Kampf gegen heimliche
Fotos in den Freibädern

Mit besseren Smartphones hat das Problem unerwünschter Aufnahmen zugenommen

Heimlich und ohne Einverständnis aufgenommene Fotos in Freibädern, meist von leicht bekleideten Frauen oder Kindern, sind ein immer größeres Problem. Mit Smartphone-Kameras wurde es einfacher, Menschen unbemerkt zu fotografieren. In Deutschland schreiben einige Bäder jetzt Spezialsticker für die Kameralinsen vor.

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Badesaison - Kampf gegen heimliche
Fotos in den Freibädern

Die Freibadsaison 2017 hat endgültig begonnen. Damit kehrt aber auch ein Problem zurück, dass die Verantwortlichen in Bädern seit einigen Jahren immer intensiver beschäftigt. Manche Besucher – vor allem Männer – nutzen Freibäder offenbar auch, um heimlich leicht bekleidete Frauen oder Kinder fotografieren oder filmen zu können. Seit jeder im Bad ein Smartphone dabei hat, ist das immer besser und unauffälliger möglich. Auch Unterwasserfotos oder solche aus größerer Entfernung sind längst kein Problem mehr. Dass jemand ohne sein oder ihr Einverständnis fotografiert wird, ist natürlich nicht erlaubt. Es besteht außerdem die Gefahr, dass die Bilder oder Videos später im Internet landen. Durchsetzbar ist das Verbot aber nur schwer.

Jeder muss seine Handykamera verkleben

Mit einer kreativen Lösung hat unter anderem das Waldschwimmbad im deutschen Offenbach auf die Problematik reagiert. Seit dem diesjährigen Saisonstart vor wenigen Wochen müssen Badbesucher mit Handy für die Dauer des Aufenthalts einen Spezialsticker auf ihre Kameralinse kleben. Diese gibt es gratis an der Kassa. Die sogenannten "Camsticker" können aufgrund ihrer Sollbruchstellen nicht gelöst werden, ohne kaputt zu gehen. Sie abzunehmen und neu anzukleben ist daher nicht möglich. Bei ihren Rundgängen kontrollieren die Bademeister, ob Smartphone-Kameras auch wirklich zugeklebt sind. Auch die Bäderbetriebe im benachbarten Frankfurt schreiben seit heuer die Sticker vor.

Produziert werden diese von der Firma Lens Seal in Baden-Württemberg. Dort bemerkt man schon seit seit vergangenem Jahr ein stärkeres Interesse von Thermen, Saunen und Freibädern, wie der "Kurier" berichtet. Ursprünglich gedacht waren die Aufkleber für Behörden und heikle Bereiche in der Industrie – als Spionageschutz. Andere Kunden sind psychiatrische Kliniken und Casinos, wo Patienten oder Spieler nicht von Mitarbeitern fotografiert werden sollen. Dass in den betroffenen Bädern nun gar niemand mehr fotografieren darf, sorgt vereinzelt auch für Unverständnis. Viele setzen sich im Sommer ja selbst gern für soziale Medien in Szene oder halten ihre Kinder beim Schwimmen fest.

In Wien bisher nur "zahnloses" Verbot

In der Hausordnung der städtischen Freibäder in Wien ist festgehalten, dass das "Fotografieren und Filmen von Personen und Gruppen ohne deren Einwilligung" verboten sei. Es gilt also kein generelles Fotoverbot. Sich selbst, Freunde oder Verwandte darf man ablichten, wenn sie einverstanden sind. Das ist aber keine Regel, die es für Bäder gar nicht eigens bräuchte. Auch sonst im öffentlichen Raum darf niemand ohne seine Einwilligung fotografiert werden – das Recht am eigenen Bild geht vor. Für die Aufsichtsorgane ist es natürlich unmöglich zu kontrollieren, wer wessen Einverständnis hat. De facto wird die Regelung in Wien deshalb nicht durchgesetzt. Ein totales Foto- und Filmverbot oder gar eine Aufkleberpflicht wie in manchen deutschen Bädern ist bisher aus Österreich noch nicht bekannt.

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