Forscher untersuchten geheimes Leben in der Nasenhöhle

Grazer Projekt erforscht Einfluss von Mikroben auf Geruchssinn

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Es ist eine schiere Herkulesarbeit, das Zusammenspiel der Mikroorganismen zu erfassen, die am und im menschlichen Körper leben."In der medizinischen Forschung ist vor allem der Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und der Entstehung von Krankheiten von Interesse. Die mit uns vergesellschafteten Bakterien, Pilze oder andere Mikroben können den Gesundheitszustand widerspiegeln, oder sogar das Krankheitsrisiko erhöhen oder vermindern", beschrieb Christine Moissl-Eichinger, Professorin für Interaktive Mikrobiomforschung an der Medizinischen Universität Graz, am Montag das wissenschaftliche Interesse an den Mikroben. Dabei sei es durchaus möglich, dass nicht eine einzelne Gattung, sondern ein Zusammenspiel von verschiedenen Keimen für die Entstehung von Krankheiten verantwortlich ist.

Während es zum regen mikrobiellen Leben im menschlichen Darm oder der Haut bereits vielfältige Studien gibt, ist über das Mikrobiom in der Nasenhöhle noch relativ wenig bekannt. Wie wissenschaftliche Untersuchungen bereits gezeigt haben, dürften die Lebensgemeinschaften in der Nase an der Entwicklung der Riechschleimhaut und damit der Riechfunktion beteiligt sein.

Moissl-Eichinger und ihre Kollegin Veronika Schöpf vom Institut für Psychologie der Universität Graz haben in einer Forschungskooperation diese Frage näher untersucht. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Online-Ausgabe Scientific Reports der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Das Grazer Forscherteam hat vorerst Abstriche von 67 Probanden untersucht, um Zusammenhänge zwischen dem jeweiligen Nase-Mikrobiom und der Riechfunktion, der sogenannten olfaktorischen Funktion, zu erheben. 28 Versuchspersonen hatten eine normale Riechfunktion, 29 hatten einen "guten Geruchssinn" und zehn litten unter einem "eingeschränkten Geruchssinn". Innerhalb dieser drei Personengruppen unterschied sich die mikrobielle Zusammensetzung signifikant, beobachteten die beiden Wissenschafterinnen. "Insbesondere konnten wir feststellen, dass vor allem buttersäureproduzierende Mikroorganismen mit einer beeinträchtigten olfaktorischen Funktion in Zusammenhang gebracht werden können", wie die Autorinnen der Publikation festhielten.

Im dem vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Forschungsprojekt "Von der Nase ins Gehirn" wollen die Grazer Forscherinnen in einem integrativen Forschungsansatz aus Mikrobiomforschung und Neuroimaging die Grundlagen des Geruchssinns und die Rolle des bisher noch geheimen Lebens in der Nase weiter erforschen.

(S E R V I C E - Patienten, die ihren Geruchssinn verloren haben und an der Studie teilnehmen wollen, können sich unter DieNase@uni-graz.at melden. "The nasal microbiome mirrors and potentially shapes olfactory function", www.nature.com/articles/s41598-018-19438-3 )

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