Sorgt Ronaldo für den
nächsten Fußball-Skandal?

Das größte Datenleck der Sportgeschichte, "Football Leaks", könnte nun auch den mehrfachen Weltfußballer Cristiano Ronaldo in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Im Datensatz mit Millionen geheimer Dokumente zum modernen Profifußball taucht auch sein Name auf und gibt Anlass dazu, dass die spanischen Finanzbehörden nun aktiv gegen Ronaldo vorgehen.

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Football Leaks - Sorgt Ronaldo für den
nächsten Fußball-Skandal?

Als Cristiano Ronaldo vor einem Jahr im Champions League-Finale den alles entscheidenden Elfmeter für Real Madrid verwertet, ahnen nur wenige, dass dieser eine Kick auf den Ball für ihn selbst, seine Mitspieler und den Trainer schlappe 30 Millionen Euro wert ist. Der 32-jährige Portugiese kassiert nämlich zusätzlich zu seinem jährlichen Grundgehalt von 33 Millionen Euro für den Gewinn der europäischen Königsklasse exakt 3,68 Millionen Extrabonus, die 25 Kaderspieler durchschnittlich jeweils 600.000. Der größte Abräumer an diesem Abend im Mailänder San Siro-Stadion aber heißt Zinedine Zidane. Der ehemalige Welt- und Europameister mit Frankreich ist zwar erst seit Jänner 2016 Cheftrainer des Weißen Balletts, aber offensichtlich ein Meister bei Vertragsverhandlungen. Sein Jahresgehalt von 5,781.818 Millionen verdoppelt sich nämlich mit diesem einen Ronaldo-Elfer automatisch auf 11,563.636 Millionen Euro.

Öffentlich gemacht hat diese Zahlen, die von Klubs wie Real Madrid normalerweise wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden, das größte Datenleck der Sportgeschichte: die „Football Leaks”. Ende September 2015 waren auf einer Internet-Plattform plötzlich die ersten Kopien von Spielerverträgen aus der portugiesischen Liga aufgetaucht, dazu streng geheime Nebenabsprachen zwischen dubiosen Spielervermittlern und den Klubs sowie abenteuerliche Dokumente über offenbar illegale Millionentransfers in Steueroasen in der Karibik. In den nächsten Wochen legten die Whistleblower mit schöner Regelmäßigkeit nach, präsentierten einen Vertrag nach dem anderen, die betroffenen Spieler wurden immer prominenter.

Geheime Machenschaften offenbart

Unter Führung des deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel” hat das Recherchenetzwerk „European Investigative Collaborations” (EIC) schließlich Kontakt zu den Betreibern der „Football Leaks”-Plattform gesucht und gefunden. Das Ergebnis: ein Datensatz von 1,9 Terrabyte mit insgesamt 18,6 Millionen Dokumenten über die geheimen Machenschaften im modernen Profifußball, in dem Spieler wie Marionetten herumgeschoben und immer absurdere Gagen, Ablösesummen und Vermittlerprovisionen gezahlt werden. Die Geschichte der „Football Leaks” der beiden „Spiegel”-Journalisten Rafael Buschmann und Michael Wulzinger ist dieser Tage auch in Buchform erschienen (Deutsche Verlags-Anstalt, 17,50 Euro). Die erste Auflage ist inzwischen ausverkauft.

Fast ein Jahr lang wurden die geheimen Datensätze ausgewertet, im Dezember 2016 schließlich die ersten Ergebnisse in einer konzertierten Aktion europaweit veröffentlicht. Dabei stellte sich heraus, dass Superstars wie Cristiano Ronaldo von den Klubs tatsächlich nicht nur mit schier unglaublichen Traumgagen verwöhnt werden, sondern dass die Millioneneinkünfte steuerschonend quer über den Globus verschoben werden. So soll Cristiano Ronaldo nach den „Football Leaks”-Daten zum Beispiel zwischen 2009 und 2014 internationale Werbeeinnahmen von über 75 Millionen in einer Briefkastenfirma auf den Virgin Islands zwischengeparkt haben.

(Zu) Späte Reue?

Zunächst hatten das Management und die Anwälte von Cristiano Ronaldo die Echtheit der „Football Leaks”-Dokumente noch bestritten, schließlich eine Steuererklärung über 230 Millionen Euro für das Jahr 2015 veröffentlicht. Offenbar zu spät: Die spanischen Finanzbehörden haben in dieser Woche das Ergebnis ihrer monatelangen Recherchen der Staatsanwaltschaft in Madrid übermittelt. Darin wird dem vierfachen Weltfußballer des Jahres Steuerhinterziehung von mindestens 15 Millionen Euro vorgeworfen. Das ist vier Mal so viel wie im Steuerfall Lionel Messi. Und der Argentinier wurde dafür in letzter Instanz soeben zu 21 Monaten bedingter Haft verurteilt.