Der Fluch der Familie Bianchi

Unfall von Jules reiht sich in die tragische Geschichte der Motorsport-Dynastie ein

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Formel 1 - Der Fluch der Familie Bianchi

"Es ist hart, in einer Woche ist das Leben unserer Familie zerstört worden", erzählte Jules Bianchis Vater Philippe auf den Unfall seines Sohnes angesprochen in der "Gazetta dello Sport. Er selbst weiß ganz genau, wovon er spricht, hatte er doch aus Gründen des Risikos auf eine eigene Rennsport-Karriere verzichtet. "Es war zu schwer für mich, die Familie wollte kein weiteres Unheil mehr ertragen müssen", sagte er einmal.

Philippe ist der Sohn von Mauro Bianchi und der Neffe von Lucien Bianchi. Beide Namen sind Experten in der Motorsportszene bekannt, beide Namen sind aber auch mit dunklen Stunden des Rennsports verbunden.

Zwei Brüder im Motorsport

Die Familie Bianchi ist italienischer Abstammung und zog in den 1950er Jahren nach Belgien um, wo Luciens und Mauros Vater als Automechaniker für den Rennfahrer Johnny Claes arbeitete. Wenig verwunderlich, dass auch das Brüderpaar dem Adrenalin der Rennstrecke erlegen war.

Unter belgischer Flagge nahmen sowohl Mauro als auch Lucien an verschiedenen Rennserien teil, Letztgenannter kam sogar auf 17 Einsätze in der Formel 1. Mehr noch: Als hervorragender Rallye- und Langstreckenfahrer gilt Lucien Bianchi heute noch als einer der letzten großen Allrounder im Motorsport.

Schicksalsstrecke Le Mans

1968 nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Während der 24 Stunden von Le Mans, noch heute eines der prestigeträchtigsten Motorsport-Events der Welt, verunglückte Mauro Bianchi und zog sich schwerste Verbrennungen zu. Zur gleichen Zeit feierte Lucien Bianchi an der Seite des Mexikaners Pedro Rodriguez den Gesamtsieg und damit einen der größten Erfolge seiner Karriere.

Mauro kämpfte sich trotz der erlittenen Verletzungen zurück und ging ein Jahr später in Le Mans neuerlich an den Start. Während der damals 31-jährige sein Comeback auf der Rennstrecke zelebrierte, verunglückte Lucien bei der Trainingsfahrt tödlich. Ein Telegraphenmast beendete sein Leben nach nur 34 Jahren und zugleich die Karriere von Mauro. Der geschockte Bruder wollte nicht mehr in ein Rennauto steigen.

Eine Devise, der sich auch Mauros Sohn Philippe anschließen sollte. Enkel Jules jedoch wählte erneut Rennfahren als seine Profession und forderte das Schicksal der Bianchi-Familie damit aufs Neue heraus.

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