Innenminister Sobotka hatte sich in einem Gespräch mit der deutschen „Bild“-Zeitung kritisch gegenüber Hilfsorganisationen im Mittelmeer geäußert. Er warf ihnen vor, mit Schlepperbanden vor der libyschen Küste zu kooperieren und forderte Strafen für die "selbsternannten Seenotretter". Natürlich dürfe niemand im Mittelmeer ertrinken. "Wir müssen aber trotzdem unterbinden, dass sogenannte Helfer weiterhin mit ihren Booten in libysche Hoheitsgewässer eindringen und dort die Flüchtlinge von den Schleppern direkt übernehmen."
NGOs weisen Kritik zurück
Die Hilfsorganisation "SOS Mediterranee" nannte die Vorwürfe "mehr als zynisch". Als „völlig haltlos“ bezeichnete Ruben Neugebauer, Pressesprecher der Organisation "Sea-Watch", die Aussage, die Organisationen würden mit Schleppern zusammenarbeiten. Auch zeige man Schlepperbooten nicht mit Scheinwerfern den Weg, wie es der deutsche Innenministers de Maizière sagte. "Unsere Suchscheinwerfer schalten wir nur bei einem konkreten Rettungsruf aus der Notleitstelle in Rom ein", sagte der Sprecher gegenüber der Tagesschau.
350.000 Aufrufe für Video von "Ärzte ohne Grenzen"
Auch die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" dementierte die Vorwürfe. Auf Facebook postete die Hilfsorganisation ein Video in dem sie auf die teils menschenverachtenden Tweets und Kommentare reagieren, die sie auf Facebook bekommen. Der vierminütige Clip soll darüber aufklären wie und aus welchen Gründen "Ärzte ohne Grenzen" auf dem Mittelmeer helfen. Sätze wie "Wenn du einem Ertrinkenden in die Augen blicken würdest, was würdest du tun?" sollen zum Nachdenken anregen. Rund 350.000 Aufrufe hat das Video bereits (Stand 18.07.). Das Abschlussstatement von Matthias Heukäufer, der als Arzt bei zahlreichen Rettungsaktionen im Einsatz war: „Wir helfen den Menschen vor allem in ihren Heimatländern. Aber wenn sie dazu gezwungen sind, ihr Leben auf dem Meer zu riskieren, können wir dabei nicht einfach zugucken. Und Sie?“