So gefährlich sind die
Ostsee-Bakterien wirklich

Der Cholera-Erreger (siehe Bild) gehört zur Gattung der Vibrionen

Ein Bad in der Ostsee kann derzeit gefährlich werden. Die fleischfressenden Bakterien (Vibrionen) haben im Sommer 2019 in Mecklenburg-Vorpommern bereits ihr erstes Opfer gefordert. Wie akut die Gefahr ist und was Sie darüber wissen sollten.

von Vibrionen - So gefährlich sind die
Ostsee-Bakterien wirklich © Bild: iLexx/istock

1. Was genau sind Vibrionen?

Vibrionen sind sogenannte Stäbchenbakterien. Zur Gattung gehören verschiedene Spezies, zwölf davon – darunter auch der Erreger der Cholera – können für den Menschen sehr gefährlich werden.

2. Warum werden Sie fleischfressende Bakterien genannt?

Weil sie über die Haut in den Körper gelangen, zum Beispiel über offene Wunden. Sie führen zu schweren Wundinfektionen und Sepsis. Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, geschwächtem Immunsystem und offenen Wunden. Die Vibrionen können allerdings auch über die Nahrung oder das Trinkwasser aufgenommen werden, dann verursachen sie Symptome im Magen-Darm-Trakt. Wichtig: Das Krankheitsbild, das Vibrio-Bakterien verursachen, richtet sich nach der Eintrittspforte.

3. Wie kommt es zu der Verseuchung durch Vibrionen?

Schuld daran sind die hohen Temperaturen. Aufgrund der langanhaltenden Wärme hat sich das Wasser der Ostsee aufgeheizt – gute Lebensbedingungen für Vibrionen. Sie vermehren sich insbesondere bei Wassertemperaturen über 20°C, bei niedrigeren Temperaturen befinden sie sich vor allem im Meeresboden. Obwohl Infektionen mit Bakterien der Gattung Vibrio verhältnismäßig selten sind, erregen sie aufgrund ihres teilweise dramatischen Ausgangs oft einiges Aufsehen. So auch jetzt, als eine ältere Frau, die zur Risikogruppe der immungeschwächten Personen gehörte, aufgrund einer Infektion verstarb.

4. Wie viele Tote gibt es durch Vibrionen-Infektionen?

Im Super-Sommer 2018 zählte das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern 18 Erkrankungen, davon drei Sterbefälle. Zum Vergleich: 2003 infizierten sich zwei Badende an den Erregern, einer starb. Im Jahr 2019 registrierte die Behörde seit Juni vier Erkrankungen durch Vibrionen-Infektionen und einen Todesfall, wie die "Ostesee Zeitung" berichtet.

Passend zum Thema: Hygiene - Diese Gefahren lauern in unseren Schwimmbädern

5. Wie können wir gegen Vibrionen vorbeugen?

Trotz der tendenziell steigenden Erkrankungszahlen in den vergangenen Jahren, gehört die Untersuchung auf Vibrionen nicht zum standardmäßigen Untersuchungsprogramm der deutschen Kreis-Gesundheitsämter. Die Untersuchungen auf Vibrionen erfolgen zusätzlich. Bis Anfang September werden etwa alle 14 Tage Proben genommen, um die Badenden im Fall eines erhöhten Risikos zu warnen oder ganz vom Wasser fernzuhalten.

6. Was sollen Badegäste beachten?

Ärzte raten Menschen mit kleinen Wunden, ein wasserfestes Pflaster aufzukleben. Mit größeren Wunden sollte vorsichtshalber einfach nicht gebadet werden. Auch wer eine Operation hinter sich hat, sollte nach Anraten der Mediziner zwei Wochen lang nicht in belasteten Gewässern schwimmen.