Niki Lauda wieder im AKH

Intensivabteilung wegen Grippe

Schock im Urlaub: Niki Lauda wird wieder im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) behandelt. "Es ist in seiner Familie ein Influenza-Fall aufgetreten, und er wird auf einer Intensivabteilung bei uns behandelt", bestätigte Karin Fehringer, Sprecherin des AKH, am Sonntag einen Bericht der "Kronen Zeitung" (Sonntagsausgabe).

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Urlaub abgebrochen - Niki Lauda wieder im AKH

Lauda hat demnach auch selbst die Grippe, soll aber bereits in der kommenden Woche wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nach seiner Lungentransplantation im Sommer 2018 sind Viruserkrankungen potenziell kritisch für den früheren Rennfahrer, weil sein Immunsystem heruntergefahren und neu aufgebaut werden musste.

Bemüht um Rehabilitation

Lauda war im August die Lunge transplantiert worden und hatte Ende Oktober das Krankenhaus verlassen. Seither bemüht er sich um seine Rehabilitation.

Impfungen für Immunschwache und Angehörige

Niki Lauda, der als Nierentransplantierter im August vergangenen Jahres auch noch lungentransplantiert wurde, hat die Influenza erwischt. Abgesehen von diesem Einzelfall: Impfungen sind laut führenden Experten besonders wichtig für alle Immunsupprimierten und ihre Angehörigen.

An sich sollte der Spezialfall von Menschen mit geschwächtem körpereigenen Abwehrsystem - dies zum Beispiel durch Krankheit oder als Begleiterscheinung einer medizinischen Behandlung wie Chemotherapie bei Krebs oder Immunsuppression nach Organtransplantation - gar nicht so "kritisch" sein. Im Österreichischen Impfplan 2018 heißt es nämlich als generelle Empfehlung gleich am Beginn. "Jeder, der sich und seine Familienangehörigen (Kontaktpersonen) schützen will, soll sich impfen lassen." Würde dieser Grundsatz in Österreich allgemein umgesetzt, könnte man über den "Herdenschutz", den die Geimpften gegen die Weiterverbreitung von infektiösen Erkrankungen auch für Menschen mit schwächerem Immunsystemaufrichten, vielen Betroffenen Probleme und schwere Erkrankungen ersparen. Dazu zählen auch "gesunde" Betagte und Hochbetagte.

»Jeder, der sich und seine Familienangehörigen schützen will, soll sich impfen lassen«

Bei einer immer größeren Verbreitung von immunsuppressiven Therapien in der Medizin gab es dazu bis vor wenigen Jahren kaum gesicherte Informationen. Im Oktober 2016 wurde ein österreichisches Expertenpapier zu dem Thema in der Wiener Klinischen Wochenschrift publiziert. "Impfungen bei Immundefekten/Immunsuppression" heißt das Dokument vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin (MedUni Wien) und der Österreichischen Gesellschaft für Vakizinologie.

"Es gibt immer mehr Menschen, die therapiebedingt ein geschwächtes Immunsystem aufweisen. Das sind zum Beispiel Patienten, die mit sogenannten Biologika (z.B. monoklonale Antikörper; Anm.) oder anderen immunsuppressiven Medikamenten gegen chronische Polyarthritis, Multiple Sklerose oder chronischen Hauterkrankungen (schwere Psoriasis; Anm.) behandelt werden", sagte die Leiterin des Instituts, Ursula Wiedermann-Schmidt, bei der Publikation der Empfehlungen gegenüber der APA. Es sind nicht mehr "nur" Patienten nach Organtransplantationen oder während bzw. nach einer hoch wirksamen Chemotherapie etc., bei denen sich Fragen rund um den Impfschutz stellen. Viele Menschen und auch manche Ärzte fürchten allfällige Komplikationen durch Impfungen bei "Immungeschwächten". Teilweise wird die Gefährdung zu hoch angesetzt und auf wirksamen Infektionsschutz verzichtet.

Laut den Experten kommt es jeweils auf eine maßgeschneiderte Vorgangsweise an: Weil Menschen unter einer immunsuppressiven Therapie von sich aus durch Infektionen mehr gefährdet sind, womit eigentlich auf einen möglichst guten Impfschutz zu achten wäre. "Umso wichtiger ist es, wie man bei den Impfungen vorgeht", sagte Wiedermann-Schmidt. Andererseits können bei manchen dieser Menschen Impfungen auch schlechter wirken. Auch hier bedürfe es spezieller Überlegungen.

