Flughafen Wien - Ofner warnt vor drohendem Verkehrsinfarkt

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Problematisch sieht Ofner auch die Bemühungen der EU-Kommission zur Neuordnung der Tarifbestimmungen.

"Man soll an den Grundfesten der Tarifregelung nicht rütteln", so Ofner im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag. Er befürchtet eine Neuregelung des Tarifregimes durch die EU-Kommission und eine Zentralisierung der Kompetenzen. Derzeit können EU-Mitgliedstaaten ihre Flughafentarife innerhalb eines gesetzlichen Rahmens selbst bestimmen.

Im Rahmen der Steuerreform wünscht sich Ofner von der Politik eine vollkommene Abschaffung der Ticketsteuer. Die Halbierung habe bereits das Verkehrs- und Passagierwachstum stark begünstigt und Österreich eine zusätzliche Wertschöpfung von 500 Mio. Euro gebracht. Eine völlige Tilgung würde vor allem Billigfluglinien entlasten und dem Finanzminister noch mehr Einnahmen bringen, sagte er.

Auch ein rascher Aktionsplan für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur steht im Forderungskatalog der Flughafen Wien AG. Konkret werden Umfahrungen zur Entlastung der umliegenden Ortsdurchfahrten, eine Hochleistungsstrecke zwischen Flughafen - Bruck/Leitha - Budapest/Bratislava sowie die "Ertüchtigung" des Schienennetzes im Raum Wien gefordert. Letzteres soll eine höhere Frequenz des CAT (City Airport Train) ermöglichen, dessen Passagierwachstumsrate bei 20 Prozent liegt. "Wenn nicht rechtzeitig die Verkehrsinfrastruktur rund um den Flughafen ausgebaut wird, dann droht tatsächlich ein Verkehrsinfarkt."

AUA-Umflottung ist eine gute Entscheidung

Die letzte Woche angekündigte AUA-Umflottung - die AUA ersetzt bis 2021 ihre Dash-Turboprop-Flieger durch größere Airbusse und fliegt aus den Bundesländern nicht mehr selbst nach Deutschland - ist "aus Wiener Perspektive eine gute Entscheidung und positive Entwicklung für den Standort", sagte Flughafen-Wien-Vorstand Julia Jäger am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Ich rechne damit, dass bis 2021 mehr als eine Million Passagiere zusätzlich mit der Austrian in Wien fliegen werden." Und weiter: "Aus meiner Sicht sollte das nicht unmittelbar verbunden sein mit Reduktionen der Kapazitäten in den Bundesländer-Flughäfen", sagte Jäger. So sei ja bereits angekündigt worden, dass die Deutschland-Flüge aus den Bundesländer-Hauptstädten von Eurowings übernommen werden sollen. "Die Verbindungen von den Bundesländer-Flughäfen nach Wien sind uns wichtig und wir werden uns sehr engagieren, dass diese Flüge auch erhalten bleiben. In Summe gehe ich davon aus, dass das Österreich als Luftfahrt-Standort stärken wird", sagte Jäger.

Dass der Flugverkehr zwischen der EU und Großbritannien durch einen harten Brexit zusammenbrechen wird, glaubt Jäger nicht. "Persönlich fehlt mir die Vorstellung davon, dass am Tag nach dem harten Brexit keine Flugzeuge mehr von der EU nach England aufbrechen oder umgekehrt. Es haben sowohl England als auch die EU erklärt, dass die Luftfahrt zu den Bereichen gehört, die prioritär für Einzelabkommen behandelt werden."

Flughafen-Vorstand Günther Ofner geht davon aus, dass der Wiener Flughafen seine Passagierzahl heuer um ein Zehntel auf rund 30 Millionen Passagiere steigern wird, bis 2025 soll das Passagieraufkommen auf 35 Millionen steigen und bis 2030 auf 40 Millionen. "Wir werden in Kürze 25.000 Beschäftigte am Standort haben -möglicherweise schon 2019, allerspätestens aber mit der Eröffnung des neuen Office Parks im Mai 2020 werden wir diese Schallmauer durchbrechen."

Dafür seien heuer Investitionen von rund 240 Mio. Euro geplant. "Das betrifft den Weiterbau des Office Parks, das betrifft die Projektentwicklung im Terminalbereich - Umbau Terminal 2, Süderweiterung, Revitalisierung Pier Ost -, das betrifft aber auch ein neues drittes Hotel am Standort." Geplant sei ein Low-Budget-Hotel mit 300 bis 400 Zimmern. "Es hat über 60 Bewerbungen gegeben. Es wurde jetzt eine Shortlist der letzten fünf gemacht und wir werden in den nächsten Tagen die Entscheidung treffen, wer den Zuschlag bekommt." In die Erneuerung und Erweiterung der Sicherheitssysteme sollen in den kommenden drei Jahren 10 Mio. Euro investiert werden. "Zur Zeit ist das Vergabeverfahren im Laufen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Monaten den Zuschlag erteilen können", sagte Jäger.

Der Umbau des Terminals 2 soll laut Jäger in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Vor allem das Dach müsse erneuert werden. "Der Terminal 2 ist 1960 in Betrieb gegangen und dementsprechend an sein Lebensende gelangt." Man werde auch eine neue Lounge bauen, eine zentrale Sicherheitskontrolle und vier neue Gepäckausgabebänder. Die Bauarbeiten sollen aber nicht zu mehr Verspätungen führen. "Im Gegenteil: Wir werden bis zu 100 zusätzliche Mitarbeiter in der Sicherheitskontrolle aufnehmen."

Beim Thema dritte Piste gebe es nichts Neues zu berichten, sagte Ofner. "Derzeit liegt die Sache zur Entscheidung beim Verwaltungsgerichtshof. Wir hoffen, dass es im ersten Halbjahr eine Entscheidung geben wird." Sollte es keine dritte Piste geben, "dann wird man den Mangel verwalten", sagte Ofner. "Es muss dann bewirtschaftet werden, wer überhaupt in Wien landen oder starten kann." Selbst bei idealen Voraussetzungen werde eine dritte Piste nicht vor 2030 verfügbar sein. Jäger zeigt sich jedoch "optimistisch, dass wir in die Nähe der 40 Millionen Passagiere auch im Zwei-Pisten-System kommen können."

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