Flüchtlinge: Europas Männer-Problem

Unverhältnismäßig viele männliche Flüchtlinge könnten Gesellschaften destabilisieren

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Fakten - Flüchtlinge: Europas Männer-Problem

Die Forschung habe ergeben, dass männerdominierte Gesellschaften „anfälliger für starke Gewalt, Aufruhr und Misshandlung von Frauen“ sind, schrieb Hudson in einem Beitrag für das Online-Magazin „Politico“.

Zwar sei es verständlich, dass viele junge Männer vor Konflikten und Kriegen fliehen würden, würden sie doch häufig dazu gezwungen, auf der einen oder anderen Seite mitzukämpfen. Dennoch sollten Regierungen die Geschlechterverteilung unter den Migranten und in weiterer Folge in den Gesellschaften im Auge behalten und versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen, empfiehlt die Forscherin.

Kanada lässt Männer nicht mehr einreisen

Die kanadische Regierung hat die dadurch drohende Gefahr für die innere Sicherheit erkannt und auch bereits darauf reagiert. Seit Beginn dieses Jahres werden nur mehr Frauen, begleitete Kinder und Familien aus Syrien akzeptiert, unbegleitete minderjährige Buben und allein reisende erwachsene Männer sind von der Einreise ausgeschlossen. Freilich tut sich Kanada da etwas leichter als Österreich oder Deutschland, da sich der Migrationsdruck aus den USA in Grenzen hält und Flüchtlinge aus den Krisenregionen der Welt aktiv geholt werden müssen.

Dennoch – oder gerade deshalb – empfiehlt sich, auch in Europa nicht die Augen vor den durch den Männerüberhang drohenden Gefahren zu verschließen. Terroranschläge, die überwiegend von unverheirateten und kinderlosen jungen Männern ausgeführt werden, sind dabei nur ein Teil der Gefahren.

Mehr Männer = Mehr Gewalt

Wie Hudsons Forschungsergebnisse zeigen, hängen Geschlechterverhältnisse in Gesellschaften signifikant mit Gewalt und Eigentumsdelikten zusammen. Auch die Entstehung von kriminellen Banden und sogar regierungsfeindlichen Bewegungen wird durch ungleiche Geschlechterverhältnisse gefördert. Wenn junge Männer bei der Familiengründung scheitern, verstärken sich diese Probleme, erst recht bei durch Krieg, Flucht und Ausgrenzung in der neuen Heimat ohnehin bereits häufig psychisch labilen Migranten, schreibt Hudson weiter.

Dass sich in männerdominierten Gesellschaften die Situation für Frauen verschlechtert, liege da auf der Hand. Delikte wie sexuelle Belästigung bis hin zu Vergewaltigung nehmen zu und über kurz oder lang schränkt das die Freiheit der Frauen, sich ohne Angst überall zu bewegen, ein.

Auch Demokratien gefährdet

In früheren Untersuchungen hat Hudson bereits dargelegt, dass man den Grad der Friedlichkeit eines Landes an der Ausprägung der Frauenrechte und der Gleichstellung ablesen kann. Ihre Erkenntnisse ergaben sogar, dass Demokratien mit einem hohen Anteil an Gewalt gegen Frauen unsicherer und instabiler sind als autoritäre Staaten. „Je größer die Kluft zwischen den Geschlechtern in einer Gesellschaft ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Land in inner- und zwischenstaatliche Konflikte hineingezogen wird und desto wahrscheinlicher wird dieses Land in diesen Konflikten gewalttätiger agieren, schrieb sie bereits 2012 in einem Gastbeitrag in „Foreign Policy“. „Was Frauen passiert, beeinflusst Sicherheit, Stabilität, Wohlstand, Kriegslust, Korruption, Gesundheit, Regierungsform und die Macht des Staates“, resümierte sie.

Ihren Beitrag zur Flüchtlingskrise schloss Hudson mit einer eindeutigen Handlungsempfehlung: Alle Länder sollten den kanadischen Weg sorgfältig prüfen und vielleicht auch übernehmen.