Fleischer verrechnen das Aufschneiden der Semmel extra

Dass aufgeschnittene Wurstsemmeln mehr kosten, sorgt teilweise für Empörung

Kauft jemand eine Wurstsemmel, verlangt eine Kremser Fleischerei zehn Cent extra für der Aufschneiden der Semmel. Sie ist damit kein Einzelfall. Der Fleischer verteidigt den höheren Preis, damit werde der zusätzliche Arbeitsaufwand abgegolten. Gerechtfertigt oder doch Abzocke?

von
Extrawurst - Fleischer verrechnen das Aufschneiden der Semmel extra

Die Diskussion erinnert an die Debatten über einen Preis für Leitungswasser und eine Gebühr für das Handy-Aufladen in der Gastronomie: Welche Serviceleistungen sind in bestimmten Bereichen "selbstverständlich" und wofür darf man extra Geld verlangen? Erneut diskutiert wird das nun aufgrund eines Aufpreises für das Aufschneiden von Semmeln in Fleischereien. Wie die "Niederösterreichischen Nachrichten" berichten, hatte eine Kundin in Krems dafür überhaupt kein Verständnis. Sie kaufte in der dortigen Fleischerei Winkler-Langgartner eine Wurstsemmel und zwei leere Semmeln. Erst am Nachhauseweg bemerkte sie auf der Rechnung, dass die aufgeschnittene Semmel um zehn Cent teurer war (50 statt 40 Cent).

"Dann hätte ich mir die Semmel selbst aufgeschnitten"

Die Frau reagierte empört. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir die Semmel selber aufgeschnitten", sagte sie der NÖN. Der Chef der Fleischerei verteidigte den Preisunterschied aber. Der zusätzliche Arbeitsaufwand für das Aufschneiden rechtfertige den Aufpreis "vollkommen". Das sehen nicht alle seine Kollegen so. Mehrere Kremser Fleischereien erklärten, keine Aufschneide-Gebühr zu verlangen, das sei auch nicht sehr kundenfreundlich. Ein zweiter Fleischer in der Stadt hingegen kassiert ebenfalls neun Cent extra. Und wie sieht es im Rest des Landes aus? Einzelfälle sind die beiden niederösterreichischen Betriebe nicht, bei der Mehrheit der Fleischereien ist das Aufschneiden aber noch gratis.

So zeigte ein Test der Arbeiterkammer beim Kauf von Leberkässemmeln, dass nur einer von 17 getesteten Betrieben die "Serviceleistung" Aufschneiden eigens verrechnete. Die niederösterreichische Landesinnung der Fleischer sagte dem "Kurier", der Preisunterschied liege "üblicherweise bei drei bis vier Cent". Sie will zu der Frage jedoch keine Empfehlung abgeben. Jeder Betrieb müsse so kalkulieren, dass er überleben kann. Bisher keine Extra-Preise gibt es in den Feinkostabteilungen österreichischer Supermärkte. Zumindest für die Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny, Adeg) schließt Sprecher Paul Pöttschacher das auch für die Zukunft aus. Es handle sich um ein kostenloses Service.