Impfungen so früh wie möglich durchführen

Grundsätzlich gilt, dass alle Impfungen, die im Österreichischen Impfplan empfohlen werden, vor dem geplanten Start einer immunsuppressiven Therapie und bei chronischen Erkrankungen überhaupt so früh wie möglich durchgeführt werden sollten. Das von rund 20 Experten erstellte Statement unterscheidet dann zwischen drei Stadien einer Abwehrschwäche. Keine oder eine für Impfungen nicht relevante Immunsuppression liegt zum Beispiel bei einer kurzzeitigen Kortisontherapie oder bei Verwendung von inhalierbaren Kortisonpräparaten vor, ebenso nicht bei einem gut eingestellten Diabetes mellitus. Unter die Gruppe der Patienten mit leichter bis mittelgradiger Immunschwäche fallen Personen mit niedrig dosierten Immunsuppressiva (z.B. Methotrexat bei rheumatischen Erkrankungen). Schwere hämatologische Erkrankungen, der Zustand nach Transplantation oder zum Beispiel die Behandlung mit den in der Rheuma- oder Psoriasistherapie eingesetzten Biologika bedeutet eine starke Immunsuppression.

Wiedermann-Schmidt stellte dazu grundsätzlich fest: "Insgesamt geht es bei den Impfungen am ehesten um die Lebendimpfstoffe (vor allem Masern, Mumps und Röteln sowie Varicellen; Anm.)." So kann es notwendig sein, einen Abstand zwischen der immunschwächenden Therapie und einer neuen Impfung einzuhalten. Das ist von der jeweils durchgeführten Therapie abhängig. In vielen Fällen - zum Beispiel bei einer Rheumatherapie mit Biologika - kann bei Bedarf eventuell vorübergehend die Dauerbehandlung auch ausgesetzt werden, um eine Immunisierung zu ermöglichen. Bei schwerer Immunsuppression sollten Lebendimpfstoffe nicht verabreicht werden. Es kann aber auch Ausnahmen geben.

Anders ist das bei Totimpfstoffen: Keuchhusten, Pneumokokken, Polio-Impfung zum Injizieren, die meisten Influenza-Vakzine, Hepatitis-Vakzine etc. Bei solchen Impfungen können Laboruntersuchungen (Titeruntersuchungen auf Antikörper im Blut) wichtig werden, um festzustellen, ob sich der gewünschte und erforderliche Impferfolg durch die Bildung von ausreichend schützenden Antikörpern eingestellt hat. Das gewährleistet erst den Schutz.

Oft langfristig planbar

"Kandidaten für eine Organtransplantation sowie Empfänger von Organtransplantaten haben ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten. Daher muss dafür gesorgt werden, dass alle SOT-Kandidaten (Personen vor Organstransplantationen; Anm.), aber auch alle Familien- und Kontaktpersonen inklusive Health Care Workers, über einen kompletten Impfstatus vor Transplantation verfügen", so die Empfehlungen.

Die österreichischen Experten schrieben zu Patienten, welche Spenderorgane erhalten sollen oder erhalten haben: "Abgesehen von der Tatsache, dass alle Impfungen entsprechend dem Österreichischen Impfplan vor Transplantation gegeben/aufgefrischt werden sollen, sind alle inaktivierten Impfungen auch nach SOT (Transplantation von "soliden" einzelnen Organen; Anm.) sicher. Bei chronisch Kranken, zum Beispiel Personen mit schlechter werdender Nierenfunktion und in Sicht kommender Notwendigkeit von Dialyse und/oder Organtransplantation, lässt sich der Impfschutz bereits längerfristig optimieren, bis der "Ernstfall" eintritt.

Weitgehend unbedenklich sind inaktivierte Impfungen (Vakzine aus abgetöteten Viren oder Bakterien, Proteinprodukten oder gentechnisch erzeugten Proteinen). Beispiele dafür sind jene gegen Influenza (bis auf eine Vakzine), Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Hepatitis A und B und HPV. Nach einer Organtransplantation sollten die meisten von ihnen erst nach den ersten drei bis sechs Monaten (neuerlich) erfolgen. Doch für die Influenza gilt das nicht: "Einzige Ausnahme ist die inaktivierte Influenzaimpfung, die bereits einen Monat nach Transplantation (in Abhängigkeit von der Influenzasaison) gegeben werden kann", heißt es in dem Konsensuspapier der österreichischen Wissenschafter.

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