prozent auf Rang 4. Die wegen des Ibiza-Crashs der türkis-blauen Regierung vorgezogene Nationalratswahl verlief im Vergleich mit der jetzigen Wien-Wahl noch recht glimpflich: In Wien brach die FPÖ da "nur" von 21,4 auf 12,8 Prozent ein - und österreichweit von 26,0 auf 16,2.

Die nunmehr mit Abstand stärksten, die Oberösterreicher mit ihrem Chef Manfred Haimbuchner, werden nächstes Jahr sehen, wie stark der Nach-Ibiza-Effekt noch ist. In dem seit 2015 türkis-blau regierten Land - dem einzigen, wo die FPÖ mitregiert - muss im Herbst der Landtag neu gewählt werden.

Nie in die Regierung geschafft haben es die Blauen in Wien - obwohl sie hier lange Zeit zweitstärkste Kraft waren: Fünfmal seit 1991 (ausgenommen nur 2005) waren sie Zweite, und sind der SPÖ immer näher gerückt. 2015 eroberten sie erstmals mehr als ein Drittel der 100 Mandate und bekamen damit im rot-grün regierte Wien kraft Gesetz den Posten des Vizebürgermeisters. Den muss Nepp jetzt räumen - und 26 der bisher 34 Gemeinderatsmandatare müssen sich aus dem Rathaus verabschieden.