Forscher lassen Pflanzen Mittel gegen gefährliche Viren herstellen

Gentechnisch veränderte "Designer-Pflanzen" wurden an Boku entwickelt

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Die Wiener Wissenschafter um Herta Steinkellner vom Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien haben bereits mehrfach auch menschliche Antikörper - etwa gegen HIV- oder Ebola-Viren - in gentechnisch veränderten Tabakpflanzen produziert. In der aktuellen Studie, die zusammen mit US-Kollegen von der University of Texas, der Firma Mapp Biopharmaceutical Inc. (Kalifornien) und dem Vanderbilt University Medical Center (Tennessee) entstand, lag der Fokus auf der Suche nach einem Mittel gegen zwei Vertreter der Gruppe der Filoviren.

Zu dieser Virusfamilie gehören für Mensch und Tier besonders gefährliche Vertreter, wie eben Ebola-, Marburg- und Ravn-Viren. Gemein ist den Erregern, dass sie akute Erkrankungen mit einer hohen Sterberate verursachen. "Seit dem ersten anerkannten Ausbruch der Marburg-Viruserkrankung im Jahre 1967 hat sich die Erkrankung bei etwa 80 Prozent der infizierten Personen als tödlich erwiesen", schreiben die Forscher. Marburg- und Ravn-Viren verursachen zuerst hohes Fieber, Erbrechen und Durchfall. Im weiteren Verlauf kann es dann in vielen Fällen zu inneren und Hautblutungen sowie zum gefürchteten hämorrhagischen Fieber kommen. Dabei entstehen schwerste Gewebe- und Organblutungen, die in Multiorganversagen münden können. Die Patienten verbluten sozusagen innerlich und äußerlich.

Bisher fehlt es an Möglichkeiten zur Behandlung, so die Forscher. Auf der Suche nach einer Therapie isolierten sie bereits vor der aktuellen Untersuchung MR191-N aus dem Blut eines Patienten, der eine Marburg-Infektion überlebt hat. Die in den Pflanzen hergestellten Antikörper wurden dann Menschenaffen einmal vier und dann sieben Tage nach der Infektion verabreicht. Von der Primaten-Gruppe, die die MR191-N-Dosierung erhielt, überlebten alle, während aus der Kontrollgruppe (ohne Gabe von MR191-N) sämtliche Tiere starben.

"Was diese Studie einzigartig macht, ist, dass wir einen vollen Schutz beobachtet haben", so Steinkellner in einer Aussendung. Diese Ergebnisse lassen laut den Wissenschaftern auf die Entwicklung einer effizienten Therapie hoffen. Für Steinkellner ist die Studie zudem ein neuerlicher Beleg für die Möglichkeiten des Einsatzes der in Wien entwickelten "Designer-Pflanzen".

(S E R V I C E - http://dx.doi.org/10.1126/scitranslmed.aai8711)

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