Hat Straches Leibwächter
schon ausgepackt?

Der frühere Leibwächter des zurückgetretenen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache ist wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft bestätigte entsprechende Medienberichte. Er könnte in Sachen Ibiza-Video und Spesenaffäre zum Kronzeugen der Anklage werden. Denn der Ex-Bodyguard soll vor den ermittelnden Behörden ausgepackt haben, berichteten mehrere Zeitungen.

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Spesenaffäre - Hat Straches Leibwächter
schon ausgepackt?

Oliver R. soll sehr viel über Strache gesammelt haben. Gegen ihn, er ist FPÖ-Bezirksrat und war langjähriger Sicherheitschef Straches, wird laut Medienberichten wegen des Verdachts der Veruntreuung und mutmaßlicher Erpressung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft schweigt dazu, weil der Fall eine Verschlusssache ist. Laut den "Salzburger Nachrichten" wurde Oliver R., vom Beruf Polizist, von der Landespolizeidirektion Wien vorübergehend dienstfrei gestellt. Der 49-Jährige war demnach bis zu seiner Festnahme Montagabend als Torposten bei der Eingangskontrolle beim Hauptquartier der Wiener Polizei beschäftigt.

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Das Material, das der gestern aus der FPÖ ausgeschlossen Oliver R. gesammelt hat, soll nicht nur Strache, sondern auch dessen frühere Büroleiterin in Bedrängnis bringen. Gegen beide soll wegen des Verdachts der Untreue ermittelt werden. Strache dementiert alles. Er habe "alles ordnungsgemäß verrechnet". Und auch Oliver R. stritt in der ersten Einvernahme jede Verwicklung in die Affäre ab - es gilt die Unschuldsvermutung.

Ex-Rechnungsprüfer spricht von "Selbstbedienungsladen"

Der steirische FPÖ-Landtagspräsident Gerhard Kurzmann hat sich am Mittwoch in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" zu den Spesenvorwürfen gegen Heinz-Christian Strache geäußert. Rund um den ehemaligen Parteichef habe es immer Gerüchte unsauberer Geldverwendung gegeben, sagte er. Die FPÖ sei "zum Teil ein Selbstbedienungsladen gewesen", berichtete der ehemalige FPÖ-Rechnungsprüfer.

Bis 2015 war Kurzmann laut dem Interview in den Führungsgremien der Bundespartei. "Ich habe schon davor in der Ära von Jörg Haider erlebt, dass vieles, was erst später aufgekommen ist, einfach nicht sauber war im Sinne einer politischen Ethik" sagte er jetzt. Seinen Angaben zufolge hätten Spitzenpolitiker mit Steuergeld Ausflüge bezahlt und sich Kleidung gekauft. "Haider war zu Beginn in Ordnung. Aber irgendwann hat er seinen Weg verlassen. Macht und Geld korrumpieren", so Kurzmann. Auch bei Strache habe es immer wieder Gerüchte gegeben. In seiner Zeit seien diese Gerüchte allerdings "nie Thema einer offiziellen Sitzung" gewesen, beteuerte Kurzmann im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung".

Als "Grundproblem aller politischen Parteien" nannte Kurzmann sogenannte Extra-Fonds, aus denen "bestimmte Dinge rausgezahlt werden". Als Rechnungsprüfer könne er immer nur die offizielle Buchhaltung einsehen, kritisierte er. "Aber das, was unter Jörg Haider der 'Reptilienfonds' war, wovon Riess-Passer ihre Kleider gekauft hat oder wovon diverse Ausflüge finanziert wurden, das kann ein ordentlicher Rechnungsprüfer gar nicht sehen", so Kurzmann in dem Interview.